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Die Principessa

Die Principessa

Titel: Die Principessa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Abgeschiedenheit fern vom Lärm der Welt und suchte die Pilgerkirchen wieder auf, die sie vor noch nicht langer Zeit für ihren Mann aufgesucht hatte. Doch wie hatten sich ihre Gebete verändert! Voller Scham musste sie sich eingestehen, dass sie früher oft nur mit den Lippen gebetet hatte, ohne dass ihre Gedanken bei den Worten waren, die sie sprach, nicht aus Liebe, sondern aus Pflichterfüllung wie ein Soldat, der vor der Schlafkammer seines Generals Wache hält. Jetzt aber, da ihr Mann nicht mehr da war, ihre Gebete bei Gott nichts mehr für ihn bewirken konnten, betete sie für niemand anderen als für sich allein, und in der Einsamkeit ihres Herzens rief sie nach Gott, wie ein Kranker nach einem Arzt ruft.
    »Vergebung, Principessa, aber der Herr ließ sich nicht abweisen.«
    Während Clarissa von ihrem Fernrohr zurücktrat, machte der Diener in der Tür einen Schritt zur Seite, um dem Besucher Platz zu machen. Als sie das Gesicht erkannte, war ihr, als würde es ein wenig wärmer im Raum.
    »Signor Borromini?«
    »Bitte verzeihen Sie meine Aufdringlichkeit, Principessa, aber ich musste Sie sehen, um Ihnen meine Teilnahme auszusprechen.« Er nahm ihre Hand und drückte sie. »Donna Olimpia hat mir von Ihrem großen Leid berichtet.«
    »Ich freue mich, dass Sie gekommen sind«, sagte sie und erwiderte seinen Händedruck. Seine Hände fühlten sich immer noch an wie früher – groß und stark, doch gleichzeitig glatt und zart – und aus ihrem Druck sprach so viel Mitgefühl, dass sie ihm die ihren dankbar überließ. »Ach, wären Sie nur früher gekommen, Signore!«
    »Ich hatte über alle Maßen zu tun – aber trotzdem, sicher, Principessa, Sie haben Recht, ein unverzeihlicher Fehler.« Um seine Augen zuckte es, während er ihre Hand losließ, und er wich ihrem Blick aus. Dann sah er das Fernrohr und er wechselte das Thema. »Sie schauen nach den Sternen?«
    »Ja, mein Mann hat mich darin unterrichtet. Die Astronomie war seine Leidenschaft. Er hat sie in jungen Jahren auf seiner Italienreise erlernt, in Padua, bei Dottore Galilei, aber das war lange, bevor ich ihn kennen lernte …«
    »Ich glaube, ich ahne, was Sie empfinden«, sagte er sanft, als ihre Stimme versagte. »Weil – diese Gefühle, sie sind auch mir nicht fremd …«
    Ohne sich weiter zu erklären, verstummte er, und es entstand ein Schweigen. Aus seinem Gesicht sprach wieder jene unbestimmte Trauer, die Clarissa schon so lange an ihm kannte. War diese Trauer der Grund, weshalb er stets schwarze Gewänder trug? Bisher hatte sie gedacht, er kleide sich nach spanischer Sitte, um seine Verbundenheit mit seinen Auftraggebern für San Carlo zu bekunden, aber jetzt hatte sie Zweifel. Ja, dachte sie, vielleicht hat er Recht und wir teilen wirklich dieselben Gefühle. Sie wusste selbst nicht warum, aber auf einmal hatte sie das Bedürfnis, diesem Mann etwas von sich zu geben, ihm etwas von sich mitzuteilen.
    »Haben Sie schon mal durch ein Fernrohr geschaut?«, fragte sie.
    »Durch ein Fernrohr?«, fragte er überrascht zurück. »Nein, noch nie.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass Sie Gefallen daran haben. Möchten Sie es nicht versuchen?«
    Er nickte und auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln.
    »Dann kommen Sie!«
    Er musste niederknien, um durch das Okular zu schauen. Behutsam, als fürchte er, mit seinen Händen das Instrument zu beschädigen, berührte er das Teleskop.
    »Erkennen Sie etwas?«, fragte sie.
    »Mein Gott!«, flüsterte er. »Das ist ja, als wäre man im Himmel!«
    Clarissa zuckte zusammen. Waren das nicht ihre eigenen Worte gewesen? Dieselben Worte, die sie gesagt hatte, als Borromini sie vor vielen Jahren hinauf zur Kuppel des Petersdoms brachte?
    »Was für eine Pracht!«, sagte er andächtig wie in einer Kirche.
    »Ich hätte nie geglaubt, dass es so viele Sterne gibt. Es müssen hunderte sein.«
    »Noch viel mehr, Signor Borromini, vielleicht sogar viele tausend. Auch mit dem Teleskop können wir längst nicht alle erkennen. Aber sagen Sie, gibt es einen besonderen Stern, den Sie gern sehen würden?«
    »Ja, den Saturn«, antwortete er ohne zu zögern. Er nahm die Augen vom Okular, und als müsse er sich für seine Antwort entschuldigen, fügte er hinzu: »Ich bin in seinem Zeichen geboren.«
    »Saturn – ist das nicht der Gott der Fruchtbarkeit?«, fragte sie.
    »Ich glaube, die Römer haben früher in seinem Namen große und ausgelassene Feste gefeiert.«
    »Ja, das haben sie.« Er nickte und stand auf. »Üppige

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