Die Prinzen Von Irland
zu sagen« – und
dabei erkühnte sie sich, ihm einen Moment lang direkt in die Augen zu sehen –,
»mag ich dich gerade so, wie du bist.«
Aber der weiseste
Schritt war der, den sie im dritten Monat ihrer Werbung umeinander wagte. Sie
standen auf dem Holzquai und blickten auf den Fluss, wo nun das große Schiff
vertäut lag, das Harold gebaut hatte. Da fragte sie ihn, was er in seinem Leben
am liebsten einmal tun würde, mit anderen Worten, was sein Traum sei.
»Ich glaube«, gestand
er, »einmal auf diesem Schiff in See zu stechen.« Er zeigte auf das Schiff, das
schon bald zu einer Fahrt in die Normandie auslaufen sollte.
»Dann solltest du es
tun«, meinte sie und kniff ihn ermutigend in den Arm. »Dann solltest du es
wirklich tun.«
»Vielleicht.« Er
zögerte, hätte sie beinahe angeblickt, aber er traute sich nicht. »Die Reisen
dauern lang. Und die Meere sind gefährlich.«
»Ein Mann muss dem
Ruf seiner inneren Stimme folgen«, meinte sie ruhig. »Du solltest zu einem
Abenteuer weit über den Horizont hinaussegeln und bei deiner Rückkehr sehen,
wie deine Frau dich auf dem Quai erwartet. Ich kann deutlich sehen, dass es so
sein wird.«
»Kannst du das
wirklich?«
»Du kannst es auch«,
sagte sie unumwunden, »wenn du mich heiratest.«
Danach hatte es nicht
mehr lange gedauert, bis Harold klar wurde, dass er Astrid heiraten wollte. Die
Zeit, in der sie umeinander warben, war sehr fruchtbar gewesen. In ihm öffnete
die Entdeckung, dass er von jemandem geliebt und geachtet wurde, sämtliche
Schleusen seiner Leidenschaft. In ihr hatte der Umstand, dass er seine
Hemmungen überwand, zu einem Wandel des Bewusstseins geführt, obwohl sie ihm
nichts davon sagte: Zu Beginn war er der Mann, den sie beschlossen hatte zu
lieben – und am Ende war er das Objekt eines intensiven Begehrens.
Außerdem hatte die
Heirat den glücklichen Effekt, dass sie Harold wieder mit seiner Familie
versöhnte. Zu behaupten, sie sei von der Braut hell begeistert gewesen, war
stark untertrieben; und wenn es auf Harolds Seite noch einen verbleibenden Rest
von nachtragender Verbitterung gegeben haben sollte, so war er nun viel zu
glücklich, um sich im Augenblick darüber den Kopf zu zerbrechen. Die Hochzeit
wurde auf die alte heidnische Art draußen auf dem Hof der Familie gefeiert.
Nun einer machte auf
der Hochzeit kein strahlendes Gesicht. Morann Mac Goibnenn war weiß Gott
hocherfreut über das Glück seines Freundes. Sein Hochzeitsgeschenk für das Paar
war eine silberne Schale gewesen, die er von eigener Hand mit Intarsien und
Verzierungen versehen hatte; er und seine Familie waren vollzählig erschienen,
um am Mahl und am Tanz des Hochzeitsfestes teilzunehmen. Aber während draußen
festlich die Feuer loderten und die Gäste in einem fort in der Wikingerhalle
ein und aus gingen, stand Morann die ganze Zeit stillschweigend abseits und
hielt Wache. Aufmerksam beobachtete er alle Gäste, die erst spät zu dem Fest
erschienen; er behielt die Straße und die Ebene der Vogelscharen im Blick;
prüfend suchte er den Horizont in östlicher Richtung ab. Er spürte das lange
Messer, das er griffbereit unter seinem Mantel verborgen hielt für den Fall,
dass sich der dunkelhaarige Däne nähern sollte.
Morann schätzte es
nicht, Risiken einzugehen. Sobald Harolds Hochzeit beschlossen war, hatte er
ohne dessen Wissen Auskünfte über diesen Dänen eingeholt. So erfuhr er, dass er
in Waterford in einen Kampf verwickelt gewesen war, sich bald darauf aus dem
Staub gemacht hatte und nach Norden gesegelt war. Es ging das Gerücht, dass er
und seine Leute sich auf die Isle of Man geflüchtet hatten. Wusste er etwas von
Harolds Hochzeit? Womöglich war ihm etwas zu Ohren gekommen. Würde er nun
herkommen, um sie zunichte zu machen? Bis nach Einbruch der Dunkelheit hielt
Morann weiterhin Wache. Aber als im Morgengrauen schließlich alle aufbrachen,
war immer noch nichts von Sigurd zu sehen gewesen.
Eine Woche nach dieser
fand noch eine andere Hochzeit in Dyflin statt, die den beteiligten Familien
ebenfalls große Freude bescherte. Seit einiger Zeit hatte Caoilinns Vater
bereits mit den Eltern eines jungen Mannes aus der nahe gelegenen Siedlung
Rathmines in Verhandlung gestanden. Seine Familie war nicht nur begütert,
sondern er selbst stammte in nur vierter Generation von den Königen von
Leinster ab. »Von königlichem Geblüt«, hatte Caoilinns Vater freudestrahlend
verkündet; und so hatte er die Familie des Bräutigams unverzüglich
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