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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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verloren.
    Ich vermutete außerdem, dass Martha, das Mädchen aus Syrien, während meiner Abwesenheit mehr über die Art und Weise ihrer Heilung erzählt hatte, als mir lieb war. Wenn ich nach draußen ging, verneigten sich die Menschen noch tiefer vor mir, als es meinem Rang gebührte, und oft lagen Blumenopfer vor meinen Palasttoren.
    Unterdessen hatte Konstantin seinen Gefühlen Luft gemacht und zum ersten Mal heidnische Religionen direkt angegriffen. Er ließ die Propheten von Apollon in Didyma und Antiochia töten und zerstörte den Asclepius-Schrein in Aigai. Seinen größten Zorn indes richtete er gegen die so genannte Unmoral. Er erließ strengere Gesetze gegen Verführung, auch wenn sie auf freiwilliger Basis stattfand, und die Tempel, in denen Priesterinnen der Aphrodite dienten, wurden abgerissen.
    Sylvester räusperte sich, und ich merkte, dass er noch wartete. »Der Kaiser ist im Audienzsaal, Augusta. Es ist nicht gut, wenn Mutter und Sohn sich entfremden. Wenn dir nicht danach ist, aufzustehen, kann er dann zu dir kommen?«
    Ich habe keinen Sohn , dachte ich verbittert, doch ich nickte. Konstantin war immer noch der Kaiser.
    Cunoarda richtete die Falten meines Wollmantels, sodass es vorteilhafter aussah. Der Frühling war in Rom eingezogen, doch mir war noch kalt. Neuerdings verbrachte ich die meiste Zeit in dem kleinen Gemach mit den britannischen Wandbehängen - Konstantin war noch nie hier gewesen. Die Hunde, die meine innere Spannung spürten, standen auf, als er den Raum betrat. Ich hieß sie mit einer Geste wieder zu meinen Füßen Platz nehmen.
    »Bist du nicht glücklich mit deinem Palast, Mutter?«, fragte Konstantin und schaute sich um. »Du hast doch gewiss einen Raum, der dir… angemessener wäre…«
    Bischof Sylvester, dessen Privatgemächer noch weniger luxuriös ausgestattet waren, zuckte zusammen, verhielt sich aber ruhig.
    »Der Raum ist bequem und leicht warm zu halten. Du musst einer alten Frau schon ihre Grillen lassen, Herr«, erwiderte ich.
    »Aber du bist doch gesund…« Er schaute mich mit plötzlicher Besorgnis an. »Du kannst reisen.«
    Ich runzelte die Stirn. »Wohin willst du mich schicken?« Sollte ich ins Exil gehen?
    Konstantin richtete sich auf, und seine Miene erhellte sich. »Ins Gelobte Land, Mutter, nach Palästina!«
    Verwirrt blickte ich zu ihm auf. Ich wusste, dass Jesus in Palästina gelebt hatte, doch immerhin hatte sein eigenes Land ihn abgelehnt. Seinerzeit war es eine unserer ärmsten Provinzen. Antiochia und Alexandria waren die großen christlichen Zentren des Imperiums.
    »Unser Herr ist einst auf diesem Boden gewandelt! Jeder Stein, den er berührt hat, ist heilig. Doch außer in Caesarea gibt es in der gesamten Provinz nur ein paar Hauskirchen. Die Stätten, an denen ER Wunder gewirkt hat und wo sich die Pilger nur so drängen sollten, haben kein Heiligtum!« Konstantin lief vor Eifer rot an.
    »Das ist bedauerlich, aber ich verstehe nicht…«
    »Ich werde sie bauen! Die Arbeiten an der Heiligen Grabstätte schreiten voran. Bischof Macarius hat mir bereits Teile des wahren Kreuzes geschickt - ich werde dir eines für deine Kapelle hier schenken. Die Stätten zu verschönern, an denen Gott sich zu erkennen gab, soll für mich Buße und Opfer sein. Gewiss wird er mir meine große Sünde vergeben!«
    Ein Opfer, dachte ich zynisch, aber kaum eine Buße, höchstens für diejenigen, deren Steuern sein ehrgeiziges Bauvorhaben finanzieren würden. Ich nickte und fragte mich noch immer, warum es meines Segens bedurfte.
    »Ich will es jetzt sofort tun, doch die Westgoten sind unruhig, und mit den Persern werden wir uns in Bälde beschäftigen müssen. Ich habe keine Zeit, Palästina zu besuchen, du aber könntest als meine Repräsentantin gehen. Du weißt, wo die heiligen Stätten zu finden sind und wie man sie segnet«, er holte Luft und fügte einfältig hinzu: »Du kannst dem Osten zeigen, dass die Familie des Kaisers noch stark ist!«
    »Für eine Frau in meinem Alter wird das eine beschwerliche Reise«, sagte ich und versuchte, meine Verwunderung zu verbergen.
    »Eusebius von Cäsarea wird sich um dich kümmern. Palästina ist ein Land, in dem Milch und Honig fließen, und die Sonne ist warm…«, sagte Konstantin einschmeichelnd. Sein Blick war voller Träume.
    »Ich werde darüber nachdenken…« Dem konnte er nichts entgegensetzen.
    »Ich muss jetzt gehen, doch Bischof Sylvester ist noch hier. Er wird dir alles erklären.« Konstantin wollte mich

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