Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Probe (German Edition)

Die Probe (German Edition)

Titel: Die Probe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
Vom Netzwerk:
Sprache. Im Übrigen sieht der griechische Buchstabe schön aus auf den Verpackungen. Die Zahl bedeutet, dass es die dreiunddreißigste Version des Materials ist.«
    »Das sind doch eine Menge guter Gründe«, lachte er.
    Sie zog sich an der Reling hoch. Die unmittelbare Gefahr war zwar gebannt, aber jetzt mussten die nächsten Phasen besprochen werden. Der Einsatz der Männer auf der Nornen und den übrigen Schiffen endete erst, wenn das Öl vor der Bucht abgesaugt, der Teppich mit dem gebundenen Öl eingebracht und das Material wieder vom Öl getrennt war. Sie wollte sicher sein, dass diese Trennung auch so funktionierte, wie sie es im Labor beobachtet hatten und bat die Crew, einen kleinen Abschnitt des Films an Land zu bringen. Dort wollte sie den Leuten demonstrieren, wie sie die orange Emulsion mittels eines starken Magnetfeldes einfach wieder zurückgewinnen konnten.
    »Du warst auf dem Schiff, im Sturm?«, ereiferte sich Daisy, als sie ihr die Ereignisse am Telefon schilderte. »Ich reiße ihm den Kopf ab!«
    »Was, wem, Charlie?«
    »Ja, er hat mir versprochen, auf dich aufzupassen.«
    »Das ist ja rührend, wie ihr euch um mich sorgt«, spottete sie. »Aber der gute Charlie ist unschuldig. Ich musste da raus, sonst würden wir jetzt ziemlich dumm aussehen.«
    »Wusste ich’s doch, dass er nichts taugt«, grollte Daisy verschnupft.
    »Sag das nur nicht Lauren«, lachte Renate. »Ich habe übrigens kräftig die Werbetrommel gerührt. Die Fischfarmer sind uns sehr dankbar, und Statoil hat Interesse gezeigt. Ich glaube, die Sache kommt ins Rollen.«
    »Das kann man wohl sagen«, antwortete Daisy geheimnisvoll.
    »Was? Gibt’s Neuigkeiten? Raus mit der Sprache!«, drängte Renate, als ihre Freundin schwieg.
    Nach einer Weile antwortete sie gelassen: »Exxon hat sich bei uns gemeldet«, als wäre das eine Selbstverständlichkeit. »Und wir sollten dringend eine ausführliche Pressemappe zusammenstellen.«

KAPITEL 11
     
Zürich
    A n diesem Freitagnachmittag betrat Francesca die Bank durch die prunkvolle Empfangshalle des Kundenbereichs. Es war kein Tag für den schäbigen Personaleingang im Hinterhof. Ohne erst ihr Büro aufzusuchen, ohne die üblichen Unterlagen für die Sitzung, fuhr sie geradewegs in den obersten Stock, huschte an den verblüfften Empfangsdamen vorbei und betrat den Olymp. Das Kader saß schon fast vollzählig am Tisch, nur der Chef und ihr besonderer Freund Meier 2 fehlten noch. Kurz darauf kamen beide in aufgeräumter Stimmung plaudernd zur Tür herein. Meier begrüßte sie mit süffisantem Grinsen und setzte sich auf seinen Stammplatz neben sie.
    »Wie es aussieht, hat sich in Ihrem Dossier nicht viel bewegt«, bemerkte Dr. von Moos ohne von seinen Notizen aufzublicken, als die Reihe an ihr war. Sie setzte ein spöttisches Lächeln auf und antwortete ausgesucht freundlich:
    »Das sehen Sie völlig richtig.« Von Moos wartete auf eine Erklärung, doch es kam nichts mehr. Ein paar Sekunden lang musterten sie sich wie zwei sprungbereite Raubkatzen, während die übrigen Anwesenden den Atem anhielten. Schließlich klappte er seine Dokumentenmappe mit säuerlicher Miene zu und lehnte sich zurück, die Hände an der Tischkante. Die gewohnte Pose für wichtige Ankündigungen. Die Partner hatten entschieden, wen sie neu in ihren erlauchten Kreis aufnehmen wollten: Meier 2. Sie hätte von Moos um den Hals fallen mögen. Dass die gnädigen Herren sie bei dieser Wahl übergangen hatten, war ein Steilpass für sie, denn ihre Kündigung war längst beschlossene Sache. Noch während die Kollegen brav applaudierten, sprang sie auf, beugte sich über den neuen Partner, presste sein Gesicht kräftig an ihren Busen und säuselte:
    »Herzliche Gratulation, mein Kleiner. Nur schade, dass du das nie mehr erleben wirst.« Dann stieß sie ihn weg und nahm lächelnd den Patriarchen von Moos ins Visier. Entsetzte, ungläubige Blicke verfolgten jede ihrer Bewegungen. Es war mäuschenstill im Saal. Beschwingt ging sie auf von Moos zu, dessen Glatze dunkelrot angelaufen war.
    »Was erlauben Sie sich ...«, rief er außer sich. Die Adern an seinem Hals schwollen an, drohten zu platzen. Er fand keine Worte für eine derart schamlose Entweihung seiner Wirkungsstätte. Unbeirrt trat sie ganz nah an ihn heran, so nah, dass ihr Kleid seine Schulter berührte und ihr teures Parfüm ihn lähmte. Sie legte den Arm um seinen Hals und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange. Immer noch freundlich lächelnd sagte

Weitere Kostenlose Bücher