Die Plantage: Roman (German Edition)
dirigierten die Pferde zu dem freien Platz vor dem Haus und lenkten sie dort in einen Kreis, um ihren ungestümen Lauf zu stoppen. Antonia rief die Arbeiter von der Baustelle, damit alle mithalfen, die Pferde zusammenzutreiben.
William winkte Néné zu sich, der Junge sollte die Eskortemit Erfrischungen versorgen, bevor die Männer mit den besten Empfehlungen an General Carlyle wieder aufbrachen.
Antonia fand William verändert, seit er am Morgen die Plantage verlassen hatte. Er wirkte ungewöhnlich zufrieden inmitten der fröhlichen Aufregung, die er mit der Pferdeherde nach Legacy gebracht hatte. Nachdem er Jordan aufgetragen hatte, die Tiere zu den Stallungen zu bringen, begleitete er Antonia zum Haus. Er sah sie von der Seite an und lächelte.
»Sie sehen glücklich aus, Mrs. Lorimer.«
»Ich bin auch sehr glücklich.«
Beide schwiegen einen Augenblick, dann sagte er: »Ich würde mich jetzt gern zurückziehen. Später werde ich Ihnen von meinem Besuch in Fort Wren berichten.«
Das übliche angedeutete Neigen des Kopfes, dann ging er auf seinen Stock gestützt davon. Als Jordan kam und fragte, ob sie mit den Vermessungen fortfahren könnten, blickte sie William immer noch nach.
Seit William die Dinge in die Hand nahm, kam das Leben auf der Plantage in Bewegung. Er hatte die Pferde zurückgeholt und ernannte Joshua zum Stallmeister, der dadurch alle Hände voll zu tun hatte. Einer von Shaughnesseys Baugehilfen, Noah Lytton, ein freigelassener Schwarzer, der vor dem Krieg für die Lorimers gearbeitet hatte, blieb als Stallbursche auf Legacy. So war Joshua einigermaßen frei, um William bei der Instandsetzung der Plantage zu unterstützen.
Da William für alles die Verantwortung trug, musste er den Besitz genau kennen. Er unternahm mit seinem Stallmeister ausgedehnte Umritte, inspizierte jedes Feld, jedes Gehölz, die Wasserläufe, Sümpfe und Brachen und ließ sich die verschiedenen Arten der Nutzung und den Zustand der Ländereien von Joshua erklären. Danach zog er sich meist für den Rest des Tages in das Büro der Verwalterwohnung, einer Zimmerflucht im rechten Flügel des Herrenhauses, zurück. In dem Raum, derauch Henry als Arbeitszimmer gedient hatte, wurden von jeher alle Dokumente über den Plantagenbetrieb aufbewahrt; nun fanden auch die Besprechungen hier statt.
In den Stunden seiner Klausur hatte William eine Vorstellung von der Aufgabe bekommen, die auf ihn zukam. Die wirtschaftlichen Verhältnisse Legacys waren ernüchternd, aber seinen Schätzungen zufolge verfügte die Plantage über genug Potenzial, sie mussten es sich nur zunutze machen. Sein Hauptaugenmerk galt den Reisfeldern am Plains River. Er hatte berechnet, dass mit den Anbauflächen eine Produktivität erreicht werden könnte, die genug einbrachte, um Legacy sowohl zu unterhalten als auch die erdrückende Schuldenlast in kleinen Schritten abzubauen.
»Unser Ziel wird sein, zur nächsten Saison wieder anzupflanzen. Das heißt, über den Winter müssen alle Felder vorbereitet und die Bewässerungsanlagen vollständig überholt werden«, unterbreitete er Joshua und Antonia seinen Plan.
»Hört sich gut an«, meinte der Stallmeister gedehnt. »Aber wie sollen wir das schaffen, nur Sie, Noah und ich?«
»Wir brauchen natürlich viel mehr Arbeitskräfte.«
»Und an wen hatten Sie dabei gedacht?«
»An die Leute, die vor dem Krieg hier lebten, wie Noah Lytton. Er ist von selbst wiedergekommen. Versuchen Sie, auch die anderen zurückzuholen.«
Joshua und Antonia wechselten einen Blick, dann sagte Antonia: »Viele meiner Freigelassenen leben heute auf The Willows. Ich müsste Frank Shaughnessey bitten, dass er sie zurückschickt.«
»Tun Sie das«, sagte William. »Sobald die ersten Leute zurückkommen, beginnen wir mit der Instandsetzung.«
Antonia begriff, dass William dabei war, Legacy zu seinem Unternehmen zu machen, und zwar mit einer Entschlossenheit, der sie wenig entgegensetzen konnte. Er ging seine Vorhaben strategisch an und war es gewöhnt, Erfolg zu haben, wie dieMission von Fort Wren gezeigt hatte. Für Zögern war da kein Raum.
»Nun, Madam, dann wäre ja alles geklärt. Das Weitere überlassen Sie Mr. Robert und mir.«
Sie ließ ihn mit Joshua allein. Oh, wie sie dieses gnädige Lächeln hasste, wenn er mit ihr zufrieden war! Ihren anderen Gefühlen gab sie keinen Namen; es wäre nicht klug gewesen, sich ihm auf diese Weise auszuliefern.
Heftige Wirbelstürme entlang der Golfküste sandten schwere Wolkenfelder bis
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