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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Laternen vorne an den Wagenkasten. Dann gab Joshua den Befehl zur Abfahrt, und die Kutsche setzte sich in Bewegung.

47.
    Quinn lauschte in das stille Haus. Er war von den Stallungen herübergelaufen, plötzlich von Sorge gepackt, in seiner Abwesenheit könnte etwas Furchtbares geschehen sein. Im Arbeitszimmer hatte er nur Marcus angetroffen, der mit dem Kopieren einiger Schriftstücke beschäftigt war. Darum ging er hinauf, um in den Herrenzimmern und in den oberen Schlafräumen nachzusehen. Nach dem Rundgang kam er zurück in den Salon, aber beruhigt war er noch nicht. Reed war nicht ausgeritten, er hatte auch keinen Wagen angefordert, wo also konnte er sein?
    Draußen plätscherte die Fontäne. Quinn trat auf die Gartenterrasse, wo ihn ein Dunst feinsten Sprühwassers umfing, der die Luft um das Bassin angenehm kühlte. Er setzte sich auf die Steinumfassung und beobachtete einen schwarzen Salamander, der dicht unter der Wasseroberfläche durch das Becken schwamm, ehe er geschmeidig unter ein Seerosenblatt glitt.Quinn spürte, wie sich seine Anspannung löste. Er nahm sich vor, nicht ständig die Nerven zu verlieren beim Gedanken an mögliche Zwischenfälle. Reeds Zustand verschlechterte sich, daran war nichts zu ändern. Quinn konnte nicht mehr tun, als wachsam sein.
    Durch den Säulenumgang klangen entfernt Stimmen. Rasch ging er durch die Kolonnaden zur Eingangsseite und sah Reed vor dem Haus im Gespräch mit Crossbow. Roscoe war auch da, an eine Säule gelehnt schien er der Unterhaltung gelangweilt zu folgen. In der Auffahrt stand die schäbige Kutsche von Elverking, einer der Haussklaven döste auf dem Kutschbock. Also hatte Crossbow noch keinen neuen Stallmeister gefunden, dachte Quinn nicht ohne Befriedigung.
    Als er näher kam, hörte er Reed in gereiztem Ton zu Crossbow sagen: »Es war vereinbart, dass Sie mir Ersatz liefern für die vierzehn Sklaven, die im Work House auf den Prozess warten.«
    »Und woher sollte ich die nehmen?«
    »Das ist Ihre Sache. Jedenfalls darf die Produktivität meiner Pflanzungen nicht sinken.«
    »Aber, Sir, wenn der Mann, wie er behauptet, dem Gericht den Täter benennen kann, kriegen Sie Ihre Nigger doch zurück. Ich meine, dann wäre es unnötig … «
    »Ich werde nicht auf die Entscheidung des Gerichts warten. Es ist Erntezeit, auf Stratton brauche ich volle Arbeitskraft. Liefern Sie mir bis übermorgen vierzehn erwachsene Sklaven für die Feldarbeit. Sollten meine Schwarzen aus dem Work House freikommen, erhalten Sie die Ersatzlieferung zurück.«
    »Sir, ich wollte mich nicht meiner Vertragspflichten entziehen. Ich dachte nur, es interessiert Sie vielleicht, dass in der Mordsache das letzte Wort noch nicht gesprochen ist.«
    »Glauben Sie denn, dieser Mann sagt die Wahrheit?«, fragte Reed skeptisch. »Ich meine, nannte er irgendwelche Beweise, auf die er seine Behauptung stützt?«
    Crossbow schüttelte den Kopf. »Nein, Sir, aber ich kenne den Mann. Er blufft nicht.«
    »Wieso meldet er sich erst jetzt? Seit dem Mordfall ist reichlich Zeit vergangen.«
    »Er war eine Weile verschwunden, zuvor hatte er für Mr. Hocksleys Schwägerin als Verwalter gearbeitet. Wie es aussieht, ist er zurückgekommen, weil Mrs. Lorimer mit ihren Niggerfreunden Schwierigkeiten bekam. Er nennt sich Marshall. Ein Kriegsveteran. Unangenehmer Bursche.«
    Quinn bemerkte, dass Roscoe schlagartig seine lässige Haltung aufgab, den Platz bei der Säule verließ und sich seinem Freund Reed zur Seite stellte. »Ich glaube, Mr. Crossbow wollte uns mitteilen, dass der Colonel in der Stadt ist«, sagte er gedehnt, woraufhin Reed bedeutungsvoll nickte.
    »Danke, Mr. Crossbow, das wäre dann alles«, entließ er den Subverwalter. Crossbow verbeugte sich zum Abschied, seinen vormaligen Fuhrknecht Quinn bedachte er mit einem gehässigen Blick, ehe er sich in seinen Wagen wuchtete und dem Kutscher die Abfahrt befahl.
    Roscoe wollte Reed ins Haus folgen, als Quinn zu ihm sagte: »Kann ich Sie sprechen, Lieutenant?«
    Roscoe zuckte die Schultern. »Von mir aus.«
    »Gut. Gehen wir in die Loge.«
    In der Halle, gleich neben dem Eingang, führte eine gewundene Stiege zur Pförtnerloge im Souterrain, deren Fenster den Platz vor dem Portikus überblickten. Im Schatten unter der Säulenvorhalle bekam der Raum wenig Tageslicht. Quinn entzündete nach ihrem Eintreten daher zunächst die Kerzen in den Wandlampen. Die blanken Reflektoren leuchteten auf und spiegelten ihr Licht in den verglasten Wandschränken, in denen

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