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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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handeln.«
    »Wie? Sie ist tot.«
    »Es gibt keine Leiche. Keinen Beweis.« Cheftu deutete nach vorn. »Wir bleiben in der Nähe des Wassers und gehen weiter, bis wir weit genug weg sind und uns ausruhen können.«
    »Und dann?«
    Schweigend wanderte er mit betont festem Schritt voran. »Dann bringe ich dich heim.«
    »Aber -«
    »Schluß jetzt!«
    Der Mond war aufgegangen, und sie hatten ihre Umhänge angelegt, um den beißend kalten Wind abzuwehren. In der Ferne hörten sie den blutgefrierenden Schrei des Schakals, dessen Geheul ihnen unangenehm ins Gedächtnis rief, daß er der ägyptische Totengott war. Nur die Toten konnten hier draußen seine Schreie hören. Was war aus all den Leichen geworden? Tausende ausgelöschter Leben, ohne daß auch nur ein winziger Beweis dafür geblieben war. Nichts. Die Flut kam, und sie wanderten vom Strand weg weiter ins Landesinnere, von dem dauernden Meeresrauschen betäubt, bis sie fast wie Schlafwandler dahinzogen.
    In regelmäßigen Abständen blieben sie stehen, um etwas brackiges, nach Ziege schmeckendes Wasser zu trinken und getrocknetes Entenfleisch und Rosinen aus Chloes Proviantbeutel zu kauen.
    Als der grellheiße Sonnenaufgang sie aus dem Schlaf riß, waren ihre Augen vorn fliegenden Sand verklebt, und ihre Kehlen waren von zuwenig Wasser ausgetrocknet. Fluchend wälzte sich Cheftu herum und rieb sich mit den Händen über das Gesicht. »Wir müssen aus der Sonne«, sagte er, und sie klaubten ihre Sachen zusammen und schleppten sich zu einem nahen Felsen.
    Als die Sonne im Zenit stand, erwachten sie erneut, verschwitzt, müde und mißgelaunt. Mit geschulterten Körben kehrten sie an die Küste zurück, wo die Wellen alle Spuren verwischten und ihre Füße kühlten. Dann wurde es wieder Nacht, und sie gönnten sich ein paar Tropfen des kostbaren Wassers, ehe sie sich unter dem Sternenbaldachin schlafen legten.
    Mit der Sonne standen sie auf und setzten ihren Weg durch die Brandung fort, mit blasigen, wunden Füßen, doch stetig weiter nach Osten strebend. Sie hatten kaum noch Wasser, eben genug, um die Zunge zu benetzen, doch trotzdem schleppten sie sich weiter, mühsam einen Fuß vor den anderen setzend. Gegen Mittag kauten sie etwas Enten-Trockenfleisch, aber ohne Wasser schmeckte es gräßlich, da das Salz ihren Mund noch weiter austrocknete und ihren Durst nur noch verstärkte.
    Gegen Atmu schliefen sie aneinandergekuschelt unter einem Felsüberhang. Als Chloe wieder aufwachte, fühlte sie sich etwas menschenähnlicher und einigermaßen ausgeruht, abgesehen von dem pergamentartigen Gefühl in ihrem Hals und ihrer Nase. Neben ihr qualmten die Überreste eines Feuers, und Cheftu lag eingerollt wie eine Kellerassel an ihrer Seite. Sie hockten im tiefen Schatten einer nach Westen weisenden hohen
    Felsklippe, von wo aus man links den Ozean sehen konnte. Chloe rekelte sich und stand auf.
    Sowie sie aus dem Schatten krabbelte, nahm ihr die grelle Sonne die Sicht. Es mußte beinahe Mittag sein, vermutete sie und sah sich um. Nirgendwo waren Anzeichen für irgendeine Siedlung zu entdecken, deshalb ging sie vorsichtig ans Wasser. Wie viele Tage waren sie inzwischen unterwegs? Sie wußte nicht einmal mehr, ob sie nach Cheftus Angebot, sie nach Hause zu bringen, noch ein Wort gewechselt hatten. Hatte er die Vereinigten Staaten gemeint? Oder Frankreich? War ihr Zuhause ein bestimmter Ort, oder waren es bestimmte Menschen? Wie sollten sie zu zweit dorthin gelangen? Sie klatschte sich Wasser ins Gesicht, um aufzuwachen. Ein Schrei. Sie hielt inne und lauschte erneut. Es klang wie der Schrei eines Kindes, darum richtete Chloe sich auf, um das Geräusch zu orten.
    Der Kieselstrand war vollkommen verlassen. In einigem Abstand zum Wasser erhob sich eine Klippe von etwa sieben Metern, mit einem Windschutz von Akazien bewachsen, durch deren stummelige, knorrige nackte Äste der Wind rauschte. So wie es aussah, hatten die Heuschrecken auch hier gehaust.
    Der Schrei schien aus dieser Richtung zu kommen. Chloe wollte darauf zulaufen, doch ihre brennenden Muskeln zwangen sie, sich mit schnellem Gehen zufriedenzugeben. Sie erklomm den Felsen bis sie auf einer Höhe mit den Bäumen war. Hier war das Schreien lauter, und sie sah sich um.
    Ein struppiges Fellbündel stürzte sich auf ihre Füße und erschreckte Chloe derart, daß sie einen Satz zurück machte und sich an einem Ast festhalten mußte, um nicht hinzufallen. Das kleine Tier jammerte jetzt kläglich und rieb sich an ihrem nackten

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