Die Plantage: Roman (German Edition)
Wilson wussten von den Razzien. Sie hatten Angst, sich schlafen zu legen. Ihr kamt immer bei Nacht.«
»Ja, wir kamen bei Nacht.« Er war fast erleichtert, es endlich auszusprechen. »Ich habe die Leute an Hocksley verkauft. Es war die einzige Möglichkeit, schnell an Geld zu kommen.«
»Geld also.«
»Die Plantage ist hoch verschuldet. Wenn ich die Schulden nicht zurückzahle, werden wir … wird Antonia Legacy verlieren. Ich weiß, es ist meine Schuld, ich habe uns ruiniert. Aber ich will es wiedergutmachen.«
»Falsch! Du lässt andere mit ihrem Leben dafür bezahlen.«
»Sollte ich die Plantage einfach aufgeben? Legacy ist Antonias Zuhause, es ist alles, was sie hat!«
»Mach dir um sie keine Sorgen. Sie hat sich immer alleine zu helfen gewusst. Bevor du kamst.«
Vier Federn hatte nie verstanden, wieso Antonia einen Mann wie Henry Lorimer geheiratet hatte, der zu schwach war, um sie vor ihren Feinden zu beschützen, aber zu feige, es einzugestehen. Bei allem, was sie gemeinsam begonnen hatten, trug Antonia ihre Ziele im Herzen, während Henry sie bloß im Munde führte. Es hatte Vier Federn nicht überrascht, ihn scheitern zu sehen.
Henry trat zum Fenster, und während er in den Regen hinaussah, ließ der Druck um sein Herz langsam nach. »Falls es Sie interessiert: Ich werde keine schwarzen Flüchtlinge mehr jagen. Die Engländer ziehen nach Norden, ihre Lager werden aufgelöst.« Er wandte sich ihr zu. »Es ist vorbei, ich kehre nicht zu Cornwallis Armee zurück.«
»Dann werdet ihr also die Plantage verlieren.«
»Nicht sofort. Wir können etwas Land verkaufen.«
»Das sieht dir ähnlich!« Vier Federn lachte trocken. »Duwürdest tatenlos zusehen, wie du nach und nach alles verlierst: Die Plantage an die Bank, das Land an die Engländer…«
»Nein, ich werde nicht einfach zusehen!« Er schämte sich vor dieser Frau, vor ihrem harten Gesicht. »Ich habe vor, mich demnächst zur Miliz zu melden. Sie brauchen jeden Mann.«
»Henry Lorimer, du hast für die Engländer gekämpft. Überlege dir gut, worauf du dich einlässt!«
Henry dachte an Spencer. Der kalte Ring schloss sich noch enger um sein Herz.
Im Januar 1781 wurden die britischen Truppen in der Schlacht von Cowpens erstmals vernichtend geschlagen. Das Selbstbewusstsein der Besatzer war empfindlich getroffen, doch die Verteidiger im Süden litten weiterhin unter den brutalen Nachstellungen der englischen Spähtrupps. Immerhin hatten sich die örtlichen Milizen inzwischen gut organisiert und griffen gezielt den Nachschub an, um den Lebensnerv des Feindes zu treffen.
Nach einem Anschlag der Miliz auf das Munitionslager von Fort Howard nördlich von Charles Town kam es zum Gefecht. Die Besatzung des Forts hatte die meisten Angreifer niedergemacht, bevor Henry Lorimer, der Captain der Miliz, mit dem Rest seiner Leute fliehen konnte. Spencer, dessen Regiment in Fort Howard stationiert war, nahm mit einer Reiterschwadron die Verfolgung auf. Als die Spur der Flüchtenden sich in den Flussniederungen verlor, ließ Spencer absitzen und befahl seinen Soldaten, die Uferregion systematisch abzusuchen – mit Erfolg: Seine Späher fanden den Zugang einer Furt. Sie konnten die Verfolgung wieder aufnehmen und stießen bald auf eine Lichtung, wo die Rebellen ihre erschöpften Pferde ausruhen ließen. Spencer gab sofort den Befehl zum Angriff.
Die Rebellen liefen in Panik auseinander, als die Dragoons aus dem Wald hervorbrachen und mit gezücktem Säbel im gestreckten Galopp über die Lichtung auf sie zujagten. Henrysprang in den Sattel und versuchte, seine versprengte Truppe zu ordnen. Doch die Dragoons hatten sie schon eingekreist, die ersten Männer fielen unter ihren Säbelhieben. Als Henry erkannte, dass kein Milizionär mit dem Leben davonkommen würde, gab er das Zeichen zur Kapitulation. Seine Leute wurden entwaffnet, in drei Gruppen zu je sechs Mann zusammengefasst und von den Dragoons mit vorgehaltener Waffe bewacht.
Henry hielt sein Pferd im Schatten einer Kate, die erhöht auf einem Hügel stand. Als Spencer heranritt, erkannte er in ihm den ehemaligen Loyalisten-Major. Angewidert blickte er vom Rücken seines riesigen Pferdes auf ihn hinab.
»Wieso überrascht es mich nicht, Sie bei den Rebellen wiederzufinden, Captain … Wie war doch der Name?«
»Captain Lorimer, South Carolina Militia.«
»Wie auch immer. Geben Sie mir Ihre Waffe, Captain.«
Henry löste die Gurte des porte-épées und übergab sein Schwert mitsamt Drapierung.
»Wo
Weitere Kostenlose Bücher