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Die Probe (German Edition)

Die Probe (German Edition)

Titel: Die Probe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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dem Zimmer und schloss ab. Den Schlüssel steckte er in seine Brieftasche. Das blaue Döschen, mit seinen orientalisch anmutenden, goldenen Ornamenten einer kostbaren Schmuckschatulle gleichend, versuchte er in seiner Hand zu verbergen. Zu gerne hätte sie gewusst, was sich darin befand, unterdrückte aber ihre Neugier, um nicht noch Öl ins Feuer zu gießen. Nach ein paar Schritten hatte er sich wieder gefasst. Mit gewohnt charmantem Lächeln machte er ihr artige Komplimente zu ihrem entzückenden Auftritt.
    Der Butler führte sie durch den Speisesaal auf die Terrasse. Nachdem Vidal ihm die Dose diskret übergeben hatte, setzten sie sich an den festlich gedeckten Tisch. Wie es schien, wollte auch er ihr etwas Besonderes bieten an diesem letzten Abend. Es war angenehm warm, Vögel zwitscherten unermüdlich in den Baumkronen und vom Park herauf hörte man das leise Plätschern der Wasserspiele. Der peinliche Zwischenfall war vergessen, die Unterhaltung kam allmählich in Gang. Nach dem ersten Glas Pouilly Fumé war die Zeit reif für ihren nächsten Schritt. Ein spöttisches Lächeln umspielte ihren Mund, als sie unvermittelt fragte:
    »Nun, Louis, habe ich Ihre Erwartungen erfüllt? Waren die noblen Herrschaften angemessen beeindruckt von Ihrer neuen Begleiterin?« Die Frage trieb ihm einen Anflug von Schamröte ins Gesicht. Verlegen entschuldigte er sich:
    »Es tut mir leid, ich wollte Sie nicht verletzen. Es war nicht meine Absicht, Sie als schönes Accessoire zu missbrauchen.« Sie sagte nichts, lächelte undurchdringlich weiter und ließ ihn zappeln. »Sie waren wunderbar«, fügte er mit gesenktem Blick hinzu.
    »Na also«, lachte sie. »Hat übrigens Spaß gemacht.«
    »Sie haben es doch ein wenig genossen hier?« Sie konnte ihm die Erleichterung ansehen. Sie beugte sich vor, legte schnell ihre Hand auf seine und antwortete mit beinahe schon traurigem Ausdruck im Gesicht:
    »Es tut weh, Abschied zu nehmen. Ich hatte eine wundervolle Zeit hier. Danke.«
    »Ich habe zu danken, Francesca«, versicherte er, ergriff ihre Hand und deutete einen galanten Kuss an. Impulsiv entzog sie sich ihm, schüttelte missbilligend den Kopf und tippte mit dem Finger auf ihre Wange. Sie beugte sich weiter vor, um es ihm leichter zu machen, und er verstand. Sobald seine Lippen ihre Wange berührten, legte sie ihm den Arm zärtlich um den Hals, drehte ihm das Gesicht zu und erwiderte den Kuss auf seine Wange. Im nächsten Augenblick trafen sich ihre Lippen zum ersten Mal. Zögernd erst öffnete er den Mund, ließ ihre Zunge gewähren, dann explodierte seine Leidenschaft, als hätte er seit Jahren auf diesen Augenblick gewartet. Sie holte Luft, sprang auf und zog ihn mit sich.
    »Komm«, sagte sie nur und sie eilten lachend an den verblüfften Dienstboten vorbei zur Treppe, hinauf in ihr Boudoir. Die aufwendig zubereitete rosa Entenbrust an Madeira-Sauce blieb unangetastet.
    Sie lag quer im Bett, als sie erwachte. Nur halb bedeckt und auf dem Bauch liegend tastete sie blinzelnd nach ihrem neuen Liebhaber. Er war aufgestanden. Wohlig streckte sie sich, wälzte sich auf den Rücken und setzte sich auf. Louis stand an der offenen Schlafzimmertür und sprach mit dem Butler. Der Mann musste ihre nackten Brüste sehr wohl gesehen haben, doch er war zu gut trainiert, um Interesse für Dinge zu zeigen, die ihn nichts angingen. Louis schloss die Tür und setzte sich zu ihr aufs Bett.
    »Gut geschlafen?«, fragte er schmunzelnd. Er drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Sie gähnte und schmiegte sich schnurrend an seinen Körper.
    »Viel zu kurz«, murmelte sie. »Wir hatten viel zu tun letzte Nacht.« Das war nicht übertrieben. Der gute Louis hatte offenbar viel nachzuholen, und er musste noch viel lernen. Aber der Anfang war durchaus vielversprechend, dachte sie zufrieden.
    »Ich muss leider sofort weg. Mein Spezialist wird bald eintreffen. Ich fliege nach Zürich und kümmere mich um das Geld.«
    »Nimmst du mich mit?«
    »Nur unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Du fliegst nachher wieder mit mir zurück. Wir haben noch viel Arbeit vor uns, meinst du nicht?« Du sagst es , dachte sie.
    »Du willst, dass ich hier einziehe?«, fragte sie ohne Umschweife. Er drückte sich um eine ebenso klare Antwort, aber sein fast schon ängstlicher Blick verriet ihr, dass sie das Spiel gewonnen hatte. »Und mein Job, die Bank?«
    »Hängst du sehr daran?«
    »Nein«, antwortete sie ohne Zögern. Er lachte erleichtert.
    »Na also, dann

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