Die Probe (German Edition)
das eventuell nochmals machen?« Daisys Puls raste. Ihre Hände begannen leise zu zittern, als sie begriff, was die schöne Rapunzel gesagt hatte. Niemand würde diese Nacht im Wohnzimmer schlafen.
KAPITEL 3
St. Moritz
N ach den Bentleys, Rolls-Royces und Lamborghinis in der Auffahrt zu urteilen, musste eine hochkarätige Party im Gange sein auf Vidals Herrschaftssitz in den Alpen. Francesca kamen plötzlich Zweifel, ob sie in ihrem ärmellosen, knappen Kleidchen nicht doch etwas under-dressed zu diesem Empfang erschiene. ›Smart casual‹ war die Vorgabe, aber was wusste sie schon über sein Modeverständnis. Der Chauffeur öffnete die Tür, und eine bekannte Stimme grüßte sie:
»Sie sehen bezaubernd aus, Madame. Willkommen in St. Moritz.« Vidal half ihr galant aus dem Wagen und führte sie die Treppe hinauf in den Empfangssaal. Gott sei Dank, er trug ein Polohemd, helle, leichte Hosen und bequeme Schuhe, ein Freizeitsportler auf der Grillparty. »Das Haus ist voll, wie Sie sehen, aber die eine oder andere Persönlichkeit wird Ihnen sicher bekannt vorkommen.« Sie hatte auf den ersten Blick einige der Gesichter erkannt, die häufig in der Klatschpresse auftauchten. Wenn sie sich nicht irrte, schwadronierte die Gruppe älterer Herren an der Bar um ein nicht mehr ganz junges Vogue-Model, dessen unberechenbares Temperament schon manche Schlagzeile geliefert hatte. Vor ihnen hatte sich eine kleine Menschentraube um ein paar braungebrannte, drahtige junge Männer versammelt. Vidal lächelte ihr zu und sagte: »Ich möchte Sie gerne unseren Helden vorstellen. Schließlich sind sie der Grund für die kleine Feier.«
»Die siegreiche Mannschaft?«, antwortete sie, ohne die attraktiven Herren aus den Augen zu lassen. Sie hatte sich gut vorbereitet auf diese Besprechung. Sie wusste, dass Vidals Team vor einer Woche die Cartier International Dubai Polo Challenge gewonnen hatte. Pablo, der Spitzenspieler, Argentinier, wie viele der Top-Profis in diesem Sport, war einer der wenigen 10-Goalers, ein sicherer Wert, der regelmäßig Tore sammelte. Das Team hatte den Gegner im letzten Match mit 11 zu 6 ½ regelrecht in den Boden gestampft. Mehr konnte sie sich in der Eile nicht merken, das musste genügen für Smalltalk. Die Leute traten höflich zur Seite, als Vidal mit ihr auf den Trainer zusteuerte und sie ihm und seinen Männern vorstellte. Sofort stand sie im Mittelpunkt des Interesses. Ihre umwerfende Erscheinung allein hätte genügt, die bewundernden und giftigen Blicke der Umstehenden auf sich zu ziehen, aber dass sie Vidals Begleiterin war, adelte sie gleichsam. Routiniert unterhielt sie sich mit den entzückten Helden, als hätte sie sich nie in anderen Kreisen bewegt.
»Und ich sage dir, Pablo, was du im vierten Chukka geboten hast, war ein sauberes Crossing«, sagte einer der Spieler. Der Angesprochene schüttelte heftig den Kopf und entgegnete grinsend:
»Blödsinn, hast du eine Bell gehört? Das war kein Foul.«
»Der Schiedsrichter hat geschlafen.«
»Gut für uns«, antwortete Pablo lachend und wandte sich Francesca zu. »Nicht wahr?« Sie zuckte die Achseln und schaute ihn etwas ratlos an.
»Ich muss gestehen, dass ich kaum ein Wort verstanden habe. Was ist ein Crossing?« Die Rolle der attraktiven Ahnungslosen war entscheidend für ihren Beruf, um das Gegenüber zum Sprechen zu bringen, und sie spielte sie perfekt.
»Lassen Sie es mich erklären«, antwortete Pablo und trat noch einen Schritt näher.
»Ich sehe, es wird Ihnen nicht langweilig«, bemerkte Vidal schmunzelnd. »Bitte entschuldigen Sie mich einen Augenblick. Ich muss einen der Sponsoren begrüßen.« Sie blickte ihm nach und sah, wie er einem kahlköpfigen Gast am Eingang die Hand schüttelte, während Pablo ihr die Eigenheiten des Polospiels erläuterte, die sie nicht im Mindesten interessierten. Wo hatte sie nur diesen Glatzkopf schon gesehen? War er einer der englischen Royals? Sie hörte Pablo artig zu, warf hie und da eine Frage ein, sodass er sich bestens unterhielt. Vidal verabschiedete sich wieder von seinem Gast und kam zurück.
»Pablo, ich muss dich leider unterbrechen. Die Dame und ich haben etwas Dringendes zu besprechen.« Kaum waren sie außer Hörweite, sagte er zu ihr: »Nehmen Sie sich bloß in Acht vor ihm. Er ist ein Frauenversteher.« Davon hatte sie nichts bemerkt, aber sie spielte mit und antwortete ironisch:
»Du meine Güte. Da haben Sie mich ja im letzten Moment gerettet.« Er lachte:
»Eine spitze
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