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Die Ponyapotheke

Die Ponyapotheke

Titel: Die Ponyapotheke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa-Marie Blum
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mit den Jungen am Flutsaum entlang. Ihr gelbes Kopftuch leuchtete von weitem. Rudi winkte und schrie: »Wir haben Muscheln!« Als ob das etwas Besonderes wäre. Er schwenkte einen kleinen Beutel. Tom ging ganz komisch. Er stakste wie ein Storch im Salat, trug dabei einen schweren Stein auf dem Kopf, ohne ihn festzuhalten. Er sagte nicht, wofür er den Stein haben wollte, sooft ich ihn danach fragte.
    Zwischendurch wollte Mutti wissen, warum ich nicht mit den Jungen gekommen wäre, und warum ich immer so trödle, und ob ich nicht zu lange im Wasser geblieben sei. Ich sagte: »Ja, ja« und »nein, nein«, und es war so heiß, erzählte nichts von dem Pony und fragte Tom wieder, was er mit dem Stein wolle. Aber Tom schwieg beharrlich.
    Auch als wir in der Strandburg saßen und Mutti Brote und Obst verteilte, sprach er kein Wort. Wie ein Ölgötze hockte er mit dem Stein auf dem Kopf im Sand, und ich rief wütend: »Wenn du ihn noch länger da oben liegen läßt, wirst du platt wie eine Strandkrabbe.«

    Worüber sich Rudi vor Lachen in den Sand warf: »Du bist dumm, Petersilie, er ist ein einsamer Indianer aus dem Urwald und versteht unsere Sprache nicht.«
    »Doch, diese.« Vati hielt ihm einen Apfel unter die Nase. Und wahrhaftig, Tom Ölgötze bewegte sich, wollte zugreifen, als Mutti aufschrie: »Ein Gewitter! Schnell, schnell!«
    Wir drehten uns um.
    Tintenschwarz zog es vom Horizont herauf, die Sonne verdunkelte sich, das Meer wurde grau, und ein eiskalter Wind fegte über den Strand. Sand wirbelte hoch.
    Hastig packten wir alles zusammen. Auch den Stein, den sich Tom unter den Arm klemmte. Wir rannten, nur Mutti nicht. Sie konnte vor Angst nicht laufen. Nachher, durch die Dünen, den weichen Sand, mußte Vati sie ziehen. Gewitter machen Mutti krank. Und es wurde dunkler und dunkler.
    Der Wind blies mich fast um.
    Am Dünenweg graste das Pony und hob nicht einmal den Kopf. Der Wind raste, riß ihm die Mähne hoch. Ich wollte zu ihm, aber Mutti schrie aufgeregt: »Petra, komm, komm!« Ich mußte weiter und tröstete mich: >Es wird gleich geholt, unmöglich kann es bei dem Wetter draußen bleiben.<
    In unserem Haus brannte Licht hinter den niedrigen Fenstern. Frau Mooge stand in der offenen Haustür. Es blitzte, von fern donnerte es, die ersten Tropfen fielen. Ich wollte ums Haus herum, aber Frau Mooge hielt mich zurück: »Das Badezeug kannst du im Keller aufhängen, was soll es im Garten.« Sie zog mich in den Flur hinein.
    Jetzt goß es vom Himmel herunter, der Donner rollte. Rudi und Tom blieben ungerührt, schoben mich einfach in die Küche und riefen: »Los, Petra, wir haben Hunger.«
    Ich stieß sie zurück.
    »Frau Mooge, holt denn niemand das Pony ’rein?«
    »Das Kleine am Dünenweg? Janitzkis Pferd?« Sie nahm Geschirr aus dem Schrank und stellte die Teller auf den Tisch. »Das kann viel vertragen, das ist ein Shetlandpony. Hilf deiner Mutter lieber, sie ist schon ganz blaß.«
    »Ich auch«, murmelte ich patzig und brachte alles durcheinander.
    »Paß doch auf!« rief Mutti nervös. Zum Überfluß erschienen Rudi und Tom schon wieder in der Küche, tanzten wie blöd umher und schrien: »Hunger, Hunger!«
    »Hinaus mit euch!« befahl Mutti ärgerlich.
    »Sie könnten aber auch mal helfen«, sagte ich wütend. Dabei horchte ich nur nach draußen.
    Das Gewitter stand über uns. Schlag auf Schlag blitzte und donnerte es. Mein Vater stellte das Radio ab. Kaum saßen wir um den Tisch, fuhr es grell vor dem Fenster herunter, krachte gleich hinterher. Mutti schrie auf. Ich fing an zu zittern. Da verlöschte das Licht. Kurz danach kam Frau Mooge mit einer brennenden Petroleumlampe herein. Sie stellte sie auf den Tisch und zog die Vorhänge vor das Fenster. Einen Augenblick blieb sie noch bei uns stehen.
    »Das Pony!« Ich weinte fast.
    »Du hörst ja, es ist ein Shetlandpony«, beruhigte Mutti mit matter Stimme, »das hält es im Stall gar nicht aus.«
    Auch mein Vater legte den Arm um mich: »Bestimmt, Petra, du kannst es glauben.« Ich rückte zur Seite und schwieg.
    Ich dachte, was ich wollte. Und das war: >Das Pony ängstigt sich und friert. Bei diesem Gewitter und dem Regen.< Ich konnte nicht aufhören, daran zu denken. Dabei gab es Pudding zum Nachtisch. Frau Mooge hatte ihn extra für uns gekocht. Aber an diesem Abend schob ich meinen Nachtisch Rudi hinüber.
    Mein Vater sah mich ein paarmal von der Seite an. Ich wußte, er war ärgerlich. Aber ich wollte denken, das Pony friert. Ich wollte es.
    Wir

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