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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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denn nicht? Wir verkaufen Eintrittskarten.«
    »Und was kostet ein Pony?«
    »Fredegunde! Bist du meine Freundin?«
    Sie nickte und wickelte Apfelkuchen aus dem Papier.
    »Freundinnen fragen nicht«, rief ich verzweifelt, »Freundinnen verstehen sich. Du mußt doch etwas spüren, mitdenken.«
    Sie blickte mich kurz an, hielt mir den Kuchen hin und sagte: »Nimm!«
    »Nein, danke, ich will keinen Kuchen.«
    Sie biß selber ab: »Schmeckt aber.«
    »Hör zu, ein Pony kostet viel, sicher über hundert Mark. Die verdienen wir uns durch die Aufführung.«
    »Theater seien aber schlecht besucht, behauptet mein Vater, er muß es wissen, er liefert die Getränke ans Theaterrestaurant, die Stadt muß mächtig draufzahlen.«
    »Nun laß mal deinen Vater in Ruhe. Mein Vater sagt auch alles mögliche. Wir brauchen die Väter nicht. Und wir brauchen auch nicht das Schauspielhaus. Wir machen ein eigenes Theater. Wir spielen im Garten oder auf dem Dachboden.«
    »Ihr habt gar keinen Garten.«
    »Aber Fridolin.«
    Sie stutzte. »So? Und wenn es regnet?«
    »Auf dem Boden, kennst du kein Zimmertheater?«
    »Nein, aber recht hast du, euer Boden ist nicht größer als ein halbes Zimmer.«
    »Unser Boden! Fredegunde, ich meine den Boden im alten Haus!«
    »Alte Böden sind meistens muffig, ihhh.« Sie biß wieder ab. »Nun erklär’ mir bitte noch mal, was willst du?«
    Noch einmal alles von vorn, das ging über meine Kraft. »Wo steckt Fridolin?«
    »Drüben neben dem Eingang, mit Hugo und Peter. Laß ihn doch!«
    »Ja, ja«, sagte ich nervös. Und ich mußte warten, bis auf den Nachhauseweg. Kurz vor der Tankstelle bekam ich ihn endlich zu fassen.
     

Es gab doch Gedankenübertragung. Fridolin hatte den gleichen Einfall gehabt. Ein Fest in dem alten Haus, eine Theateraufführung. Nicht um das alte Haus zu retten, gegen Bagger und Baupläne kämen wir nie an. Aber ein Abschiedsfest für den Großvater.
    »Er hat im November Geburtstag«, erzählte Fridolin, »und er soll lachen, ordentlich lachen. Und das Pony darf nicht in den Zoo. Wir können nicht jeden Tag eine Stunde fahren, um es zu besuchen.« Das Pony brauche er notwendig. Er habe eine andere Idee. Noch wolle er nicht darüber sprechen.
    Mein Herz klopfte. Für mich wollte er das Pony behalten. Jeden Tag sollte ich es sehen.
    »Komische Einfälle hast du.« Endlich begriff Fredegunde, was wir wollten. »Und wo willst du das Pony lassen? In der neuen Wohnung?« Sie kicherte. »Oder morgens mit in die Schule bringen?«
    »Du hast überhaupt keine Phantasie«, unterbrach ich ärgerlich. Was sollte Fridolin denken? Nannte sich meine Freundin und hatte nicht einen Funken Begeisterung.
    Fridolin lachte.
    »Kommt ihr heute nachmittag um vier?«
    »Ich auch?« rief Fredegunde aufgeregt.
    »Selbstverständlich. Dann besprechen wir alles, und jetzt muß ich laufen. Wiedersehen!« Er rannte davon.
    Von hinten sah er unmöglich aus.
    »Zwanzig Pfund mindestens«, stellte ich kopfschüttelnd fest.
    »Was?«
    »Abnehmen muß Fridolin. Untersteh dich und gib ihm aus deinen Kuchenpaketen zu essen. Der muß Mohrrüben futtern.«
    »Mohrrüben, bist du hartherzig! Das ist was für Pferde, davon wird man ganz elend. Du, ich habe noch Apfelkuchen, magst du?«
    »Hör auf, ich will nicht. Fridolin muß hungern, das verstehst du nicht. Kommst du?«
    »Wohin?«
    »Zu mir, du findest den Weg nicht, aber sei pünktlich um halb vier da. Und schweige.«
    »Warum?«
    »Geheimnis.« Ich versuchte ernst zu bleiben. Sie sah mich so mißtrauisch an.
    »Ach so«, meinte sie nach einer Weile, drehte sich um und verschwand hinter der Tankstelle.
    Ich wußte, sie würde nicht schweigen. Ihre Mutter fragte, wie alle Mütter. Sie wollte wissen, wissen. Fredegunde würde erzählen. Mir war es gleich. Ith mußte auch an mein Drama denken. Noch wußte ich nichts als den Namen Sylove. Bestimmt würde sich Fridolin freuen. Gleich nach dem Mittagessen mußte ich anfangen.
    Aber nach dem Mittagessen mußte ich meiner Mutter helfen, die Kissen von der Couch im Wohnzimmer mit blau-weiß kariertem Stoff zu beziehen, für die Küchenbank. Das heißt, ich sollte Knöpfe annähen. Knöpfe! Während mein Geist ganz andere Wege wanderte. Wege, weitab von Kissen und Knöpfen. Mutti sah mich vorwurfsvoll an. Meine Knöpfe waren mit drei Stichen befestigt.
    »Wie lange soll das halten?« fragte sie.
    »Wir haben so viel Schularbeiten auf«, schwindelte ich.
    »Also geh«, sie nahm mir die Kissen wieder aus der Hand. »Findest du

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