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Die Prophetin von Luxor

Die Prophetin von Luxor

Titel: Die Prophetin von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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an die küchengroßen Badebecken in Karnak gewöhnt hatte. Um die Becken herum waren Fackeln aufgestellt (Gott sei Dank!), und Chloe trat an das zweite Becken, das einzige mit Wasser.
    »Nein ...« Cheftus Stimme hallte durch den Raum. Sie drehte sich um, und er deutete auf das dritte Becken. Drei ist eine magische Zahl, dachte sie aufgekratzt. Das Becken schien mit einer Art glatter Plattform abgedeckt zu sein.
    Cheftu klatschte in die Hände, und zwei Gestalten traten an seine Seite. Chloe taumelte einen Schritt rückwärts, ehe sie begriff, daß die beiden Masken trugen. Einen Moment lang hatte sie in die zornigen Augen Anubis’ und in Sechmets rachedurstiges Gesicht geblickt.
    Doch es waren nur Menschen; selbst in dem funzelnden Licht konnte sie die perfekt gebauten Menschenkörper erkennen. Die beiden näherten sich singend, und Chloe begriff, daß man sie ausziehen würde. Cheftus Blick lag auf ihr; sie konnte ihn nicht sehen, aber ganz eindeutig spüren. Sechmet hielt sie an den Schultern, während Anubis mit seinen schwarzen Händen ihr Gewand öffnete. Blut pulste ihr durch die Adern, Schweiß perlte ihr auf der Oberlippe. Die »andere« befahl ihr so eindringlich, alle Anweisungen zu befolgen, daß Chloe keinen Widerstand leistete. Doch ihr Herz raste, und sie überlegte fieberhaft, wie sie sich verteidigen konnte, sollte es notwendig werden. Die beiden Gestalten traten zur Seite und ließen sie nackt wie ein neugeborenes Baby zurück - nur ohne Krankenhausarmband. Sie faßte nach ihrem Anhänger. Selbst den hatten sie ihr abgenommen.
    Mit dem Rücken zu ihr brachte Cheftu eine riesige Schale voll Weihrauch zum Glimmen. Er stimmte ein Gebet an, doch Chloe hatte keine Zeit, ihm zuzuhören. Die »Götter« hatten sie an beiden Armen gepackt und führten sie jetzt an den Rand des Beckens. Ohne auch nur bis drei zu zählen, schubsten sie Chloe auf die glatte Fläche. Sie unterdrückte einen Schrei, als das, was sie für festen Untergrund gehalten hatte, sich langsam um sie herum auflöste und sie bis zu den Schenkeln und noch tiefer darin versank.
    Vom Ertrinken in widerwärtigen Substanzen hatte Cammy nie etwas erzählt. Was war das? Warum sank sie immer tiefer? Inzwischen steckte sie bis zu ihrer Taille fest. Trotz ihres Publikums begann Chloe zu kämpfen und versuchte, ihr rechtes Bein aus der Masse zu ziehen, wodurch aber nur ihr linkes Bein tiefer sank. In panischer Angst sah sie auf. Die beiden »Götter« standen nebeneinander, stumm wie Steinfiguren, und Cheftu war in den Qualm des Weihrauchöls gehüllt.
    Sie war auf sich selbst gestellt. Ich habe die Kadettenschule überlebt, dachte sie, ich werde auch hier wieder rauskommen. Der Vorsatz war schnell gefaßt, doch es war bei weitem nicht so leicht, einen Plan zu fassen, während die feste Masse ihren Bauch umstrich und ihre Brüste zu umschmiegen begann. Sollte sie geopfert werden? Die »andere« war völlig verstummt. Cheftu betete immer weiter, und Anubis und Sechmet zauberten Sistrum und Flöte hervor, auf denen sie zu spielen begannen, in stockendem Rhythmus, aber betörend.
    Was zum Teufel soll ich nur tun?
    Der Schlamm - wenigstens hielt sie die Masse dafür - ging ihr inzwischen bis an die Schultern und hielt ihren Leib umfangen wie in der Umarmung eines Geliebten, doch sank sie nun nicht mehr weiter ein, sondern fing zu treiben an. Die Masse war weich und warm, fast wie Schlagsahne aus dem Londoner Ritz. Weil immer deutlicher wurde, daß nichts weiter passieren würde, begann sich Chloe zu entspannen. Bei Elizabeth Arden, dachte sie, würde mich dieser Spaß locker ein Vermögen kosten. Ihr Kopf wurde leicht, sie ließ sich zurücksinken und schaute zur Decke auf. Sie war mit Sternen und einem Abbild Nuts, der Nachtgöttin, bemalt, die den Sonnengott Re verschluckte und ihn jeden Morgen neu gebar. Quer über eine Wand zog sich ein Bild voller Strichmännchen, die jeweils den Gott einer Stunde darstellten. Chloe war überrascht, auch ihren Namen zu entdecken - aber andererseits entsprach ihr Name auch der astrologischen Zeit für elf Uhr.
    Als ihr Blick die Hieroglyphen und Zeichnungen abgraste, entdeckte sie etwas, das in ihr den Wunsch weckte, näher an den Beckenrand zu gelangen. Auf direktem Weg kam sie nicht hin - es war, als würde sie sich in Zeitlupe bewegen -, doch wenn sie sich vollkommen entspannte, schwebten ihre Beine nach oben, bis sie sich auf der obersten Schlammschicht treiben lassen und sich mit den Händen vorwärts ziehen

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