Die Plantage: Roman (German Edition)
rief Joshua, reichte ihm den Stock hinauf und klatschte beifällig in die Hände. William schüttelte nur den Kopf und ritt davon.
Die Landstraße nach Fort Wren führte am Fuße einer sichelförmigen Erhebung entlang, die das trockene Hügelland von den sumpfigen Anbaugebieten der großen Reisplantagen trennte. Viele Felder lagen brach. William ließ sein Pferd im Schritt neben dem Stellwagen gehen, während Joshua ihm die Besitzverhältnisse der angrenzenden Pflanzungen erklärte. Sie folgten bereits eine gute halbe Stunde der gewundenen Straße, als ihnen bei einer Wegbiegung ein Reitertrupp entgegenkam. Es war eine Jägerschwadron aus Fort Wren, der in geschlossener Formation an ihnen vorbeiritt, ohne weiter Notiz von ihnen zu nehmen. William war fast gekränkt, dass die Männer in ihm nicht den Soldaten erkannt hatten. Nicht einmal Ghost hatte sie stutzig gemacht.
»Haben Sie das gesehen?«, sagte er zu Joshua. »Wegen Fort Wren brauchen wir uns jedenfalls keine Sorgen zu machen.«
»Oh, ich mache mir keine Sorgen, Sir, bestimmt nicht. Schlimmstenfalls komme ich ohne Sie nach Hause zurück.«
»Sie könnten versuchen, höflicher zu sein, Mr. Robert.« William ließ Ghost angaloppieren, und Ross und Reiter jagten um die nächste Wegbiegung davon.
Joshua war bei dem Unternehmen gar nicht wohl. Als das Fort in Sicht kam, war der Engländer noch nicht wieder aufgetaucht. Joshua hielt auf die Palisaden zu, Sergeant Gallagher, der Wachhabende, ließ ihn nach einem Grußwort passieren, und er fuhr über den Exerzierplatz zu den Stallungen. Kaum war er vom Wagen gestiegen, richtete ihm einer der Burschen aus, er solle sich sofort bei der Kommandantur melden. Im Vorzimmer winkte ihn ein Adjutant in nagelneuer Uniform beflissen weiter: »Kommen Sie gleich mit hinein. Der Colonel erwartet Sie schon.« Also war der Engländer von den Wachen eingelassen worden! Joshua schwankte noch, ob William dadurch in seiner Achtung stieg oder ob Sergeant Gallagher sich nur lächerlich gemacht hatte.
William unterhielt sich indessen in bestem Einvernehmen mit Major-General Carlyle. Er hatte sich dem Garnisonskommandeur als Kriegsveteran vorgestellt, der eine Plantage am Plains River verwaltete. Es gelang ihm, Carlyle davon zu überzeugen, dass die Armee gewissermaßen verpflichtet sei, die Instandsetzung des Plantagenlandes zu fördern, indem sie den Pflanzern die requirierten Pferde zurückgab. Als Joshua und der Adjutant eintraten, unterzeichnete Carlyle bereits die Aufhebung der Requisition.
»Danke, General!«, sagte William. »Männer mit Ihrem Weitblick werden dem Land zu Würde und Wohlstand verhelfen.«
Carlyle fühlte sich geschmeichelt. »Erzählen Sie, Colonel, wo haben Sie gekämpft? Sie sagten, Sie kommen aus dem Norden. Waren Sie in Bunker Hill dabei, in Saratoga?«
William nannte verschiedene Schlachten, die im Verlauf des Krieges eine entscheidende Wendung gebracht hatten. Seiner Darstellung mangelte es auffällig an Siegesfreude, aber nicht an Stolz. Der General war beeindruckt. Als er dann diskret auf den Stock hinwies, verdüsterte sich Williams Miene, sodass der ältere Carlyle ihm beschwichtigend zuredete: »Colonel, ich verstehe Ihre Verbitterung. Aber der Krieg ist vorbei, Sie sind jung und haben Ihr Leben noch vor sich. Amerika braucht Männer wie Sie! Besuchen Sie mich gelegentlich, vielleicht zum Dinner in unserem Offiziersclub, und berichten Sie mir von Ihrer Plantage.«
»Es wird mir eine Ehre sein, Sir!«
Als sie die Kommandantur verließen, war Joshua klar geworden, dass er sich zu Unrecht Sorgen gemacht hatte. Die Unverfrorenheit des Engländers war dieser Umgebung angemessen: Soldat unter Soldaten, war er innerhalb des Forts vollkommen er selbst, souverän, einnehmend, fast sympathisch. Seine Anweisungen wurden zügig ausgeführt, und bald standen alle neunzehn Pferde, dazu vier Mann als Eskorte, zum Abmarsch bereit.
Exakt fünfundzwanzigYards vom Zentrum der Bibliothek entfernt, gab Antonia für Mr. Jordan die Positionsmessungen eines Trägerbalkens an, den sie von der Auffahrt aus durch das Prisma anpeilte. Es gefiel ihr, an der Rekonstruktion ihres Hauses selbst mitzuwirken, und sie nahm ihre Aufgabe sehr genau. Plötzlich hörte sie ein dumpfes Dröhnen und sah sich um. In der Allee waren Reiter aufgetaucht, sie trieben eine Pferdeherde auf das Haus zu. Antonia trat zur Seite, als die Kavalkade mit donnernden Hufen herangaloppierte. William ritt voraus, ihm folgten vier Soldaten. Sie
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