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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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wirklich anfangen, den Koffer zu packen.« Und ohne Vorwurf ließ sie das viele Wasser ab. Manchmal benimmt sie sich fabelhaft.
     
    Der Ponykalender fuhr mit an die See. Ich schrieb oft an Ellen. Nur keine Briefe. Merkwürdig, die Lust fehlte mir. Ansichtskarten genügen auch, dachte ich und suchte die schönsten aus. Der Platz auf der Rückseite genügte vollkommen.
     
Liebe Ellen, ich hoffe, Du erkennst gebührend an, was ich für Dich tue. Mein ganzes Taschengeld verschwindet in Karten und Briefmarken. Außerdem ist ja mein Vater hier. Du weißt, ich habe ihn zu Hause selten genug. Glühendheiß ist es auch, und ich habe wenig Zeit. Es passiert auch nichts Aufregendes. Jeden Abend besehe ich mir den Ponykalender. Die Ponys sind süß. Ich möchte immer noch eins haben. Vielen Dank für den Kalender.
    Und viele Grüße
    Petersilie
     
    Und ein paar Tage später:
     

     
    Von Ellen bekam ich nur eine Karte. Ich war ihr nicht böse deshalb.
    »Sie schreibt sicher für mich ein Tagebuch«, erklärte ich meinem Vater.
    »So, und du?«
    »Ich? Ich schreibe Karten.«
    »Mit viel Inhalt?«
    »Bei dieser Hitze? Was denkst du, mein Geist ist geschmolzen. Außerdem kann ich mir jetzt kein dickes Heft kaufen. Das Porto kostet zu viel.«
    »Dann schenke ich dir ein Tagebuch, damit du schreiben kannst.«
    »Ich? Und du?« fragte ich entsetzt.
    »Ich?« staunte mein Vater. Wir saßen in unserer Strandburg, weitab vom Badebetrieb, allein. Rudi und Tom strolchten irgendwo in den Dünen herum. Sie fanden das mondlandschaftlich! Verrückt, aber sie lebten in Gedanken nur noch auf dem Mond. Mutti besuchte Bekannte am Badestrand. Ich fand es gemütlich, mit Vati allein zu sein.
    »Was habe ich mit deinem Tagebuch für Ellen zu tun?«
    »Viel, ich verliere doch meine ganze Zeit mit; dir, morgens, mittags und abends«, und bevor mein Vater antworten konnte, fuhr ich schnell fort, »warum bist du auch Ingenieur geworden und mußt Tunnel bauen, überall Tunnel? Du bist ja ewig verreist und nie zu Hause.«
    Vati schwieg.
    »Und da soll ich lange Briefe und Tagebücher schreiben, nein, wenn du schon mit uns verreist, habe ich keine Zeit dazu.«
    Vati schwieg immer noch.
    »Vielleicht fahren Ellen und ich mal zusammen nach England. Es gibt da Stipendien für solche Reisen für gute Englisch-Schüler.«
    Mein Vater setzte seine Brille ab. Er hat ganz helle Augen wie Rudi. Und in dem braunen Gesicht waren sie ganz besonders hell. »Ist dir sehr heiß, Petra?«
    »Mir? Na, es geht. Warum fragst du?«
    »Du und ein Stipendium?«
    »Du brauchst nicht zu erschrecken, der Einfall stammt nicht von mir. Ich habe es Ellen auch gesagt, aber sie meinte, ich könnte mir Mühe geben. Vielleicht hat sie recht. Sehnsucht schärft den Geist, das habe ich irgendwo mal gelesen.«
    »Sofort ins Wasser, sofort«, rief mein Vater lachend und sprang auf, »die Hitze bekommt dir nicht.« Und wir liefen ans Meer und badeten und schwammen und tauchten. Und ich dachte, >bevor ich ein Pony war, früher, bin ich sicher mal eine Seejungfrau gewesen. So eine kleine flinke, mit langen schwarzen Haaren und einem grünen Fischschwanz<.
    Aber als ich es Vati erzählte, später, als wir im Sand lagen und uns von der Sonne trocknen ließen, meinte er, so, wie ich jetzt aussähe, mit den angeklatschten nassen Haaren, glaubte er eher an einen Seehund. So ein nettes kleines Seehundsbaby, das wäre doch etwas? Nein, ich war nicht seiner Meinung. Ein Seehund wollte ich nie gewesen sein. Trotzdem verstanden wir uns gut. Ich verstehe mich immer mit Vati. Schade, daß er so selten zu Hause ist.
    Das Wetter blieb gut. Wir gingen jeden Tag an den Strand. Stapften den langen Weg durch die Dünen und ließen uns von der Sonne braten. Ich war braun wie ein Lebkuchen. Und Mutti wie eine Sandtorte, behauptete Rudi. Mutti fragte, ob er damit etwa ihre Schlankheit meine.
    »Nein«, erwiderte Rudi scheinheilig, er kann wirklich unschuldig aussehen, »auch finde ich, Muttis müssen mollig sein.« Was Mutti mit einem Seitenblick hinnahm. Sie kämpft sehr um ihre Linie. Mir ist meine Linie noch schnurzegal. Möglich, daß sich das mal ändert. Aber mit zwölf Jahren braucht man ja keine Pinie zu sein. Und im Turnen bin ich nicht die Schlechteste. Schwimmen kann ich ganz gut. Außerdem esse ich gern Pudding, sehr gern. Mit Ellen habe ich oft darüber gesprochen. »Ich muß voressen«, hatte ich ihr einmal erklärt, »wer weiß, was ich mal für einen Mann bekomme. Vielleicht mag der keinen

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