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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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Vater ist mit einem Holzhändler befreundet«, rief Bernd aus seiner Ecke.
    »Was für Umstände«, rief ich aufgebracht und drehte am Knopf des Plattenspielers. Die Musik schoß wie ein Gewitter zwischen uns.
    Fredegunde kreischte. Fridolin lachte. Ich drehte wieder zurück.
    »Also schön, wir fragen Erwin, oder was schlägst du vor, Petra?« wandte er sich an mich.
    »Wäscheleinen spannen. Das Hin-und-Herziehen des Vorhanges ist leicht. Wie bei einer Gardine. Es gibt Haken mit Rollen. Aber das sind unwichtige Dinge, mit denen wir uns nur aufhalten. Übermorgen fangen die Herbstferien an. Acht Tage haben wir Zeit. Wir könnten schon üben. Wozu brauchen wir eine Bühne, wenn wir im Garten spielen, mit den Sträuchern als Kulissen?«
    »Na, bis wir fertig sind mit dem Einstudieren, den Kostümen und allem Vorbereiten, sind die Sträucher kahl und es schneit«, mischte sich Hugo ein.
    »Dann spielen wir auf dem Dachboden. Wir spielen überhaupt da oben«, bestimmte Fridolin, »ich zeige ihn euch, er ist groß wie ein Kino. Und die Bühne muß höher sein. Es wirkt viel mehr, wenn die Schauspieler auf einem Podest spielen. Wir haben es damals ausprobiert.«
    Wir redeten hin und her, nur wegen der Holzbohlen.
    Gelangweilt sah ich in den Garten hinab. Man konnte von hier oben aus ein Stückchen der Mauer erkennen, die sonst hinter der breiten Blutbuche verschwand. Die Zweige warfen tiefe Schatten - und jetzt? Ich blickte schärfer hin. In dem Schatten bewegte sich was.
    Im gleichen Augenblick galoppierte Jonni wie wild aus den Büschen heraus über den Rasen.
    »Jungchen!«
    Mit einem Ruck rutschte ich vom Fensterbrett. Frau Marogis! Sie stand in der offenen Tür, grau im Gesicht.
    »Jungchen! Ich ruf und ruf, horste denn nicht? Dat Schwarze, im Garten... Jonni is auch schon wild. Nee...« Sie sank auf einen Stuhl, den ihr Bernd zuschob: »Et jibt doch Gespenster, mußt gleich nachsehen, Jungchen, aber leise, leise, Großvater soll nischt wissen.«
    Wir rannten trotzdem polternd die Treppe hinunter.
    »Was Schwarzes?« wimmerte Fredegunde. »Bloß nicht... was denn? Petersilie, was ist das?!«
    »Ein Geist!« rief ich wütend und zog sie mit in den Garten hinein.
    Die Jungen waren verschwunden. Sie krochen an der Mauer entlang. Ich hörte Bernds helle Stimme. Jetzt Hugo! Dann nichts mehr.
    Fredegunde zitterte wie beim Schwimmen im Hallenbad. Wir standen mitten auf dem Rasen. »Dududu, bleibst duuu bei mir, Petersilie?«
    Es war zum Verzweifeln. »Los«, ich zog sie einfach mit, »etwas näher können wir gehen.« Warum hörten wir nichts?
    »Verflixte Katze, au, die kratzt«, das war Peter. Ich erkannte seine Stimme, ganz tief, wie die eines Mannes.
    Also doch ein Kater! »Na ja, ich habe es gleich gewußt«, sagte ich laut.
    »Was?« fragte Fredegunde.
    Ich antwortete nicht. Die Büsche bewegten sich, da, aus der dunkelsten Ecke kamen sie. Bernd, Fridolin, dreckig, und wie! Der lange Hugo. Was zerrten sie aus dem Gebüsch?
    »Einbrecher«, kreischte Fredegunde. Aber es war ein Kind, ein kleines Mädchen, acht oder neun Jahre alt, nur widerstrebend ließ es sich mitziehen. Aber wie sah es aus?
    Dreckig wie die Jungen, klar. Aber sonst...
    Fredegunde und ich blickten uns an. Fremdartig! Eine kleine Indianerin? So muß Silberne Sonne als Kind ausgesehen haben, dachte ich.
    Es war keine Indianerin, trotz der nachtschwarzen Haare, die unordentlich um das dünne braune Gesicht hingen. Blue Jeans trug sie, einen verwaschenen graugrünen Pullover. Die dunklen Augen funkelten. Sie knurrte wie ein junger Hund. Immer wieder versuchte sie ihre Handgelenke zu befreien. Hugo und Peter hielten sie eisern fest.
    Endlich hatten sie das kleine Mädchen bis zum Haus geschleppt.
    »Kindchen«, hörte ich die Stimme der alten Frau Marogis, »aber Kindchen.«
    »Was soll das?« Der alte Herr Konitz stand hinter uns.
    »Über die Mauer wollte sie klettern, Großvater, an einem Strick hoch, flink, wie eine Katze, wir konnten sie kaum halten«, gestand Fridolin, »und sie sagt nicht, was sie will.«
    »Einbrechen«, murmelte Fredegunde, noch immer dicht neben mir.
    »Am hellichten Tag, du hast einen Vogel.« Bernd wischte sich über das schmutzige Gesicht. »Junge, kann die kratzen.«
    »Wascht euch«, bestimmte der Großvater, »erst waschen, dann können wir weiterreden.«
    »Loslassen?« Hugo schüttelte energisch den Kopf. »Die kann man nicht einen Augenblick freilassen.«
    »Haste Hunger, Kindchen, essen?« erkundigte sich Frau Marogis

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