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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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englische Vokabeln, Mathematik, manchmal Schwimmen. Brüder, die Mädchen albern fanden. Fredegunde, keine Ellen, und einen Vater, der bestimmt gleich nach den Ferien wieder verreisen mußte.
    Und in drei Tagen waren die Ferien zu Ende. Die Schule begann.
    Ich nahm den Kalender von der Wand und löste die Märzkarte mit dem Foto: Ein Pony am Zaun. Es war meine liebste Karte. Das kleine Pferd hatte eine dichte dunkle Mähne, wie auf der Karte zu Hause an der Wand. Es drehte den Kopf und sah mich an. Und ich schrieb:
     

     
    Der Inhalt war blöd. Aber das Pony war hübsch.
    Die Karte legte ich auf den Küchentisch. Herr Mooge nahm sie bestimmt morgen früh mit ins Dorf, wenn er die Brötchen holte.
    Eigentlich sollten meine Brüder und ich das abwechselnd tun. Dazu kam es natürlich selten. Wir verschliefen zu oft.
    Auch am nächsten Morgen verschlafen, trotz Weckens. Flimmernde Hitze. Meine Eltern waren schon lange am Strand. Nur die Jungen rannten ums Haus herum und schrien: »Petersilie, beeile dich mal! Petra, wir warten nicht!«
    Sie hörten und hörten nicht auf zu rufen. Bis Frau Mooge aus ihrer Küche kam und ärgerlich rief: »Lauft doch voraus!«
    Da waren sie endlich still, und ich hörte ihre Sandalen auf den Steinplatten im Garten. Ich ging auf den Flur hinaus. Durch die offene Küchentür sah ich Frau Mooge neben dem Herd stehen. Sie schälte Kartoffeln.
    »Willst du nicht auch zum Strand, Petra?« fragte sie freundlich. »Ihr müßt doch in drei Tagen abreisen.«
    »Ja, gleich«, ich lehnte mich an die Tür und besah mir die Kacheln rings an den Wänden. Sie waren mit Blumen, Schiffen und Tieren bemalt, »Frau Mooge, mögen Sie Ponys?«
    »Die kleinen Pferde? Die großen sind mir lieber. Warum fragst du?«
    »Ach, nur so«, erwiderte ich, »ich möchte am liebsten ein Pony.«
    »Warum nicht gleich eine Kuh«, meinte sie lachend. Aus Höflichkeit lachte ich mit. Sich ein Pony zu wünschen, fand ich nicht lächerlich. »Aber wo soll es grasen, bei uns in der Stadt?« dachte ich. »Höchstens auf dem Balkon.«
    Leider hatte ich laut gedacht. Ich merkte es, als mich Frau Mooge erschrocken ansah. »Ein Pferd auf dem Balkon? Das gibt es doch gar nicht. Das erzähle nur nicht deiner Mutter.«
    »Ach nein«, beruhigte ich sie, »bestimmt nicht, es ist ja nur ausgedacht, und am liebsten...«

    Ich schwieg, ich fühlte, Frau Mooge hörte mir gar nicht zu. Sie ließ rauschend Wasser auf die Kartoffeln laufen. Da ging ich nach draußen.
    Eine Backofenhitze und fast kein Wind. Sonst weht immer Wind auf der Insel, nur an dem Morgen nicht. Man schwitzte im Stehen. Ich ging ganz langsam erst um das Haus herum, dann durch den Garten, ein schmaler Weg führte zu den Wiesen hinab. Ich trödelte vor mich hin. Da sah ich das Pony.
    Es stand nur ein paar Schritte entfernt auf der Wiese am Dünenweg, drehte den Kopf mit der dichten Mähne, die fast die Augen verdeckte, und blickte mich an. Ein lebendiges kleines Pferd. Und die Jungen waren vorbeigelaufen? Hatten sie keine Augen im Kopf? Vielleicht träumte ich? Vielleicht stand dort kein schwarzes Pony? Vorsichtig hustete ich. Das Pony blieb Wirklichkeit. Auch als ich über den Graben sprang, der die Wiese vom Dünenweg trennte, und einfach zu ihm ging, lief es nicht fort. Ganz ruhig sah es mich an. Ich legte die Arme um seinen Hals, strich ihm die Haare aus der Stirn und sagte: »So kannst du viel besser sehen.« Ich fühlte, wie es atmete und wie es mein Streicheln mochte, und ich flüsterte: »Pony, komm mit.«
    Unsinn, ein fremdes Pony. Trotzdem wünschte ich’s so. Und ich fragte: »Wie heißt du, Max oder Hans oder Bella? Und wo wohnst du? Ich habe dich noch nie hier gesehen.«
    Das war wahr. Wir kamen jeden Tag an der Wiese vorbei, wenn wir zum Strand wollten. Nie hatte ein Pony hier gegrast. Wo kam es her?
    »Petra, Petersilie!« schrien Rudi und Tom von weitem. Sie winkten, ich sollte kommen. Ich winkte zurück. Rufen wollte ich nicht. Das Pony würde erschrecken und fortlaufen. Endlich begriffen meine Brüder und verschwanden in den Dünen. Ich blieb bei dem kleinen Pferd. Strich ihm über den Rücken, die dunkle Mähne, bis es genug hatte, den Kopf senkte und anfing, Gras zu zupfen. Da ging ich langsam zurück, sprang wieder über den Graben und fing an zu laufen. Lief den ganzen Weg durch den Sand über die Dünen, bis ich den Strand sah, abseits vom Badebetrieb. Zum Glück saß mein Vater allein in der Strandburg. Ich rannte die Düne hinunter und schrie:

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