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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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Pudding. Dann koche ich bestimmt keinen, auch für mich nicht.«
    »Ja, ja«, hatte sie nachdenklich erwidert, »das sähe dir ähnlich, so verrückt wäre ich nie!« Und sie hatte wie eine alte weise Tante genickt und den Kopf geschüttelt, bis wir wieder lachen mußten.
    Lachen konnte ich mit Ellen wunderbar.
    Und bei diesem Gedanken wurde mir ganz elend, und ich hätte am liebsten geweint. Aber wir hatten uns geschworen, nicht mehr zu weinen, weil wir uns nicht mehr sehen konnten. Ellen hatte mir wieder und wieder versichert, so empfindlich dürfe man nicht sein.
    »Hach, du bist es ja auch«, hatte ich widersprochen, »und wenn du dich zusammennehmen kannst, so ist es nur, weil du keine älteren Brüder hast, die an deinen Nerven zerren. Große Brüder sind immer albern mit ihren Schwestern und ärgern sie.«
    »Du hast einen Vogel«, hatte sie geantwortet, »ich hätte gern einen älteren Bruder, nein, Petersilie, du willst dich entschuldigen. Aber das gibt es nicht. Versprich mir, nie zu weinen, weil ich nach München muß. Unsere Gedanken sehen sich doch«, hatte sie naseputzend gesagt.
    »Jetzt hast du einen Vogel«, hatte ich mich gewehrt, »ich bin ja eine Traumsuse und sehe oft merkwürdige Dinge am hellen Tag. Aber Gedanken, nein, die fühlen sich höchstens.«
    »Wie denn, kitzelt das?« hatte Ellen ungläubig gefragt. Und schon hatten wir wieder Grund zum Kichern gehabt.
    Aber jetzt, als mir das Gespräch wieder einfiel, war mir nicht zum Kichern zumute. Im Gegenteil. Ich lag auf dem Bauch im Sand und seufzte.
    Die Seufzerei mußte Mutti wohl gehört haben. Oder sie wunderte sich, warum ich soviel mit Vati zusammen war.
    »Ich verstehe das nicht, Georg«, sagte sie eines Abends draußen im Garten, »das ist doch merkwürdig, ein junges Mädchen braucht Gesellschaft.«
    Mein Vater brummelte etwas, das ich nicht verstand. Ich saß verborgen hinter der Hecke und las.
    »Nein, nein«, kam Muttis aufgeregte Stimme wieder, »ich habe da ein nettes junges Mädchen am Badestrand bei meiner Bekannten entdeckt. Und...«, sie machte eine kleine Pause, »warum müssen wir uns eigentlich so weit von den anderen entfernt vergraben?«
    »Damit ich mehr von euch, von dir, habe«, gab Vati sehr deutlich zu verstehen.
    Aber Mutti ließ sich nicht belehren. »Ja, von uns hast du viel, aber ich kann sonst mit keinem Menschen sprechen hier in der Einsamkeit. Und vor allem Petra. Sie ist immer allein. Ich werde Linabell morgen mitbringen, du wirst sehen, ein entzückendes Geschöpf.«
    Mir wurde heiß und kalt hinter der Hecke. Muttis entzückende Geschöpfe kannte ich, die gefielen mir ganz bestimmt nicht. Und schon der Name, Linabell! Schlimmer als Fredegunde.
    Aber Linabell entpuppte sich als ganz nettes Mädchen. Ein bißchen affig, mit ihren drei Badeanzügen in verschiedenen Farben und dem offenen blonden langen Haar. Aber sonst ganz brauchbar. Bloß mich fand sie sicher nicht brauchbar. Am dritten Tag unserer Bekanntschaft, als ich im Dorf auf sie wartete - wir wollten in dem kleinen Kaffeegarten Eis essen -, erschien statt ihrer ein Junge. Ein dicker rosiger Junge, mit einem Lockenbusch über der Stirn. Das hatte mir noch gefehlt. Mir genügte Rudis Mondgesicht. Überhaupt Jungen, noch dazu mit Locken. Er sagte, er heiße Fridolin und käme statt Linabell. Ich könnte, wenn ich wollte, mit ihm zum Minigolf gehen. Und als ich ihn erstaunt ansah, fuhr er verlegen fort, Linabells Freundin sei heute vom Festland gekommen, und sie hätten einen Ausflug mit einem Schiff gemacht. Sie wohne in der gleichen Pension wie er.
    Ich sagte, das sei nicht schlimm. Ich müsse ohnehin etwas im Dorf besorgen, und er solle Linabell grüßen, sie könne mir ja Nachricht geben, wenn sie wieder Zeit habe. »Nein, danke, Minigolf spiele ich nicht«, fügte ich hinzu. Ob er gemerkt hatte, daß mir Jungen, die aussahen wie aus einem Bilderbuch, ziemlich gleichgültig waren? Überhaupt Jungen! Ich hatte an meinen Brüdern genug.
    Jedenfalls verabschiedete er sich schnell und höflich. Ich brauchte zum Glück nichts mehr zu erklären.
    Meine Mutter war entsetzt, daß ich nicht mit zum Minigolf gegangen war. Mein Vater begriff mich sofort. Mich aber selber wieder bei Linabell zu melden, lehnte ich strikt ab.
    »Freundin ist Freundin«, sagte ich, »sie haben sich sicher viel zu erzählen, da störe ich nur.«
    Tom, der gerade dabei war, als ich den Eltern am Strand alles erzählte, meinte, da sähe er es wieder, Mädchen! Sie wären das

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