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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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völlig, ihre Schreie, ihre Beschwörungen, ihre Flüche.«
    Sie betastete den Schnitt an ihrer Wange.
    »Ich habe durchgedreht und bin zum Strand hinuntergelaufen, entschlossen, ihnen zu helfen.
    Dabei bin ich wahrscheinlich gestolpert. Danach kann ich mich an nichts erinnern.« Sie hielt inne. »Nur daß ich gebetet habe, du mögest hierbleiben«, endete sie leise wie ein Hauch.
    »Haii, Chloe.« Cheftu vergrub sein Gesicht an ihrem Hals »Meine Liebe, mein Liebling, mein Ab. Ich danke Gott, daß du hier bist!«
    »Ich bin hier, Geliebter«, flüsterte sie. »Und ich hoffe, daß ich immer bei dir sein werde.«
    Er legte sie auf den Boden, blickte ihr in die Augen, untersuchte ihren schmerzenden Kopf und drückte schließlich ihren Leib an seinen. »Schlaf jetzt. Es war lang genug«, flüsterte er in ihr Haar. »Wir müssen uns ausruhen. Und dann fliehen.«
    Ihre Augen fühlten sich an wie zugeschweißt, und ihre Zunge hatte die Konsistenz eines Putzlappens. Jeder Knochen tat ihr weh, jeder Muskel schmerzte. Sie stank, und in jeder Spalte ihres Körpers steckte Sand. Doch der Wille, aufzustehen, war zu schwach. Cheftu schnarchte neben ihr. Er schnarchte nur, wenn er vollkommen erschöpft war - eine Untertreibung, was sie beide anging.
    Die Sonne brannte bereits und versengte ihr die Haut. Sie zwang die Augen auf. Sie mußten Schatten finden. Über ihnen kreisten Vögel, die schreiend und rufend im Wasser nach Fisch tauchten. Fisch. Essen. Mit einem Schlag war Chloe hungrig. Müde, schmutzig, halbverhungert. »Cheftu ...« Sie stupste ihn. »Steh auf.«
    Er stöhnte und wälzte sich herum. »Mach die Fackel aus und komm auf die Liege.«
    Sie rüttelte ihn. »Die Fackel ist die Sonne. Cheftu, wach auf.«
    Dieser ungemütliche Anfang war bezeichnend für den ganzen Tag. Sie konnten sich kaum rühren, und sie mußten all ihre Willenskraft aufbieten, um die Sachen einzusammeln, die Chloe gut versteckt hatte. Das Bad im Meer war reinigend, doch das Salz brannte in ihren Wunden und trocknete sie noch weiter aus. Eine knappe Wasserration folgte auf eine beinahe rohe Fischmahlzeit, dann schliefen sie im Sand wieder ein.
    Zwei Tage später - zwei Tage, an die sich Chloe kaum erinnerte -, wachten sie auf und waren zum ersten Mal tatsächlich wach.
    »Was sollen wir tun?«
    »Es ist zu früh, um schon so panisch zu klingen«, frotzelte Cheftu.
    »Sollen wir zurück nach Ägypten?«
    Er schlug die Augen auf, rieb sich über das Gesicht und kratzte seinen Bart. »Das können wir nicht.«
    »Hon.« Sie blickte hinaus aufs Meer. »Ich will heim.« Augenblicklich zog sich etwas in Cheftu zusammen. Chloe spürte, wie Tränen ihre Kehle verschlossen. »Ich will fernsehen und eine heiße Dusche und eine Pizza vom Heimservice. Ich will Unterwäsche und Macintoshs und Hershey-Küsse.« Sie atmete unsicher ein. Cheftu hatte sich nicht bewegt. »Ich habe es satt, immer zu schwitzen und gejagt zu werden und hungrig und müde zu sein. Und Juan fehlt mir.«
    »Juan?« fragte er alarmiert.
    »Mein Speichen-Leguan. Er hat mir ein kleines Vermögen eingebracht. Ich hätte inzwischen mindestens dreimal sein Kostüm wechseln sollen. Ein neues Kostüm für jedes neue Gericht«, erläuterte sie. Cheftu runzelte die Stirn. Er legte eine Hand auf ihre Stirn. »Ich bin nicht krank«, wehrte sie ab. »Ich will einfach nur heim.« Er drückte sie an seine Brust, doch Chloe löste sich wieder von ihm. Für Umarmungen war es hier zu heiß.
    »Ich habe über unsere Lage nachgedacht«, wechselte er das Thema. »Ägypten ist uns verschlossen. Es gibt andere Königshöfe; als ägyptischer Arzt wäre ich überall willkommen. Tatsächlich kennt man mich an vielen. Doch ... Thutmosis kennt sie ebenfalls.«
    »Wir sind immer noch auf der Flucht vor ihm. Wie wird er auf all das reagieren?«
    Cheftu seufzte. »Für ihn ist das ein Geschenk Amun-Res.
    Thut hat nur darauf gewartet, Ägypten zu regieren; jetzt gibt es niemanden mehr außer ihm. Selbst seine Söhne sind tot, und Hats Tochter Neferurra kommt nicht nach ihrer Mutter.« Schweigend gingen sie weiter, auf das Felsengebirge zu, das knapp über dem Horizont zu erkennen war. Cheftu ließ den Blick ständig über die Ebene wandern, als erwarte er, eine Staubwolke zu entdecken, die weitere Soldaten ankündigen würde.
    »Asst, wir spazieren also einfach in den Sonnenaufgang hinein?«
    »Thut wird Soldaten aussenden. Wir sind die einzigen, die wissen, was geschehen ist. Dieses Wissen ist Macht; damit können wir

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