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Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Priestertochter: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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besuchte, umgebracht.«
    Da waren sie wieder, diese Gedanken. Der Glaube der Christen schien einzig darauf ausgerichtet zu sein, alles durcheinanderzubringen. Alena tastete nach ihrem Kamm im Beutelchen am Gürtel. Sie würde zur Quelle gehen. Das fremde Göttergift wollte sie sich nicht in die Ohren gießen lassen.
    »Der Zorn Eures Gottes muß groß sein. So ist Euer heiliges Zeichen eine Erinnerung daran, ihm zu opfern? Wann wird er besänftigt sein?«
    »Ganz anders«, platzte Alena heraus. »Der Sohn des Christengottes
wollte
ja sterben! Er ist nicht Göttersohn geblieben, sondern Mensch geworden, um sterblich zu sein.«
    »Warum sollte ein Göttersohn sterben wollen?«
    Tietgaud sah zu Boden. »Entweder er oder wir alle.«
    »Cernoboh hat das eingefädelt«, sagte Alena. »Die Christen glauben, er sei stärker, als er sich gibt. So ein Unsinn!«
    »Das stimmt nicht ganz.« In einer langsamen Bewegung fuhr Tietgaud mit dem Daumen die Lederschlaufe entlang. Er zog das Kreuz in die Mitte seiner Brust und strich darüber, als würde er ein Kind zu Ruhe legen. »Wir genügen dem Gesetz nicht, und der Tod ist die Strafe dafür. Christus nahm die Strafe hin für uns. So gehen wir frei aus und dürfen fortan ewig leben.«
    Wie konnte sie das glauben? Ein Göttersohn, der starb! Alena bemühte sich, rasch Bäume zwischen sich und den Mönch zu bringen. Sie hörte, daß der Alte und Tietgaud weitersprachen. Machten Uvelan die Wahngedanken nicht zornig?
    Bald sah sie die grünlichgrauen Stämme der Eschen vor sich, die Rinde von langen, aufrechten Furchen durchzogen. Zartes Glucksen und Gurgeln drang an ihre Ohren. Das Plätschern beruhigte Alena. Gleichzeitig spürte sie dentrockenen, rauhen Gaumen. Ein Brennen im Hals rief nach Wasser.
    Moos wuchs als rotgrünes Fell an den Bäumen hinauf. Große Steine waren vollständig davon bedeckt. Unter Alenas Füßen sank der Boden weich ein. Fast meinte sie, das Wasser riechen zu können; ein herber Duft nach Blättern und Nässe war es. Alena stützte sich an einem der Stämme ab und stellte sich auf einen rotgrün bewachsenen Stein. Sie sah hinauf. Wie würdevoll und friedlich die Eschen ihre gefiederten Blätter zum Licht emporrichteten! Sie tranken Tag und Nacht von der Quelle und schöpften daraus ihre Kraft.
    Unvermittelt ergriff ein Stechen Alenas Handgelenk, sie wurde geschüttelt, irgend etwas hielt ihren Arm in einer unnachgiebigen Umklammerung. Knochenbrecherische Kraft, die ihr Schmerzen bereitete.
    »Was sollte das?« Es war Embrichos Stimme.
    »Du tust mir weh!«
    Das Stechen am Handgelenk ließ nicht nach. »Sag mir, was das sollte! Du hast dem Greis schöne Augen gemacht, hast ihn bestrickt mit süßer Stimme und anmaßenden Fragen.«
    »Laß mich los.«
    Endlich die Befreiung. Alena rieb sich den Arm, und obwohl sie es nicht wollte, schossen Tränen in ihre Augen. Er hatte nicht das Recht, ihr wehzutun. Die Kehle krampfte sich ihr zusammen. Sie wollte Luft holen, aber es wurde ein Schluchzen. Warum durfte ihr jeder Schmerzen zufügen, wie es ihm paßte? Javor hatte sie mit Gerten verprügeln lassen. Embricho konnte sie schütteln und ihr beinahe den Arm brechen aus einer Laune heraus. Sie keuchte vor Wut. Es war Zeit, daß sie nach Rethra zurückkehrte, wo man sie achtete und ihr gehorsam war.
    »Deine Tränen sind mir nicht Antwort genug, Alena.«
    »Was willst du denn hören? Sag es! Was willst du hören?«
    »Weißt du was? Es ist mir gleich. Mach ihm schöne Augen,was kümmert es mich? Bilde dir nicht ein, du würdest mich eifersüchtig machen.«
    »Warum schreist du mich dann an?«
    »Weil es einfach schwachsinnig ist. Hast du mir nicht gestern erst erzählt, er wäre dir unheimlich? Du warst es doch, die von den Krallenhänden und dem von Rinnen übersäten Gesicht gesprochen hat.«
    Alena wischte sich mit der Hand die Tränen von den Wangen. Sie sprach leise. »Ich wollte dich bloß necken. Etwas anderes wollte ich nicht.«
    »Tu das nie wieder, hörst du?«
     
    Ein seltsamer Kampf fand statt in seiner Brust. Uvelan fühlte sich verpflichtet, Tietgaud die Macht Svaroghs zu erklären. Nicht den leisesten Zweifel an Svaroghs Vorherrschaft im Götterhimmel konnte er über die Lippen bringen. Und doch war da mehr als Interesse für den Bericht des Mönchs und diesen fremden Gott – die Erregung, die von ihm Besitz ergriffen hatte, ließ seine Ohren kitzeln, machte, daß die Finger zitterten und das Herz laut pochte. Eine Gier tobte in ihm, entfacht von der

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