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Die Priesterin von Avalon

Die Priesterin von Avalon

Titel: Die Priesterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley , Diana L. Paxson
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die der Geist wahrhaft sieht, doch ohne Altar, ohne Priester und Opfer, wusste ich, dass der Eid, den Crocus gerade geleistet hatte, von den Göttern bezeugt worden war.
    »Wie ich sehe, habt ihr euch bereits bekannt gemacht«, sagte Konstantius, der neben mich getreten war. Ich schaute auf und unterdrückte blinzelnd die Tränen.
    »Crocus hat mir erzählt, dass du ihm das Leben gerettet hast«, sagte ich rasch, damit er meine Rührung nicht missverstand. Ich rückte zur Seite, sodass er sich neben mich auf die Liege setzen konnte.
    »Hat er dir auch gesagt, dass er mein Leben gerettet hat?« Er lächelte Crocus an, als Warnung, die Frauen nicht mit Soldatengeschichten zu erschrecken.
    »Das muss man ihr nicht sagen.«
    Konstantius' Augenbrauen zuckten in die Höhe, doch er verzichtete wohlweislich auf weitere Fragen. Er lehnte sich auf einen Ellbogen und deutete auf das Podium.
    »Aurelian ehrt alle Helden des Feldzugs - wie ich sehe, hat er Maximian oben bei sich.«
    Ich folgte seinem Fingerzeig und erblickte einen gedrungenen Mann mit graubraun meliertem Haarschopf und von beachtlicher Statur, wie ein Bulle. Er sah aus wie ein Bauer, was seine Eltern in der Tat auch waren, aber er hatte eine kriegerische Begabung.
    »Und Docles ist bei ihm«, fuhr Konstantius fort. Neben Maximian saß ein großer Mann mit schütterem rotem Haar über einer breiten Stirn. Tiefe Furchen kennzeichneten seine Gesichtszüge, die von strenger Selbstkontrolle zeugten.
    »Er ist ein beachtenswerter Mann. Sein Vater war nur Schäfer in Dalmatien, wenn ihn nicht ein Gott gezeugt hat. Jedenfalls ist ihm anscheinend eine geniale Kriegsbegabung angeboren, aber er ist auch ein guter Verwalter, was bei einem General noch wertvoller ist.«
    »Und auch seltener?«, fragte ich. Doch gerade in diesem Augenblick servierten die Sklaven den ersten Gang des Banketts, und Konstantius enthielt sich einer Antwort.

    Konstantius war in die Kohorte Prima Aurelia Dardanorum versetzt worden, deren Garnison an dem Zusammenfluss von Navissus und Margus lag. Ich hatte gehofft, er werde daher zwischen dem Kastell und dem Haus, das er für mich in Naissus gemietet hatte, hin-und herpendeln. Doch Anfang November erhielten die Dardanier den Befehl, sich an der Verfolgung der zurückweichenden Goten zu beteiligen, und Konstantius marschierte mit Wollsachen im Gepäck gegen die plötzlich einsetzende kalte Witterung nach Norden und ließ mich allein.
    Nur eine schmale Bergkette schützte Naissus vor den Winden, die über die offene Ebene am Danuvius fegten, Winde, die in den Steppen von Scythien entstanden und sich nur so weit erwärmten, dass sie über dem Schwarzen Meer etwas Feuchtigkeit aufnahmen. Bald , dachte ich, als ich mir ein Tuch um die Schultern legte, wird es Schnee geben . Doch in diesem Land wusste man, wie man Häuser gegen kalte Witterungen baut, und das Haus hatte nicht nur eine Fußbodenheizung, welche die Bodenfliesen wärmte, sondern in dem großen Raum, den Konstantius als Schlafzimmer ausgewählt hatte, gab es tatsächlich einen Kamin. Aus diesem Grund hatte Konstantius es gemietet, damit die Wärme eines offenen Feuers mich an meine Heimat erinnerte.
    Im weiteren Verlauf meiner Schwangerschaft verbrachte ich viel Zeit in diesem Raum. Es war ungerecht, dass Konstantius, der mich in den ersten drei Monaten getröstet hatte, gerade dann fortgehen musste, als die Übelkeit nachließ und mein Leib sich zu wölben begann. Ich hatte die Phase, in der die meisten Fehlgeburten vorkommen, hinter mir und war mir sicher, dieses Kind auszutragen. Tatsächlich war es mir nie besser gegangen. Wenn das Wetter es erlaubte, ging ich mit Drusilla auf den Markt im Zentrum der Stadt; Philipp, der sehr fürsorglich geworden war, hielt sich einen halben Schritt hinter uns, und Hylas trottete vornweg.
    Infolge guter Ernährung und Zuneigung war der kleine Hund wie umgewandelt. Er war jetzt so groß, dass er mir bis zum Knie reichte, hatte ein seidiges, schwarzweißes Fell und einen wild wedelnden, buschigen Schwanz. Für Hylas war der Markt ein Ort der unbegrenzten Möglichkeiten, voll faszinierender Düfte und interessanter, wohlriechender Objekte. Die Aufgabe des armen Philipp bestand darin, zu verhindern, dass der Hund alles mit nach Hause schleppte. Für die menschlichen Mitglieder des Haushalts war der Markt eine Gerüchtequelle, die uns Kunde über den Fortgang des Feldzugs zutrug. Die Goten waren die letzten Überlebenden des großen Raubzugs, der das Imperium

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