Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
Vom Netzwerk:
habe mich geirrt, als ich Antonia …« Seine Gefühle lehnten sich auf gegen das, was er im Begriff war zu sagen. Nach kurzem Besinnen begann er von Neuem: »Als Antonia sich mirzuwandte, habe ich geglaubt, sie hätte den Gedanken an Ihre Rückkehr aufgegeben. Jetzt weiß ich, sie hat während dieser Monate immer nur gewartet und darauf gehofft, dass Sie zu ihr zurückkämen. Die ganze Zeit hat sie an Sie gedacht.«
    »Aber Sie wollten heiraten …«
    »Ich sage doch, es war ein Irrtum!«, erwiderte Tyler zornig. »Antonia liebt mich nicht, das habe ich jetzt begriffen. Gute Nacht.«
    Er ging, ohne Williams Gruß abzuwarten.
    Die Uhr tickte. Charlene und Joshua hatten begonnen, das Gepäck hinunterzutragen. Es wurde Zeit, Joshua durfte nicht länger in Charles Town bleiben, so hatte es der Richter angeordnet. Nachdem er die schweren Koffer auf die Kutsche geladen hatte, kam er zu Antonia in den Salon. »Wir müssen fahren, Ma’m. Der Constable wird morgen zur Plantage kommen und überprüfen, ob ich mich an die Auflage halte.«
    »Gut, Joshua, machen wir uns auf den Weg.« Sie nahm die Mappe vom Schreibtisch. »Hier, Nathan soll diese Papiere morgen bei der Bank abgeben. Und dies muss er Richter Jones persönlich überbringen.« Sie unterzeichnete rasch das Gerichtsschreiben. Als sie es falten wollte, hielt sie inne, gab es Joshua und sagte mit schwachem Lächeln: »Lies!«
    Er überflog den Brief, sah auf, nickte wortlos. Dann tat er das Schreiben zu den übrigen Postsachen und ging hinaus. Seine äußere Gelassenheit täuschte. Nachdem er auf dem Gerichtsschreiben Williams Namen gelesen hatte, konnte er seine Aufregung nur mit Mühe verbergen. Er hätte nicht sagen können, warum, aber plötzlich schien es, als kämen die Dinge in Bewegung. Die Wochen im Gefängnis hatte er in trostlosem Warten zugebracht, wenn auch in dem Bewusstsein, Rovena nahe zu sein. Nun wurde er durch richterliche Anordnung auf die Plantage verbannt und durfte nicht einmal den Versuch unternehmen, sie zu sehen. Und doch schöpfte er auf einmal wiederHoffnung und begann, entgegen aller Vernunft, an die Rettung seiner Frau zu glauben – nur weil der Engländer Spencer zurückgekehrt war!
    Er ging hinaus zu der wartenden Kutsche, die Charlene mit Kissen und Decken für die Heimreise herrichtete. Als er seiner Mutter erzählte, was in dem Brief stand, entgegnete sie düster: »Oh, ich hab’s gewusst! Ich hab meine Missy nur angesehen, und mir war klar: Es ist Marshall!« Sie schüttelte missbilligend den Kopf. »Der Schuft ist also zurückgekehrt.«
    »Mum, bitte!«
    »Er macht sie unglücklich, Josh. Nein, er hat es nicht verdient, dass sie ihn liebt.«
    »Hör mal, Mum, du verstehst das nicht.«
    »Was gibt’s da zu verstehen, wenn ein Kerl sein Mädel mit ’nem Kind sitzen lässt? Oder glaubst du, er hätte nicht gewusst, wie’s um sie steht? Na, das muss einer erst mal fertigbringen!«
    »Er hat viel für die Plantage getan«, hielt Joshua dagegen. »Er war ein guter Verwalter.«
    »Keiner sagt, er wär kein guter Verwalter.«
    »Auch für uns hat er viel getan.«
    »Allerdings, mein Sohn: Er hat dich in große Schwierigkeiten gebracht.«
    »Wie kannst du das sagen! Hat er mich nicht für eintausend Pfund aus dem Kerker geholt?«
    »Und warum bist du im Kerker gelandet? Warum hat es Mr. Hocksley auf dich abgesehen, Joshua? Nur wegen dieser Schießerei im letzten Herbst. Er hat dir das nicht verziehen.«
    »Das ist doch nicht Mr. Marshalls Schuld.«
    »Er hätte dich nicht mit hineinziehen dürfen. Sollen die Weißen ihre Streitereien unter sich ausmachen. Was geht uns das an?«
    Er wusste, es hatte keinen Sinn, ihr zu widersprechen. Sie würde die große Ungerechtigkeit anprangern, und am Schluss hieße es wieder, als Schwarzer müsse er wissen, wo sein Platzsei. Aber er wusste es eben nicht! Er war ein freier Mann, Sohn eines weißen Pflanzers, Bruder dreier schneeweißer Pflanzertöchter. Doch ein Wort von einem dieser Sklavenhalter genügte, und er und seine Angehörigen wurden rechtlose Opfer einer unmenschlichen Willkür. Wo war nur sein Platz in dieser Welt?
    Charlene spürte seinen Zorn, auch ihre eigene Verbitterung spürte sie und eine unerklärbare Schuld, dass sie ihn in diese Welt geboren hatte. Wenn sie nur wieder auf Legacy, wenn sie nur endlich zu Hause wären!
    Antonia kam und ließ es sich von Charlene in den Polstern bequem machen. Den Kopf zur Seite gewendet, blickte sie abwesend aus dem Fenster. Nathan hängte zwei

Weitere Kostenlose Bücher