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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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setzte sich Ellen auch neben mich auf den Strohteppich.
    »Bist du eingeschnappt, Petra?«
    Wir hatten versprochen, uns keine Geschenke zu machen, nichts, was nach langem Abschied aussah.
    »Überhaupt nicht«, ich schüttelte den Kopf, »ich möchte am liebsten ein Pony haben.«
    »Hier? In der Stadt? Auf dem Balkon?«
    Sie lachte, ich lachte mit. Wir lachten und kicherten. Ich fand noch Schokolade, kramte in meinen Büchern, fand aber keines zum Verschenken, kein neues, bis mir ein Taschentuch einfiel.
    Ich stand auf, öffnete den Schrank und zog das Tuch aus dem Fach. »Wie ist es denn hiermit? Ganz neu, Ellen, mit Rosen, ich glaube, das hat mir Fredegunde geschenkt.«
    »Verschone mich, ich nehme Tempotaschentücher. Rosen, das kann nur Fredegunde einfallen.« Ellen nieste plötzlich. »Nimmst du sie als Freundin?«
    »Nie«, ich schnupfte, »sie sitzt neben mir, weiter nichts. Wir bleiben Freundinnen, Ellen«, jetzt schnupfte ich sehr.
    Ellen nieste noch einmal.
    Ich gab Ellen das Rosentaschentuch, es war wirklich kitschig. Aber zum Naseputzen taugte es was. Und Ellen putzte sich damit die Nase. Ich nahm die andere Ecke und putzte sie mir auch. Dann holten wir tief Luft, und Ellen sprang auf.
    »Ich muß jetzt unbedingt gehen. Der Möbelwagen kommt heute abend. Und ich schreibe dir, Petra. Und vielleicht kannst du mich einmal besuchen. Oder wir fahren in den nächsten Ferien zusammen nach England.«
    »Ja«, überlegte ich, noch unten auf dem Fußboden, »wenn ich im Toto gewinne, vielleicht.«
    »Ach was, es gibt auch irgendwelche Stipendien für gute Schüler in Englisch.«
    »In Englisch?« wiederholte ich lachend und stand nun auch auf. »Du willst mich wohl verulken, ich und ein Stipendium in Englisch.«
    »Natürlich«, beharrte Ellen, »wenn du dir Mühe gibst.«
    Na ja! Mühe wollte ich mir schon geben. Aber ob etwas dabei herauskam? Ich kannte mich. Ich bin eine Traumsuse. Leider! Auch in der Schule.
    »Und mit wem soll ich nun meine Vokabeln lernen?« wollte ich wissen.
    »Und wer zeichnet mir meine Erdkundearbeiten?« fragte
    Ellen zurück. Wir standen an der Tür. Keiner wollte die Klinke niederdrücken. Ich schluckte. In diesem Augenblick kam Mutti herein. Wir fielen ihr beinah in die Arme.
    »Was ist denn hier los? Guten Tag, Ellen«, sie gab ihr die Hand, »ach so, feierlicher Abschied, oder...?«
    »Nein, nein, wir nehmen keinen Abschied«, riefen Ellen und ich wie aus einem Mund.
    »Das ist gut«, sagte meine Mutter, »wie ist es mit Eis? Ich habe gerade zwei Packungen mitgebracht. Draußen ist eine Bruthitze.«
    »Mutti!« Vor Freude umarmte ich sie. Manchmal hat meine Mutter die besten Gedanken, auch wenn sie oft so viel fragt. Aber sie fragte gar nicht. Sie brachte uns das Eis sogar auf den Balkon hinaus. Wir wohnen ganz oben im vierten Stock, und der Balkon hat eine breite rot-weiß gestreifte Markise.
    »Unser Schiff«, ich wies auf das Sonnendach, »mit rotweißen Segeln.«
    »Phrrr«, murmelte Ellen mit vollem Mund, »das ist doch Unsinn, ein Balkon kann nie und nimmer ein Schiff sein.« Sie lachte und stippte in ihrem Eis herum. Ihr langes helles Haar trug sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Hübsch ist sie, viel hübscher als ich mit meinem Apfelgesicht und dem kurzen dunklen Haar.
    »Was starrst du mich so an?« fragte Ellen und leckte ihren Löffel ab.
    »Du bist sehr hübsch«, entfuhr es mir, »und ich war bestimmt mal früher ein Pony und du die Prinzessin.«
    »Und jetzt hast du einen Sonnenstich, meine Liebe, und ich gehe, ich gehe, ich gehe!«
    Sie sang und hopste, und wir hopsten beide erst auf dem Balkon herum, dann durch das Zimmer auf den Flur hinaus, und hopsend öffneten wir die Tür, und Ellen hopste hinaus ins Treppenhaus und sang dabei in den höchsten Tönen: »Du schreibst mir, du schreibst mir!«
    Ich knallte die Flurtür zu. Das mußte ich, denn die Tränen drückten im Hals und wollten hochsteigen. Und wir wollten und wollten nicht weinen.
    Daß Mutti trotzdem nicht herauskam und über den Knall schimpfte, fand ich großartig. Ich ging deshalb in die Küche und fing an abzuwaschen. Das heißt, ich ließ das ganze Becken voll heißes Wasser laufen und tauchte die beiden leer gegessenen Eisteller hinein. Sonst stand kein schmutziges Geschirr herum. Aber ich wühlte und schäumte in dem warmen Wasser, als wenn es wer weiß was zu tun gäbe. Als Mutti hereinsah, sagte sie noch immer nichts. Doch, sie sagte schon etwas, nämlich: »Weißt du, Petra, du solltest

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