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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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»Vati, das Pony!«

    Natürlich hörte er nichts. Erst als ich über den Sandwall sprang und ihm fast auf die Füße fiel, blickte er auf, lachte und klappte sein Buch zu.
    Rudi und Tom fragen gleich, Mutti auch. Mutti fragt pausenlos hintereinander. Vati wartet, bis man von selbst anfängt zu erzählen.
    Und ich konnte noch gar nichts sagen, ich zog erst mein Kleid über den Kopf, den Badeanzug trug ich darunter, die Sandalen von den Füßen, fertig. Jetzt hatte ich Luft.
    »Vati, sind Ponys teuer?«
    »Ich habe noch keins gekauft.«
    »Aber wenn wir eins hätten?«
    »Stellen wir es in die Küche. Mutti kocht ihm Grießbrei, und abends schläft es in einer Holzkiste unter dem Tisch. Den ganzen Tag spaziert es brav in der Wohnung umher. Manchmal hat Petra Lust und geht mit dem kleinen Pferd...«
    »Josibellafifaximoll«, rief ich schnell.
    »Wie bitte?«
    »Josibellafifaximoll, so heißt es, ich soll dir ein Pony, das in der Küche schläft, glauben, und noch dazu eins, das Grießbrei frißt, dann mußt du mir auch den Namen glauben.«
    »Eins zu null für dich«, entschied mein Vater lachend.
    Die Sonne brannte. Ich nahm die Sonnenölflasche und rieb meine Beine ein.
    »Einmal haben wir ein Pony, ein kleines, mit einer dichten schwarzen Mähne«, fing ich an, »wir wohnen in einem weißen Haus, und vor dem Haus liegt eine grüne Wiese.«
    »Wiesen sind immer grün«, unterbrach mich Vati.
    »Nein, abends in der Dämmerung werden die Wiesen blau. Aber mein Pony steht auf einer grünen Wiese, weil es Tag ist. Und das sieht gut aus zu dem dunklen Fell. Morgens laufe ich zu ihm. Und es kennt mich, sieht mich an, und ich lege die Arme um seinen Hals.«
    »Aber es muß getränkt und der Stall ausgemistet werden.«
    »Meinetwegen, ich tränke und miste. Aber dann will es lange gestreichelt werden und mit mir spielen. Vielleicht schenkst du mir einen kleinen Wagen?«
    »So?«
    »Ja, ich fahre nämlich mit meinem Ponygespann in die Stadt zum Einkäufen, das spart Benzin und Fahrgeld, oder...«
    »... holst mich vom Büro ab«, warf Vati ein.
    »Nein, vom Bahnhof, dich muß man ja pausenlos vom Bahnhof oder Flugplatz abholen. Warum bist du auch Ingenieur geworden, Ponyzüchter sind wichtig.«
    »Ingenieure auch.«
    »Nein, Ponyzüchter. Wer soll mir denn alles erklären mit dem Abspannen und so?«
    Vati schwieg.
    »Siehst du, nun muß ich es aus Büchern lernen! Nachts! Tagsüber muß ich ja Schularbeiten machen.«
    »Armes Kind!«
    »Bin ich, aber nun sei mal still, Vati, du bringst mich ganz durcheinander. Und wenn Rudi und Tom kommen, ist es aus. Also wenn ich nach Hause komme, spanne ich ab. Erst bekommt das Pony zu trinken, dann trinke ich. Das Pony darf sich ausruhen, und ich mich auch. Wir liegen beide auf der Wiese, oder ich liege allein, und das Pony grast. Und ich lese ihm etwas vor.«
    »Ein Wunderpony«, staunte Vati.
    »Natürlich, was dachtest du denn? Und wenn wir uns ausgeruht haben, spielen wir >Umherrennen<. Dann kommen Rudi und Tom und wollen >Pferdeeinfangen< spielen. Aber ich will nicht. Sie verlangen, ich müßte es wollen. Sie wären Cowboys und das Pony ein Wildpferd. Ich will immer noch nicht, und das gibt ein herrliches Geschrei, bis Mutti herauskommt und ruft: >Kinder, meine Nerven!< und wir ihr alles erklären, alle zusammen. Sie versteht überhaupt nichts und hält sich die Ohren zu: >Zankt euch nicht ewig!< Und wir schreien durcheinander: >Wir zanken uns gar nicht, das ist eine notwendige Auseinandersetzung^ Mutti lacht, solche Auseinandersetzungen fände sie blödsinnig und geht wieder ins Haus. Rudi sagt: >Petersilie, sei mal vernünftige und er versucht mir beizubringen, was sie wollen. Schließlich bin ich einverstanden, und wir spielen, wie sie wollen, aber ohne Lasso.«
    »Ist dein Pony denn wild?«
    »Nein, das hat keine Lust, wild zu sein, aber das schadet nichts. Wir denken uns das aus.«
    »So wie du deine Geschichte.«
    »Die ist nicht ausgedacht, halb ist sie wahr.«
    »Wir haben kein Haus und kein Pony.«
    »Aber du hast mich, und das Pony steht auf der Wiese am Dünenweg und ist lebendig.«
    »Ist es«, nickte Vati.
    »Und ich bin eine gebratene Gans«, rief ich lachend und sprang auf.
    »Nein, höchstens ein Hühnerküken.« Vati stand auch schnell auf. Wir liefen beide ans Meer. Mein Vater voraus, ich hinterher. Ich rannte und rannte ohne anzuhalten. Aber ich konnte ihn nicht erreichen. Seine Beine sind viel zu lang.
    Wir blieben solange im Wasser, bis wir Mutti sahen. Sie ging

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