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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Stratton vorgenommen hatten.«
    »Und? Hab ich es vielleicht vergessen? Ich bin aufgestanden, wir werden zu dieser gottverdammten Pflanzung reiten, und ich kann dort ein bisschen den Verwalter spielen. Zufrieden?«
    Zadia hatte sich ihm entwunden und war von seinem Schoß geglitten, Roscoe zerrte sie roh zurück, aber rasche Bewegungen hatten bei seiner Verfassung ihre Tücken; er wäre beinahe mit dem Stuhl umgekippt und musste sich am Tisch festhalten. Zadia konnte sich befreien und war wie der Wind zur Tür hinaus.
    »He, du sollst hierbleiben!«, brüllte ihr Roscoe hinterher.
    Reed sagte in ungewohnt schneidendem Ton: »Um dir Respekt zu verschaffen, solltest du dich um etwas mehr Würde bemühen. Im Übrigen ist das Mädchen für dich tabu, Oliver. Sie gehört Quinn.«
    »Ich weiß, dass sie ihm gehört.« Roscoe grinste. »Das ist der Spaß daran.«
    »Wenn du ein Mädchen willst, kaufe ich dir eine kleine Schwarze.«
    »Nicht nötig, diese hier gefällt mir.«
    »Nein, diese lässt du in Ruhe, Oliver!«
    »Na schön, ich lass sie in Ruhe.« Roscoe hob lässig die Hand an die Schläfe. »Zu Befehl, Captain Reed, Sir!«
    »Was ist denn hier los?«
    »Ah, guten Morgen, Mr. Quinn. Ich fürchte, Mr. Roscoe ist in übler Katerstimmung.«
    »Kunststück! Wie viele Flaschen haben Sie gestern Abend mit nach oben genommen, Lieutenant? Drei, vier? Waren es vielleicht fünf ?«
    »Ach, fick dich, Gabriel! Was soll man hier schon tun, außer sich besaufen?«
    »Wie wär’s mit Schießübungen?«
    Roscoe und Quinn wechselten einen Blick, was Reed nicht entging. Ein kalter Schatten glitt über sein Gesicht, dann sagte er zu Quinn: »Die Reismühle von Stratton muss inspiziert werden. Ich möchte, dass Sie Lone Star für Mr. Roscoe satteln.«
    »Mein Captain, Sie wissen, Lone Star ist für einen fremden Reiter heikel …«
    »Keine Sorge, Mr. Roscoe reitet jedes Pferd.«
    »Sag ich doch«, warf Roscoe grinsend ein.
    Quinn überging die Bemerkung, er fragte Reed: »Sir, welches Pferd möchten Sie reiten? Einen Hunter?«
    »Nein. Mr. Roscoe reitet alleine nach Stratton. Er kommt dann zum Sattelplatz hinunter. Das wäre alles, Mr. Quinn.«
    Verblüfft, so kurz und unverbindlich abgefertigt zu werden, machte Quinn kehrt und nahm den Weg durch die Kolonnaden hinaus.
    Reed trank seinen Tee aus und stellte die Tasse wieder akkurat auf das für ihn vorgesehene Gedeck auf dem Frühstückstisch. Dann ging er zur Tür, ließ den Blick zum Flussufer und zu den Rasenterrassen schweifen. In der Entfernung waren Gärtner damit beschäftigt, die symmetrischen Buchshecken des Formalen Gartens zu beschneiden. Näher beim Haus mähten Männer mit Sensen den Rasen. Reed sah ihnen zu, seine Augen folgten ihren gleichmäßigen, ausgreifenden Bewegungen,dem harmonischen Wechsel der auf- und abschwingenden Sensen.
    Roscoe schob ohne Appetit den Teller fort. Auf ein stummes Zeichen Castors räumten die Diener eilends Geschirr und Speisen ab und zogen sich zurück. Nach einem letzten Blick zu seinem Herrn ging Castor hinaus und schloss leise die Tür.
    Roscoe beobachtete Reed, der schon eine Weile reglos am Fenster stand. Seufzend stand er auf und ging zu ihm, legte ihm eine Hand auf die Schulter und sah mit ihm hinaus zu den Schnittern. »Warum willst du nicht mitkommen?«, sagte er leise. »Es ist so ein schöner Tag. Wenn wir in Stratton fertig sind, könnten wir weiterreiten zu den Dörfern am Fluss. Heute ist Markttag, sicher gibt es irgendwo Hahnenkämpfe. Wir trinken mit den Leuten, haben ein bisschen Spaß. Komm, Algie, sag was.«
    Langsam drehte Reed sich um. Er schob Roscoes Hand von seiner Schulter, dabei sah er ihn an, als versuchte er, sich an etwas zu erinnern.
    Roscoe zögerte – nein, es war keine Absence wie so häufig in der letzten Zeit. Reed war klar und ganz bei ihm. Und doch war etwas anders. »Was ist los, Algernon?« Wie es seine Art war, hob er fragend die Brauen – und Reed tat es ihm nach! Für einen Moment sah es so aus, als versuchte er, Roscoes Mimik zu imitieren. Dann verlor sein Ausdruck auf einmal jede menschliche Wärme.
    Sofort stieß Roscoe ihn heftig von sich. Reed fing den Stoß ab, ohne zu straucheln. Ein tiefes Grollen drang aus seiner Brust, indem er ein, zwei Sekunden verharrte, dann erfolgte der Angriff mit einer Wucht, die auch Roscoe als erprobter Kämpfer ihm nie zugetraut hätte. Es war, als würde er von einem Raubtier angefallen: Reed stürzte mit ihm nieder und versetzte ihm einen fürchterlichen

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