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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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viel zu weit und zu groß war. Aber es war, als säße ich darin wie in einem Gehäuse.
    Mutti betrachtete mich kopfschüttelnd. »Für die Schule bekommst du noch ein nettes Kleid«, verriet sie, bevor sie hinausging.
    An die Schule mochte ich gar nicht denken. Ich bin nicht besonders gut. »Mittelmäßig, Petra, sehr mittelmäßig«, sagt Fräulein Richardson oft. Dabei mag ich unsere Klassenlehrerin gern. Ihre Augen sind lustig, rund und braun, wie Schokoladenplätzchen. Und manchmal, mitten in der Stunde, muß ich sie ansehen, gerade in die Augen hinein.
    »Petra, du machst mich ganz nervös«, beschwerte sie sich kurz vor den Ferien, »starr mich nicht so an. Kannst du überhaupt deine Vokabeln?«
    »Natürlich«, ich nickte. Am Abend vorher konnte ich sie. Ich hatte sie ein paarmal überlesen. Aber als mich Fräulein Richardson fragte, waren sie wie fortgeblasen.
    »Hast du nicht gelernt?»
    »Doch.«
    »Und warum kannst du sie nicht?«
    Was sollte ich antworten? Daß ich noch vom Indianermädchen Silberne Sonne gelesen hatte. Fräulein Richardson von Silbernen Sonnen zu erzählen, war zwecklos, das wußte ich.
    »Vielleicht kommen sie wieder, die Vokabeln«, hatte ich schnell gesagt, um sie zu trösten. Die ganze Klasse kicherte, und Fräulein Richardsons Augen waren nachtschwarz geworden.
    »Setz dich, Petra, sechs! Vier Seiten Vokabeln bis morgen, aber wie am Schnürchen. Seite zwölf bis fünfzehn.«
    »Ach du liebe Zeit«, hatte mich Fredegunde nachher in der Pause bemitleidet.
    Fredegunde behauptete, ich sei ihre Freundin. Sie hat mehrere Freundinnen. Sie sagt, das sei praktisch, wenn eine mal krank ist oder keine Zeit hat.
    Oft haben ihre vielen Freundinnen keine Zeit für sie. Dann klebt sie wie eine Klette an mir. Aber wenn sie mir erklärte: »Heute habe ich keine Zeit für dich, heute gehe ich mit Karin«, war sie erstaunt, daß ich nicht eingeschnappt war. Sie wußte ja nicht viel von Ellen. Karin ist die Schönste in der Klasse. Einen Kopf größer als alle, mit wunderbarem langem Haar. Fredegunde ist klein und dünn, und ihre Haare wollen und wollen nicht wachsen. Obwohl sie sie offen trägt. Sie ißt nie Brot, nur Kuchen. Ihre Mutter findet das nahrhafter. Ihr Vater ist Braumeister, er besitzt eine große Brauerei. Fredegunde heißt sie nach einem Roman, den ihre Mutter gelesen hat, bevor Fredegunde geboren wurde. Fredegunde von Welfenstein hieß der Roman, erzählt sie oft. Und das Fräulein in der Bücherei hätte zu ihr gesagt, das müßte ein ganz seltenes Buch sein, das kenne sie nicht. »Mein Name ist ja auch selten, findest du nicht auch, Petra?« Ja, das muß ich zugeben. Ihre Kinder sollen später auch solche Namen bekommen.
    Wenn Karin und Fredegunde über den Schulhof gehen, redet Fredegunde pausenlos. Karin hört gar nicht zu. Sie ist ja größer, und meistens liest sie in einem Taschenbuchkrimi. Einmal stand ich am Schulgartenzaun und beobachtete sie. Nachher meinte Fredegunde: »Mit Karin kann man sich wenigstens unterhalten.«
    Ich fragte: »Worüber habt ihr denn gesprochen?«
    »Ach, über dies und das. Ich darf nicht darüber sprechen. Geheimnis. Verstehst du?«
    »So?« sagte ich. »Karin hat gar nicht den Mund bewegt und nur gelesen.« Ich mußte mir das Lachen verbeißen.
    Fredegunde zog die Nase kraus: »Du weißt wohl nicht, daß es sich nicht gehört, wenn man andere Leute belauscht.«
    »Andere Leute?« wehrte ich mich. »Du bist doch nicht andere Leute. Und gelauscht habe ich auch nicht. Ihr seid ja nur einen Meter entfernt auf und ab gegangen.«
    »Dann hättest du dich entfernen müssen, Petersilie«, belehrte sie mich, »das gehört sich so.«
    »Entferne dich nur selber«, gab ich lachend zurück und wollte von etwas anderem reden. Aber nun war Fredegunde beleidigt. Das ist sie öfter. Nur donnerstags nicht.
    Am Donnerstagmorgen geht Herr Kruse, unser Turnlehrer, mit uns zum Schwimmen. Ich bin größer als Fredegunde und stehe in der Turnriege gerade vor ihr. Ich muß mich um sie kümmern. Fredegunde ist wasserscheu. Sie jammert und bibbert, sogar unter der warmen Brause. Und nachher im Wasser bibbert sie noch mehr. Aber trotzdem will sie unbedingt schwimmen lernen.
    »Halt sie gut fest, Petra«, sagt Herr Kruse, »dann lernt sie es am besten.«
    »Laaaaß miiiich niiiicht loooos, Peeeteeersilie! Freeeundinnnnen hal... halten zusaaammen«, schrie sie eines Morgens aufgeregt.
    »Jaaa«, schrie ich zurück, »das tun sie«, und hielt sie fest. Und sie klammerte sich an

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