Die Plantage: Roman (German Edition)
Cromwells als Begleiter lieber?«
»Gott bewahre!«
Sie lachten herzlich. Es war augenfällig, wie sehr Longuinius jeden Augenblick in Williams Gesellschaft genoss und den Abschied hinauszögerte. Sie hatten den Park einmal durchmessen, nun setzten sie sich am höchsten Punkt der Anlage auf eine Bank und ließen die Aussicht auf sich wirken.
William blickte nach Osten, zum Atlantik in dunstiger Ferne und sagte: »Ich erinnere mich sehr gut an den Hurrikan, der unsere Flotte vor dieser Küste überraschte. Dagegen Ihre Verbündeten, die Franzosen, segelten unbehelligt mit der spätsommerlichen Brise von den Westindischen Inseln herauf. Sie sehen, auch diesmal hatten Sie Glück: Wäre Admiral de Grasse ein paar Tage später gekommen, hätten Clintons Entsatztruppen Yorktown vor ihm erreicht; der Belagerungsring um die Stadt wäre gesprengt worden, und das Blatt hätte sich wieder zu unseren Gunsten gewendet.«
»Ja, es gehört immer auch Glück dazu«, sagte Longuinius ernst. »Wie ist es mit Ihnen, Colonel, haben Sie im Leben Glück?«
William nahm seinen Stock und stand auf, doch er antwortete ihm nicht. Schweigend gingen sie zurück.
Während sie im Innenhof darauf warteten, dass Williams Pferd gesattelt wurde, erzählte Longuinius von Serenity Heights. »Dieser friedliche Ort hat mich vom ersten Moment an bezaubert. Ich wollte nirgendwo anders leben, und ich möchte hier sterben.«
William sah nach der Hügelkette im Westen. Hinter der nächsten Erhebung, vier, vielleicht fünf Meilen entfernt, war ihm das Schlimmste angetan worden. Für einen Moment stockte ihm der Atem, dann sagte er: »Sie fragten, ob ich im Leben Glück habe? Ich dachte lange Zeit, dass es so wäre. Dann ist etwas geschehen, das sich mit der Abwesenheit von Glück nicht hinreichend beschreiben lässt.« Sein Blick ging über die Hügel. »Mein Pferd fand mich und brachte mich nach Legacy; es muss den Weg zur Plantage wiedererkannt haben. Wir sind schon einmal dort gewesen.«
»Der Überfall der Dragoons? Mein Gott … Sie haben Henry getötet!«
William nickte.
Longuinius fragte zögernd: »Weiß sie es?«
»Vielleicht. Sie fragt nicht.«
Der Reitknecht brachte das Pferd, das Gepäck war bereits hinter dem Sattel verschnürt. Sie reichten sich die Hand zum Abschied.
»Leben Sie wohl, Colonel, und kommen Sie einmal wieder.«
»Danke, Sir!« William stieg auf und salutierte.
»Adieu … mein Junge«, sagte der alte Mann, als er ihm nachblickte.
Im Laufe des Tages trafen auf Legacy alle schwarzen Landarbeiter mit ihren Familien ein und nahmen ihre früheren Wohnungen in Besitz. Als Antonias Vater die Plantage gekauft hatte,ließ er das verfallene Sklavendorf südlich der Remise abreißen und auf dem Gelände zweckmäßige Holzhäuser errichten. Bei dem Überfall auf die Plantage waren die soliden Hütten kaum beschädigt worden, der nachfolgende Gewittersturm hatte alle Brände schnell gelöscht.
Immer mal wieder hörte man Klopfen und Hämmern, wenn die Männer schadhafte Schindeln oder lose Dielen ersetzten. Strohsäcke lüfteten auf den Außentreppen, aus den Türen wurde der Staub hinausgekehrt. Die Kinder hüteten Ziegen oder flochten aus Zweigen Pferche für Hühner und Gänse. Antonia half einer jungen Frau, einen losen Fensterflügel zurück in die Angeln zu heben, als sie Charlene mit Néné zur Siedlung kommen sah. Die Schwarzen warfen sich verstohlene Blicke zu. Sie alle kannten Néné von The Willows, doch niemand grüßte ihn.
Charlene steuerte ungerührt auf eine Hütte zu, vor der zwei Männer die Eingangsstufen mit ein paar Hufnägeln befestigten. »Hier ist sicher noch ein Platz für unseren Stallknecht, oder?«, übertönte Charlene die Hammerschläge.
»Es stehen genug Hütten leer, Mammy«, antwortete der Jüngere der beiden. »Wieso soll er bei uns wohnen?«
»Weil er lange genug alleine war. Er sollte bei euch jungen Männern in der Siedlung leben.«
»Wir wollen ihn aber nicht hierhaben!«
Antonia hatte den Wortwechsel gehört und kam zu ihnen heraus. »Lass mich mit ihnen reden«, sagte sie und schickte Charlene zum Haus zurück. Sie kannte die beiden Männer seit ihrer Jugend auf Prospero Hill. Der Ältere war der Vormann der Schwarzen, Wyndom Cole, der andere sein Bruder Benny.
»Warum soll Néné nicht bei euch wohnen?«
»Er bringt Unglück, Ma’am!« Cole vermied es, Néné anzusehen. »Glauben Sie mir, es geschehen schlimme Dinge, wenn er in der Nähe ist. Selbst seine Tante Rovena hat ihn
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