Die Probe (German Edition)
Nach einer Weile entspannte sich Vidals Gesichtsausdruck. Etwas wie Bewunderung schwang in seiner Stimme mit, als er endlich lächelnd antwortete:
»Du liebst das Risiko, das gefällt mir.« Sie schwieg, wartete ungeduldig auf seine Entscheidung. Noch bevor er den Mund öffnete, wusste sie, dass sie gewonnen hatte. »Willkommen an Bord«, grinste er. Ein Schauer wohliger Wärme durchlief ihren Körper. Sie spürte, wie ihre Brustwarzen hart wurden, erregt vom Rausch der Macht, die sie über diesen gefährlichen, starken Mann ausübte. Mit einem Mal wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass er mit roher Gewalt über sie herfiele, sie züchtigte, benutzte, beschmutzte, bis die Säfte ihrer qualvollen Orgasmen sie fortschwemmten.
»Du hast sicher viel zu erzählen«, sagte sie mit belegter Stimme, während sie seine Hand unauffällig zwischen ihre Beine führte. »Lass uns hinaufgehen. Soviel Zeit muss sein.«
Eine gute Stunde lang hielt sie durch, ließ sich lustvoll missbrauchen, dann drückte sie die Müdigkeit plötzlich tonnenschwer auf das Laken, dass sie es noch nicht einmal ins Bad schaffte. Verschwitzt, verschmiert und glücklich wie selten zuvor, schlief sie ein. Sie hörte nicht mehr, wie die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.
Gegen Mittag weckte sie ein Sonnenstrahl, den der große Spiegel auf ihr Gesicht warf. Blinzelnd stand sie auf und wankte unsicher zur Dusche. Sie befreite sich gründlich von der schleimigen Spur ihrer animalischen Lust und verließ die Kabine als neuer Mensch. Sie war im inneren Kreis der Macht angekommen, endgültig unbesiegbar, unverwundbar. Zufrieden begann sie, die Augenbrauen nachzuziehen, als ihr Blick auf das blaue Döschen fiel, das auf einem Zettel neben dem Waschbecken lag. Nicht sein Döschen, aber ein ähnliches. Vorsichtig öffnete sie es, als fürchtete sie, von einer giftigen Spinne angesprungen zu werden. Ein Häufchen farblose, kristallförmige Pillen lag zwischen zwei schützenden Papierpolstern. Fast enttäuscht las sie den Zettel. In Vidals Handschrift stand da: Danke - Vorsicht, nur eine! Die Gesichtspflege musste warten. Mit leise zitternden Fingern nahm sie eine der seltsamen Tabletten aus der Dose, schnüffelte daran und schluckte sie ohne Zögern. Sie erreichte gerade noch das Bett, bevor die umwerfende Wirkung der Droge einsetzte.
Amareleja, Portugal
Die Baracke war ein schmucker, blendend weiß gestrichener Bungalow mit weißen Fensterrahmen und weißen Rollläden, die Farbe der Häuser hier im Alentejo, im Südosten Portugals. Schon am ersten Tag in der Solarfarm bei Amareleja hatte Lauren den Sinn dieser monotonen Fassaden hautnah erlebt. Die weiße Farbe gewährte den besten Schutz vor den stechenden Sonnenstrahlen, die diese Gegend in den Sommermonaten in einen glühenden Ofen verwandelten. Vierzig Grad am Schatten hatten sie in den letzten Tagen gemessen, und der wolkenlose Himmel versprach auch für den neuen Tag keine Abkühlung. Es war nichts weniger als ein Wunder der Natur, dass hinter dem Haus knorrige Olivenbäume und mächtige, uralte Korkeichen auf der trockenen, roten Erde der sanften Hügel gediehen, so weit das Auge reichte. Auf der Südseite jedoch breitete sich eine topfebene Marswüste aus, bis an den Horizont übersät mit haushohen, spiegelglatten Paneelen, die sich der Sonne zuneigten wie futuristische Sonnenblumen. Die größte Fotovoltaikanlage der Welt, doppelt so groß wie Londons Hyde Park, tausende klassischer Solarzellenmodule, die das Sonnenlicht ohne Umwege in elektrischen Strom umwandelten, genug, um 30'000 Haushalte zu versorgen.
Die wenigen Testmodule von Laurens kleiner Truppe glichen hingegen lächerlichen Spielzeugen neben diesen gigantischen Konstruktionen, die zehn Meter hoch in den Himmel ragten. Lauren schmunzelte, als sie sich an die ironischen Kommentare bei der ersten Begegnung mit den Betreibern der großen Anlage erinnerte. Die guten Leute würden ihre kleine Installation bald mit ganz anderen Augen betrachten. Ihr David der neusten Generation war leistungsfähiger als der zehnmal größere Goliath aus Silizium, das wollte sie in den nächsten Wochen beweisen. Nicht nur produzierten ihre winzigen Nanokristalle zwei freie Elektronen pro absorbiertes Photon, also doppelt so viele wie Siliziumzellen, die Beschichtung mit dem genialen optisch aktiven Material sorgte zudem dafür, dass ihre Zellen ein viel größeres Spektrum des einfallenden Lichts verwerten konnten. Sie war ihrem Physiker dankbar, dass
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