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Die Poison Diaries

Die Poison Diaries

Titel: Die Poison Diaries Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maryrose Wood
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über die sanften Winde hat triumphieren lassen, die Flutwellen über das sanfte Schaukeln des Meeres. Stimmt das, Weed? Ist dies das Übel, von dem Sie vorhin gesprochen haben?«
    Ich nicke. »Der Giftgarten hat Gestalt angenommen. Er hat sich einen Führer erwählt. Er hält sich für einen Prinzen.«
    »Hat dieser Prinz einen Namen?«
    »Sein Name ist Oleander. Er nennt sich Giftprinz.«
    Sie packt mich an den Schultern und schaut mich eindringlich an, und ich fühle mich mit einem Mal wie ein kleiner Junge. »Und wer bist du, Weed? Welche Rolle spielst du in der ganzen Sache?«
    »Ich … ich weiß nicht.«
    »O doch, du weißt es!« Ihre Nägel bohren sich schmerzhaft in mein Fleisch. »Was sagen die Pflanzen, wer du bist?«
    Plötzlich überkommt mich das Verlangen, diesem unterirdischen Verlies zu entfliehen, mich durch die Erde nach oben ans Licht zu graben. Aber die Signora hält mich fest. »Die Pflanzen im Wald von Northumberland nennen mich den hörenden Menschen.«
    »Und du kannst sie tatsächlich hören, nicht wahr?« Ihre Stimme ist voller Ehrfurcht. »Du hörst sie alle: die Bäume, die Blumen – und auch die Heilkräuter?«
    »Genauso wie die Giftpflanzen.«
    Sie lässt meine Schultern los. »Wie phantastisch! Es ist ein Wunder, ganz gewiss!«
    »Mir kommt es eher wie ein Fluch vor.«
    »Nein, nein! Hör auf die Alten.« Mit einer weiten Armbewegung umfasst sie den ganzen Raum. »In all diesen Ländern wurde ein Mensch, der die Welten miteinander verbinden konnte, tief verehrt. Er war ein Schamane, ein Heiliger. Begreif doch: Menschen können ohne Tiere überleben und Tiere ohne Menschen, aber die Erde selbst und alles Leben auf ihr würde elend zugrunde gehen, wenn es die Pflanzen nicht mehr gäbe. Sie sind unsere wahren Herren, obwohl wir das nicht eingestehen wollen. Du bist ein Sendbote, Weed. Vielleicht so eine Art Friedensstifter.«
    »Aber was ist meine Aufgabe?«
    »Das müssen wir beide, du und ich, gemeinsam herausfinden. Dieser Oleander ist eine echte Gefahr. Wie der Golem der Hebräer, so ist auch er ein Ungeheuer, das sich aus dem Schmutz erhebt und vergisst, dass er nur aus Schmutz gemacht ist.«
    »Oleander ist wahrhaftig ein Ungeheuer«, sage ich hitzig. »Ich würde ihn umbringen, wenn ich wüsste, wie ich das anstellen sollte.«
    Sie streckt den Arm aus und zieht ein Buch aus dem Regal. »Mein Großvater hat über solche Wesen geschrieben – Oleander ist nicht der erste böse Geist, der auf diese Weise die Welt betritt, und er wird auch nicht der letzte sein. Hier, hör zu.« Sie blättert die vergilbten Seiten um und liest:
    »Es gibt eine Kraft des Wachsens und eine Kraft des Vergehens, miteinander verbunden in ewigem Tanz. Die Kraft des Wachsens nennt man Eros; sie ist die Liebe. Und die Kraft des Vergehens ist jene, die von den Griechen Thanatos genannt wird, der Tod, der Heiler, der die Lebenden von ihren Qualen erlöst.
    Und was wäre, wenn der Prinz des Vergehens auf die Erde niederkommen und versuchen würde, sie sich zu unterwerfen? Er würde versagen, denn allein ist er machtlos. Genauso wie der Stempel einer Blüte die Staubgefäße braucht, braucht er einen Kameraden, ein Gegenstück. Er muss eine heilende Kraft seiner verderbenden hinzufügen, eine Kraft des Lichts seiner Dunkelheit, eine Kraft des Wachstums zu seiner Fäulnis. Dann ist seine Macht vollkommen. Dann wird die Erde erbeben, die Berge in Feuer und Asche zerbersten, und mächtige Fluten werden selbst die stärksten Archen hinwegschwemmen, und der Winter wird kommen und nie wieder vergehen.«
    »Jessamine!« Meine Fäuste sind geballt. Ich möchte etwas zerschlagen, etwas vernichten, aber mein Feind ist nicht hier. »Sie ist eine Heilerin. Sie ist Licht und Wachstum. Deshalb hat er sie geraubt.«
    Signora Baglionis Gesicht ist grimmig. »Das fürchte ich auch. Jessamine mag der Schlüssel zu seiner Macht sein. Du musst sie finden, Weed – nicht nur um deinet- und um ihretwillen, sondern um unser aller willen.« Ein kummervoller Ausdruck legt sich auf ihr Antlitz. »Ich hoffe und bete, dass es noch nicht zu spät ist.«

Kapitel 12
    J essamine Luxton.
    Jessamine Luxton.
    Der Name ist mir irgendwie vertraut.
    Manchmal glaube ich, dass es früher einmal mein Name war. Manchmal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich hübsche, einfache Szenen vor mir: ein Mädchen und ein Junge zusammen im Gras einer Schafweide, die sich tief in die Augen sehen und die Hände ineinander verschlungen haben. Zwei Kinder,

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