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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Kurven dahin, ringsum glitzerten Feuchtwiesen und geflutete Reisfelder in der Sonne. Ein Reiter war alleine unterwegs. Manchmal kam ihm ein Fuhrwerk entgegen oder er passierte eine Sklavenkolonne, die einem beladenen Erntewagen folgte. Wenn er anhielt, um das Pferd an einem Wasserlauf trinken zu lassen, schweifte sein Blick von Norden nach Süden, und er wusste, dies ganze Land mit allen Pflanzungen, allen Dörfern und Menschen und Tieren gehörte einem einzigen Mann. Der Reiter war auf dem Weg zu ihm. Fast ein Jahr hatte seine Reise gedauert, nun kam er ans Ziel. Er hatte keine genaue Vorstellung, wie es zu Ende gehen würde. Erst wenn jener Mann vor ihm stand, würde er es wissen. Erst dann.
    Hunderte Sklaven arbeiteten auf den Feldern, Schweiß glänzte auf ihren Gesichtern, während sie die reifen Rispen der Reispflanzen schnitten. In den höher gelegenen Baumwollplantagen trugen die Pflücker riesige Rupfensäcke, deren Last ihnen in die Schultern schnitt. Trotz der Fron in Hitze und Staub hörte man zuweilen Gesang; vielleicht gerade deshalb. Dem Sonnenstand nach musste es elf Uhr sein. Die Aufseher hielten Ausschau nach den Essenskarren. Hier und dort klang blechern der Pausenschlag, die Sklaven durften die Felder verlassen und in langen Reihen zu den Rastplätzen gehen.
    William hatte Charles Town um zehn Uhr verlassen. Erwollte den Ritt von etwa siebzehn Meilen zügig, aber ohne Eile zurücklegen und um die Mittagszeit auf Hollow Park eintreffen. Niemand erwartete ihn, er hatte Zeit, und die Gegend war ihm vertraut. Während des zweiten Feldzugs in den südlichen Provinzen hatten seine Aufklärungseinheiten hier im Grenzbereich zwischen dem besetzten Charles Town und dem rebellischen Hinterland patrouilliert. Der brackige Meergeruch vom Gezeitenwechsel in den Flussniederungen, der heute in der Luft lag, war in seiner Erinnerung untrennbar mit jenen gefahrvollen Kampagnen verbunden.
    Wie gewohnt war er eine Stunde vor Tagesanbruch aufgestanden. Während er sich in der unberührten morgendlichen Stille ankleidete, hatte er sein Leben im Geiste vorüberziehen lassen. Es war eine soldatische Übung zum Ausgleich der Gefühlslage; man zog leichter in die Schlacht im Bewusstsein, dass alles, was dieser Tag für einen bereithielt, nur einen kleinen Teil in der Summe des ganzen Lebens ausmachte. Er besann sich gern auf die klaren Vorgaben des Militärs. Die Strukturen des Heeres hatten ihn geprägt, sie hatten seinen mutwilligen Charakter geformt und ihn vor dem desillusionierten Ennui und den mittelmäßigen Leidenschaften eines zivilen Daseins bewahrt.
    Dies würde sein letzter Feldzug sein. Und danach? Wie sollte er weitermachen, wenn seine Rache vollendet, wenn sein Krieg definitiv zu Ende war? Es gibt immer einen nächsten Krieg, hieß es. Aber nicht für ihn, er wollte mit Antonia ein neues Leben beginnen. Wenn er mit ihr zusammen wäre, könnte er das Leid, das die untilgbare Schmach der Folter ihm auferlegte, leichter ertragen. Aber würde sie ihm verzeihen, dass er sie verlassen hatte? Als er fortging, hatte er sich verboten, an das Kind zu denken; es war schlimm genug gewesen, sich Antonias Lage vorzustellen, nachdem er sie geschwängert und sich dann davongemacht hatte. Damals hatte er nicht vorgehabt, zu ihr zurückzukehren. Konnte er es wagen, vor sie hinzutreten?
    In der mittäglichen Hitze erstarben die natürlichen Geräusche, nur der Gesang der Zikaden tönte in betäubender Monotonie aus den Zedern und Weißeichen an der Zufahrt nach Hollow Park. William ließ das Pferd im Schritt weitergehen. Nach einer Viertelmeile endete die Allee an einem ovalen Platz, dahinter lag das Herrenhaus. Das Anwesen hätte einen verlassenen Eindruck gemacht, wäre nicht jeder Weg, jeder Baum und jeder Strauch aufs Sorgfältigste gepflegt gewesen. Auch die Anordnung der Säulenfassade hinter dem elliptischen Vorplatz wirkte sonderbar künstlich, wie die Bühne eines antiken Theaters.
    Er ließ das Pferd zehn Yards vom Haus halten und saß ab. Erst jetzt bemerkte er den schwarzen Wächter, der oben zwischen den Säulen des Eingangs stand. Seiner Haltung und seinen asketischen Zügen nach unverkennbar ein Mougadou, blickte er unbewegt auf den Besucher herab.
    »Sie wünschen, Sir?«
    »Ich möchte Mr. Reed sprechen.«
    Wie harmlos das klang, wie absurd und wie falsch! Er wollte nicht mit Reed sprechen, »ihn stellen« wäre der richtige Ausdruck gewesen. Hier in seinem Haus, am Ort seiner sicheren Zuflucht wollte er ihm

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