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Die Plantage: Roman (German Edition)

Die Plantage: Roman (German Edition)

Titel: Die Plantage: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Tarley
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Innenkurve an dem Fuhrwerk vorbei in die Einmündung nach Borroughton. Der Wagen schlingerte bedenklich, aber die Gefahr war gebannt. William fing die Pferde aus ihrem rasenden Lauf ab. Am Ortseingang von Borroughton hielt er den Wagen.
    »Sie haben mich zu Tode erschreckt!«, fuhr Antonia ihn an. »Und der arme Mann mit seinem Fuhrwerk! Haben Sie kein Verantwortungsgefühl?«
    »Es ist nichts passiert. Ich hatte alles im Griff.«
    »Oh ja, Sie haben alles im Griff, das habe ich gemerkt! Sie kontrollieren sogar, wie ich mein Geld ausgebe!«
    »Was ist? Vertrauen Sie mir nicht?«
    »Verlangen Sie nicht ein bisschen viel?« Diesmal wich sie seinem Blick nicht aus.
    »Also gut, es tut mir leid«, sagte er. »Ich hätte Sie warnen sollen, Madam, einen Phaeton fährt man nun einmal so oder gar nicht.« Als sie ihm einen entnervten Blick zuwarf, hielt er ihr die Zügel hin. »Vielleicht möchten Sie zurückkutschieren?«
    Zuhause fand sie eine Nachricht von Shaughnessey vor, der sie am nächsten Tag nach Charles Town zu dem Treffen im Planters Club mitnehmen wollte. Sie wusste, dass sie an der Versammlung teilnehmen sollte, auch auf die Gefahr einer neuen Konfrontation mit ihrem Schwager Hocksley. In jedem Fall wollte sie zuvor mit William darüber reden. Als Verwalter musste er über die Belange der Plantage im Bilde sein.
    Ein Blick in den Spiegel der Eingangshalle zeigte ihr, dass die staubigen Reitkleider für die Unterredung nicht das Richtige waren. Rasch ging sie nach oben, kleidete sich um und klopfte wenig später in einem grauen Taftkleid à l’Anglaise, das Charlene für sie hergerichtet hatte, an die Bürotür.
    »Was kann ich für Sie tun, Mrs. Lorimer?« William lehnte am Schreibtisch, während sie sich in einem Lederfauteuil niederließ.
    »Mr. Shaughnessey hat mich daran erinnert, dass morgen eine offizielle Versammlung im Planters Club stattfindet. Ich möchte daran teilnehmen, um die Börsenzulassung meiner Plantage bestätigen zu lassen.«
    »Den Geschäftsbüchern habe ich entnommen, dass Ihr Mann von der Handelsvereinigung ausgeschlossen und ihm die Börsenzulassung entzogen wurde. Ich vermute also, die Angelegenheit ist nicht ganz unproblematisch?«
    »Allerdings. Gleich nach Henrys Tod hat man versucht, auch mich auszuschließen. Dem Planters Club gehören nur Männer an, es hieß, als Frau habe ich nicht das Recht, vor der Vereinigungaufzutreten. Aber die Börsenzulassung wird jeweils für die Plantage erteilt, unabhängig davon, ob ein Mann oder eine Frau die Geschäftsführung innehat.«
    »Und wie viele Frauen kennen Sie, die ihre eigenen Plantagen betreiben?«
    Sie zuckte die Schultern. »Keine. Aber deshalb kann man mir doch nicht die Börsenzulassung verweigern?«
    »Ich denke, die Schwierigkeit besteht eher darin, dass man Sie hindern will, die Rechte für Legacy überhaupt wahrzunehmen. Gibt es jemanden, der ein Interesse daran haben könnte?«
    »Mein Schwager, Theodore Hocksley. Er versucht seit Langem, mich zum Verkauf zu zwingen. Er hasst mich!«
    »Darf ich raten: Sie haben seinen männlichen Stolz verletzt?«
    »Selbst wenn es so wäre! Ich denke, ich sollte ihm zeigen, dass ich meinen Anspruch auch gegen seinen Widerstand durchsetzen werde.«
    »Gut, Madam. Ist es Ihnen recht, wenn wir morgen früh um sechs Uhr abfahren?«
    »Wir?«
    »Nun, ich bin Ihr Verwalter, ich werde Sie selbstverständlich begleiten.«
    »Aber … ist das nicht sehr riskant? All diese Leute werden sich fragen, wer Sie sind …«
    »Möchten Sie lieber alleine hingehen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Dann also um sechs Uhr.«
    Am nächsten Morgen stand sie zeitig auf und ließ sich von Charlene beim Ankleiden helfen. Beim Gedanken an die britischen Wachsoldaten, die an den Schlagbäumen den Zugang nach Charles Town kontrollierten, entschied sie sich für ein leuchtend rotes Kleid mit weißem Spitzeneinsatz und einer kurzen Jacke aus ebenso rotem Moiré. Sie legte noch eine Perlenschnurum ihren Hals und betrachtete zufrieden ihr »englisches« Spiegelbild, ehe sie in die Küche hinunterging und eine Tasse Tee trank.
    Joshua kam herein, er lehnte in der Tür und grinste.
    »Was ist?«, fragte Antonia. »Warum grinst du so?«
    »Ich wollte Sie fragen, ob ich den Landauer oder den Phaeton anspannen soll.«
    »Sag Mr. Marshall, wir sind nicht in Eile. Wir nehmen den Landauer. Und du, Joshua, kutschierst uns nach Charles Town.«
    Der Planters Club residierte in der King Street, dem ehemals besten Geschäftsviertel

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