Die Prinzen Von Irland
diesem Tag geschehen.
Es war früher
Nachmittag, als sie zu ihrer Mahlzeit schritten. Sie hatte die beiden Fische,
die er gefangen hatte, über dem Feuer gebraten, aus dem Schwaden blaugrauen
Rauchs in die unbewegte Luft aufstiegen. Zu dem Fisch hatte sie Bohnen und
Linsen gekocht. Dazu tranken sie das Bier, das er am Tag zuvor in einer Flasche
mitgebracht hatte. Für die Nachspeise hatte sie mit Honig gesüßte Haferkuchen
gebacken. Und als er sich nach diesem Festschmaus befriedigt zurücklegte, sagte
sie sanft: »Es war ein Glück für mich, dass wir entronnen sind, Conall. Du hast
mir das Leben gerettet.«
»Das ist vermutlich
wahr«, bestätigte er und starrte in den Himmel. »Die Königin ist ein
gefährliches Weib.«
»Auch wenn es sie
nicht gegeben hätte, wäre ich nicht zum König zurückgekehrt. Ich habe nur dich
begehrt.«
»Und dennoch« – er
hob den Kopf, um sie anzublicken »werden mich die Männer des Königs töten,
falls sie uns jemals aufspüren sollten. Dann wirst du zurückkehren müssen, und
das weißt du auch. Vielleicht würde sich der König von der Königin scheiden
lassen. Dann wärst du bei ihm sicher.«
Aber sie schüttelte
langsam den Kopf. »Der König wird mich nie besitzen, Conall. Lieber bring ich
mich um.« Sie sagte dies so schlicht und einfach, dass ihm klar wurde, wie
ernst sie es meinte.
»Oh«, sagte er,
lehnte seinen Kopf wieder zurück und starrte in den Himmel.
Danach schwiegen sie
und lagen stumm in der Sonne. Nun bewegte nicht mehr der leiseste Hauch die
Luft. Die Rauchschwaden des Feuers stiegen gerade auf, bis sie sich unsichtbar
in der Bläue über ihnen auflösten. Rings um den Teich herrschte Stille. In
einiger Entfernung sah Deirdre einen Vogel auf einem überhängenden Zweig, sein
Gefieder glänzte wie Gold in der Sonne.
Deirdre erhob sich
leise, und während er ungerührt liegen blieb und weiter in die Luft starrte,
trat sie ans Ufer des Teichs. Sie streifte sich Kittel und Untergewand ab, ging
in das prickelnd kalte Wasser und schwamm bis zur Mitte hinaus, wo es tief
genug war und sie kräftig mit den Beinen strampeln konnte.
Als er das Geräusch
vernahm, blickte Conall nach dem Teich. Er richtete sich auf und sah ihr zu.
Aber er wusste nicht, dass sie nackt war. Sie blieb, wo sie war, gab ihm keinen
Wink, ihr zu folgen, sondern lächelte ihm nur still zu, während er sie weiter
beobachtete und das goldene Licht auf den leichten Wellenkräuseln spielte, die
sie um sich her zum Kreisen brachte. So verharrten sie beide eine Weile.
Dann schwamm sie mit
zwei, drei Stößen an das seichte Ufer, richtete sich langsam auf und schritt,
während das Wasser von ihrem Haar und ihren Brüsten tropfte, auf ihn zu.
Da sprang Conall mit
einem leisen Seufzen auf die Beine und nahm sie in die Arme.
* * *
Drei
Tage lang wartete Larine an dem Treffpunkt. Aber die Vögel, die wachsam über ihn
hinwegstrichen, waren seine einzige Gesellschaft. Von Conall keine Spur. Und
nachdem er, nur um ganz sicherzugehen, noch zwei weitere Tage gewartet hatte,
trat der Druide betrübt seinen Rückweg an.
*
* *
So
betrübt er auch über das Verschwinden seines Freundes war, konnte Finbarr seine
freudige Erregung doch nicht unterdrücken, als er sich, von Cuchulainn
begleitet, der munter neben ihm hersprang, dem Hügel von Uisnech näherte.
Er brachte den
schwarzen Stier mit. Wahrhaftig, er war ein prachtvolles Tier. Während nur
wenige der zottig schäbigen Rinder der Insel einem Mann über die Hüfte
reichten, befand sich die Schulter des Stiers auf gleicher Höhe mit der seinen.
Die roten Augen glühten ihn wütend an. Das Gewirr der Stirnlocken des Stiers
war so schwer wie der Kopf eines Menschen.
Zwei Tage lang hatte
Finbarr sich mit seinen Männern versteckt und die Lage beobachtet, bis sie
ziemlich sicher waren, dass einer der Rinderhirten, der regelmäßig in den
Wäldern verschwand, der Hüter des Bullen sein musste. Als sie ihm am dritten
Tag heimlich folgten, fanden sie das stattliche Tier raffiniert versteckt in
einer kleinen Umzäunung, wo der Bursche einen Trog auffüllte, um es zu füttern.
»Wir brauchen dich,
um den Stier zu führen«, sagte Finbarr zu ihm.
»Und wenn ich mich
weigere?«, fragte der Mann.
»Dann schlag ich dir
den Kopf ab«, antwortete Finbarr scherzend. Und so war der Mann mitgekommen.
Auf Umwegen hatten
sie den Stier wohlbehalten aus Connacht entführt, und als sie sich bereits auf
dem Weg nach Uisnech befanden, schickte Finbarr einen seiner
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