Die Prinzessin
bißchen zuviel!« Sein Gesichtsausdruck änderte sich, und er legte J. T. väterlich die Hand auf die Schulter. »Möchten Sie drüber reden, mein Junge? Ich meine, das war kein gewöhnlicher Kriegsdienst, den Sie da geleistet haben. War es sehr schwierig?«
J. T. schien zu vergessen, daß der General sein Vorgesetzter war, er füllte zwei Gläser mit Bourbon und stärkte sich mit einem tiefen Schluck. »Ich kann sie immer noch nicht einschätzen. Einmal behandelt sie mich wie einen ihrer Dienstboten, dann wieder bringt sie mich vor Hunderten von Leuten in Verlegenheit, und dann...« Er brach ab. »Nun, ich will nur sagen, daß sie nicht gerade schüchtern ist, wenn wir allein sind.« Seine Augen verengten sich. »Außerdem weigert sie sich stets, das zu tun, was ich ihr auftrage. So hab’ ich ihr zum Beispiel erklärt, wie man bügelt — sie hat mir ins Gesicht gelacht!«
»Meine Frau bügelt auch nicht selbst«, meinte General Brooks kummervoll. »Sie hat’s noch nie getan.«
»Ich kenne mich mit Ehefrauen nicht besonders aus, Sir. Nur mit Frauen, aber ich kann Ihnen eins sagen: diese Frau läßt sich nicht einordnen!«
»Sie haben sie gern, nicht wahr?«
J. T. grinste. »Ein wenig, Sir. Aber ich wehre mich dagegen. Ich muß sie schließlich ihrem Grafen übergeben.«
Schuldbewußt wandte General Brooks sein Gesicht ab,. aber er verriet nichts, sondern sagte nur harmlos: »Es sieht ganz so aus, als hätte die Prinzessin das Mittagessen fertig. Dann gehe ich wohl besser. Sagen Sie ihr nicht, daß ich hier war. Morgen kommt jemand vorbei und erzählt Ihnen, wie die Reise nach Lankonien vonstatten gehen soll. Aber tun Sie mir einen Gefallen: Halten Sie sie, um Himmels willen, davon ab, dieses scheußliche Kleid einzupacken! Sie stellte sonst noch wer weiß was damit an!«
»Ja, Sir. Ich werde achtgeben«, sagte J. T., während er den General zur Tür brachte. Er schmunzelte, als er daran dachte, daß dieses Kleid im Moment in Fetzen auf dem Boden seines Autos lag. Dann ging er zu Aria.
Das Radio spielte einen Schlager, und Aria nahm J. T’s Hand: »Komm, laß uns tanzen!«
»Warte doch, bis etwas Langsameres kommt. Diese Tänze beherrsche ich nicht.«
»Okay«, erwiderte sie und wandte sich wieder den Hamburgern zu. »Dann werde ich eben Mitch auffordern, wenn ich ihn das nächste Mal sehe. Er soll ein großartiger Jitterbugger sein!«
J. T. packte ihre Hand und wirbelte sie herum. Sie war vollkommen außer Atem, als das Lied zu Ende war.
»Ich habe dir doch gesagt, daß ich’s nicht besonders gut kann«, sagte er grinsend, und Aria brach in lautes Lachen aus.
Sie setzten sich zu Tisch. J. T. beobachtete seine Frau. Wie anders sie doch geworden war — jetzt aß sie einen Hamburger mit der Hand und trank Bier aus der Flasche.
Der Besuch des Generals hatte ihn aufgeregt, denn jetzt war es ihm wieder bewußt geworden, daß er seine geborgte Prinzessin bald zurückgeben mußte.
»Wo hast du das Hemd her?« fragte er und zeigte auf das viel zu große, karierte Hemd, das sie trug.
Sie sah ihn schräg über die Bierflasche an. »Aus einer Schachtel in deinem Schrank.«
»Der Karton, der ganz hinten stand? Der, der zugeklebt ist — oder besser zugeklebt war —, und auf dem >privat< stand?«
»Ja«, nickte sie freundlich und beobachtete ihn prüfend.
J. T. schnaubte, und sie verzog das Gesicht. J. T. hatte schon oft gehört, daß die Männer über ihre Frauen klagten, weil ihnen nichts heilig war. Er hatte immer gedacht, daß er seiner Frau beibringen würde, daß sie ihm seine Intimsphäre lassen sollte. Aber jetzt störte es ihn nicht einmal. Es freute ihn sogar, daß sie neugierig genug gewesen war, seine Privatsachen zu durchsuchen. Irgendwie machte sie das zu einem wirklichen Ehepaar.
Doch er mußte sie einem anderen Mann übergeben. Er schwor sich, daß er sofort eine andere Frau heiraten würde, sobald er Aria ihrem kleinen, alten, geschniegelten Grafen übergeben hatte. Es gefiel ihm nämlich, daß jemand auf ihn wartete, wenn er nach Hause kam. Er mochte es, am Samstagmittag im Hof zu sitzen und Hamburger zu essen.
Ob es wohl möglich war, eine Frau wie Aria zu finden? J. T. lächelte bei dem Gedanken an die letzte Nacht.
J. T. schob den Stuhl zurück und drehte das Radio leiser. »Gestern hast du mir gesagt, daß du unter morgendlicher Übelkeit leidest. Stimmt das, oder wolltest du mich nur loswerden?«
»Es war gelogen«, erwiderte sie.
»Was würde denn passieren, wenn du wirklich
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