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Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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meinen Frieden, sonst hämmere ich dich kopfunter in den Boden und zünde dir die Füße an, verstanden?«
    Sie durfte nicht aufgeben. Obwohl sie sich vor ihm fürchtete, wiederholte sie die Geste.
    Brun kam auf sie zu. »Was willst du eigentlich von mir?« Er legte den Kopf schräg und schaute Alena aus seinen Krötenaugen ernst an. »Hör zu, meine Kraft ist nichts, worauf ich mir etwas einbilde. Ich bin Mahlsteinbrecher gewesen, wie mein Vater und dessen Vater. Die Kraft ist das Werkzeug und nichts –« Er brach die Erklärung ab. »Du verstehst mich doch nicht. Was rede ich.«
    Seine Hand packte sie am Ellenbogen und zog sie hinter dem Gebüsch hervor. Mit breiten Armbewegungen befreite er ein Stück Waldboden vom Laub. Sein Zeigefinger zeichnete einen großen Kreis und in die Mitte davon ein kleines Rund. Unter die Kreise malte er einen Halm mit Ähre. »Ein Mahlstein. Er macht Mehl aus dem Getreide.« Brun sah sie an.
    Sie nickte.
    »Gut, das hast du verstanden.« Er hob einen Ast vom Boden auf und schlug ihn auf den inneren, kleinen Kreis. »Tschuck!« machte er dabei. Noch einmal hob er den Ast in die Höhe und ließ ihn hinuntersausen. »Tschuck!« Er schaute zu Alena hinauf. »Das Achsloch, verstehst du? Ich habe Mahlsteine behauen und das Achsloch hineingetrieben. Daher stammt meine Kraft, und es ist nichts, an das ich besonders gerne zurückdenke. Also laß mich damit in Ruhe.«
    Sie nahm ihm den Ast aus der Hand und ahmte seinen Schlag nach. »
Komoi no malnaice.
Maalsch-Teine.«
    »Ja, genau. Mahlsteine. Alena heißt du, ja? Hör zu, Alena.Ich weiß, daß du dir dein Leben anders vorgestellt hast. Mir geht es genauso. Aber ich werde tun, was Embricho oder Tietgaud mir befehlen, und wenn es mich den Hals kostet. Tu dir selbst einen Gefallen und führe uns nicht in die Irre.« Brun spuckte auf den Boden. Er legte ihr die Hände auf die Schultern. »Nimm dich in acht, verstanden?«

5. Kapitel
     
     
    Er suchte Wasser. Seine Lippen waren eingerissen vor Trockenheit, und die Augen brannten an den Rändern. Als Uvelan auf die Straße stieß und einen Karren rumpeln hörte, hockte er sich hinter einen Busch.
    Bald zeigten sich die Hörner von zwei Ochsen, gefolgt von einem Wagen, der über die Wurzelrippen rumpelte. Vorn auf dem Bock saß ein graubärtiger Mann. Immer wieder schnalzte er mit der Zunge, pikste die Hinterteile der Ochsen mit einer Rute.
    Uvelan erhob sich. Jetzt erst sah er, daß fünf Männer mit langen Speeren dem Karren folgten.
    »Chas ve chalila!«
rief der Karrenlenker. »Um Gottes willen!« Sofort sprangen die Männer hinter dem Wagen hervor. Als sie Uvelan erblickten, richteten sie ihre Stangen auf ihn und stießen kurze, drohende Laute aus.
    Der Graubärtige hatte die Ochsen zum Stehen gebracht und sich erhoben, um hinter Uvelan in den Wald zu spähen. Weiter sich furchtsam umblickend und ohne Uvelan anzusehen, sagte er in der Sprache der Slawen: »Der Wagen riecht vielleicht noch ein wenig nach Kampfer und Zimt, aber ich habe keinen einzigen Span der kostbaren Rinde mehr dort drinnen. Alles Felle, glaubt mir das. Wenig Wiesel, mehr Biber und wertlose Hasenhäute.«
    Uvelan schwieg.
    »Schickt Eure Leute zurück, sagt ihnen, daß es sich nicht lohnt und sie ihr Leben nicht aufs Spiel setzen sollen für ein paar staubige Felle. Ich flehe Euch an!«
    Erst als geraume Zeit verstrichen war, ohne daß Kriegsgeheul aus dem Wald ertönte, fand der Graubärtige Muße,Uvelan zu betrachten. »Das ist gar kein Überfall. Er sieht aus wie ein Tier«, murmelte er. Dann zog er streng die Augenbrauen zusammen. »Was willst du?«
    »Wasser.«
    Stück für Stück entspannte sich das Gesicht des Karrenlenkers. »Du willst … Wasser. Nichts anderes? Nur Wasser? Scheint, du bist in Not geraten. Dann ist es meine Pflicht, dir zu helfen.« Er langte hinter sich nach einem Ledersack. Als er den Pfropfen entfernt hatte und Flüssigkeit in einem feinen, klaren Strahl in einen Holzbecher goß, entfuhr Uvelan ein gieriges Grunzen.
    »Laßt ihn herkommen.«
    Die Männer hoben die Speerspitzen und traten beiseite. Uvelan ging bis an den Karren heran und umfaßte den Becher mit beiden Händen. Eine Stimme in ihm befahl, langsam zu trinken. Und so netzte er sich, obwohl seine Finger zu beben begannen, nur die Lippen.
    Der Graubärtige pfiff leise. »Du weißt dich zu beherrschen. So etwas sehe ich selten.«
    Schweigend nahm Uvelan einen kleinen Schluck.
    »Ich bin Schemuel. Wie ist dein Name?«
    Uvelan löste den

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