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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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mich, trotz Schwimmring.
    Zehn Minuten mußte ich sie mindestens halten. Das letzte Mal waren es elf Minuten. Wir haben genau nach der Uhr oben an der Hallenwand gesehen. Sie war ganz stolz und ich auch. Meine Hand tat sehr weh, so hat sie mich gekniffen. Nachher durfte ich schwimmen. Zehn Minuten länger als die anderen.
    »Hast du keine Angst, Petersilie?« fragte sie mich.
    »Nein, sicher war ich früher mal eine Seejungfrau.«
    Sie blickte mich ungläubig an. Ich hatte Mühe, ernst zu bleiben.
    »Ihhhhh!« Sie schüttelte sich. »Was du dir alles ausdenkst«, und sie holte aus ihrer Tasche Kuchen. Nie hat sie ein belegtes Brot bei sich, nur Kuchen: Apfelkuchen, Mohnkuchen, Schnecken. Mohnkuchen mag ich am liebsten.
    »Nimm dir«, forderte sie mich auf, »wenn du willst, zwei Stück.«
    Sie bekam mein Wurstbrot und aß es mit Behagen, aber hinterher noch eine Schnecke. Dicker wird sie trotzdem nicht.
    In dieser halben Stunde, wenn wir von der Badeanstalt zur Schule gehen, benimmt sie sich fast wie eine Freundin.
    Aber wir haben nur einmal in der Woche Schwimmen. -
    Ich blätterte in meinem Englischbuch. Vierzehn Tage hatte ich nun versäumt. Was mußte ich alles nachholen? Sie muß mir Vokabeln abhören, überlegte ich, dafür werde ich auf den Kuchen verzichten. Sonst gibt es eine Katastrophe.
    Ich ging zu meinem Vater hinüber.
    »Vielleicht bleibe ich auch sitzen«, sagte ich. Mein Vater schrieb gerade die Entschuldigung. In zwei Tagen sollte ich wieder in die Schule gehen.
    »Unsinn«, er wies auf den letzten Satz: »... und bitte höflichst, Petra Gelegenheit zu geben, die versäumten Stunden nachzuholen.«
    »Du liebe Zeit, Vati!« rief ich entsetzt. »Bestimmt will Fräulein Richardson mir dann selber Nachhilfestunden geben.«
    »Ist das so schlimm? Ich denke, du magst sie, deine Lehrerin.«
    »Aber nicht für die Nachhilfe.«
    »Warte doch erst einmal ab. Im übrigen kannst du das noch mit Mutti überlegen, wenn ich fort bin. Wir finden schon jemanden, der dir helfen kann.«
    »Und ich?« meinte Tom, der am Radio drehte, »mein Taschengeld könnte eine Aufbesserung vertragen.«
    »Vatiiii! Verbiete ihm, daß er mir Stunden gibt, Vatiiii!«
    Meine Stimme schnappte über, ich wollte schon wieder weinen.
    »Heulsuse!« Tom erhob sich und sagte: »Vati, es muß doch irgendeine Medizin geben, daß sie nicht ewig heult. Das ist einfach nicht zum Aushalten.« Er ging aus dem Zimmer und brummelte vor sich hin.
    »Petra«, kopfschüttelnd sah mich mein Vater an, »kannst du dich nicht beruhigen? Wir geben eine Anzeige in der Zeitung auf.«
    »Bitte nicht«, murmelte ich mit verschnupfter Stimme, »ich komme schon allein zurecht. Ich verzichte auf den Mohnkuchen.«
    »Auf was?«
    »Mohnkuchen, das hängt mit Fredegunde zusammen, das erkläre ich dir ein andermal. Sie muß mir Vokabeln abhören.« Ich schnüffelte: »Ist es zuviel, wenn du die Entschuldigung noch einmal schreibst, ohne den Nachsatz?«
    »Meinetwegen«, mein Vater nahm einen neuen Bogen, »versuche es mit deiner Fredegunde. Hast mir nie etwas von ihr erzählt.«
    »Du bist ja auch nie zu Hause«, schnupfte ich noch lauter, »deshalb...«
    »Hast du kein Taschentuch? Diese ewige Schnüffelei!«
    Ich hatte keins und wollte gerade hinausgehen, um mir eins zu holen, als Mutti hereinkam, natürlich aufgeregt.
    »Georg, was ist denn los? Tom sagt, Petra weint. Das ist einfach unnatürlich. Georg, warum sagst du nicht, daß sie zur Apotheke gehen soll? Ich habe das Rezept extra hingelegt.«
    »Ja, ja«, mein Vater faltete den Bogen, »hier liegt es.«
    »Es ist eine neue Medizin, sie soll sehr gut sein, aufbauend«, fuhr Mutti hastig fort.
    Ich nahm den kleinen Zettel nur zögernd. Pillen und Tropfen waren mir schon immer zuwider.
    »Stadtpark«, sagte Mutti noch.
    »Aber warum denn?« fragte ich erstaunt. »Hier an der Ecke ist die Löwenapotheke.«
    »Nein, du gehst erst im Stadtpark spazieren, und auf dem Rückweg holst du die Tropfen in der Apotheke. Und dreimal täglich.«
    »Was, zur Apotheke?« Ich lachte.
    »Endlich!« Mutti lachte auch. »Natürlich nicht, ich meine, die Tropfen mußt du dreimal nehmen. Du bringst mich ganz durcheinander. Nun geh schon. Die frische Luft tut dir gut.«
    Mir war die frische Luft ziemlich gleichgültig. Aber auch Vati bestand darauf, ich müsse gleich gehen. Er habe noch viel zu tun. Es blieb mir nichts anderes übrig. Ich zog meinen Mantel an und nahm meine Umhängetasche. Mein Englischbuch schob ich hinein.
    Wenn man

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