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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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ließ sich ausfindig machen, wenn sich der Betreffende nicht unter einem falschen Namen und mit falscher Adresse gemeldet hatte. Wie auch immer, der ›Freund‹ mußte für die Zugangsberechtigung eine Kreditkarte benutzt haben.
    »Ich hoffe nur, es ist inzwischen nicht noch jemand meinetwegen umgebracht worden…«
    Sie näherten sich dem Portal. Catherine blieb stehen und fragte: »Vater Garibaldi, haben Sie Julius im Kloster gesehen?«
    »Dr. Voss ist sehr früh am nächsten Morgen abgereist. Wohin, das weiß ich nicht. Wir haben nicht miteinander gesprochen. Er schien wütend zu sein. Ich nehme an, es hat einen Streit gegeben.« Garibaldi schwieg.
    Als Catherine sich nicht äußerte, fuhr er fort: »Die Äbtissin hat mir gesagt, daß Sie in der Klosterbibliothek herausgefunden haben, wo der große germanische Held lebte, der die Römer besiegt hat. Sie erzählte mir auch, wie sie Ihnen bei der Flucht geholfen hat. Ich hätte es nie für möglich gehalten, daß die Äbtissin Sie persönlich im Wagen der Schwestern zum Bahnhof gebracht hat. Ich meine, sie hat Sie offenbar wirklich ins Herz geschlossen, Catherine…«
    Seine Stimme klang bewundernd und beinahe zärtlich. Das tröstete und beunruhigte sie gleichermaßen.
    Ihre nächsten Worte klangen deshalb etwas unsicher.
    »Ich habe ihr nur gesagt, daß ich mich in Gefahr befinde…«
    »Ich nehme an, mehr brauchte sie nicht zu wissen. Sie sieht die Menschen mit anderen Augen.«
    Catherine wurde verlegen und wollte das Thema wechseln. Deshalb fragte sie schnell: »Wie kommen Sie eigentlich hierher?«
    »Ich war in Detmold.« Er lächelte. »Es war einfach zu erfahren, daß eine amerikanische Nonne am Hermannsdenkmal war und sich anschließend nach ›Aquae Grani‹, den römischen Bädern, erkundigt hat.«
    »Aber woher wußten Sie, daß Sie mich hier im Dom finden würden?«
    »Das wußte ich nicht. Ich bin meinetwegen hergekommen.« Er verstummte und betrachtete sie prüfend. Ihr fiel auf, daß das Blau seiner Augen hier im geheimnisvollen Dämmerlicht des sakralen Raums sehr viel dunkler zu sein schien. Es ist ein schwermütiges Blau, dachte sie. Dieses Blau paßt gut zu ihm, denn es macht ihn empfänglicher für das andere, nach dem er sich sehnt.
    Seine Augen schienen die melancholischen Schatten in sich aufzunehmen, die in den Ecken lauerten, wo die steinernen Bögen des Oktagons und das Kirchenschiff aufeinandertrafen. Vielleicht kam jeder in diesem gewaltigen Gotteshaus seinem eigentlichen Wesen näher. Der Gegensatz zwischen dem Erhabenen und dem einzelnen, scheinbar hilflosen Menschen wurde hier besonders deutlich.
    Vielleicht wurde deshalb in diesem sakralen Raum auch die eigene Seele deutlicher erkennbar, so als sei sie bloßgelegt. Catherine konnte die verborgenen Leidenschaften sehen, die Vater Garibaldi ständig unter Kontrolle halten mußte. Pangamot kann Ihnen hier nicht helfen, wollte sie sagen. Hier müssen Sie sich der Vergangenheit stellen, die Sie verfolgt. »Warum sind Sie hier im Dom?« fragte er ernst.
    Sie wollte es ihm sagen. Sie wollte erklären, was sich vor wenigen Augenblicken ereignet hatte. Hatte sich ihre katholische Erziehung wieder zu Wort gemeldet? War das alles nichts Übernatürliches oder Himmlisches gewesen, sondern nur eine unwillkürliche Reaktion?
    »Gib mir ein Kind bis zum Alter von sieben Jahren, und ich werde dir einen Katholiken fürs Leben geben.«
    Wer hatte das gesagt? Ignatius von Loyola? »Ich dachte, vielleicht…«, begann sie. Dann schüttelte sie den Kopf. Sie konnte nicht darüber sprechen, noch nicht. »Ich weiß nicht, warum ich hierhergekommen bin.«
    Er schien ihre Antwort abzuwägen, als überlege er, ob er sich damit zufriedengeben oder widersprechen sollte. Dann sagte er: »Das verstehe ich.«
    Catherine hatte das Gefühl, daß er es tatsächlich verstand und daß sie nicht versuchen mußte, Worte zu finden, um zu erklären, was geschehen war. Als ihr Garibaldi leicht mit dem Finger über die Wange fuhr, stellte sie fest, daß er eine Träne abgewischt hatte.

    Bitte, frag mich nicht danach! Wenn ich jetzt darüber reden muß, fühle ich mich vielleicht gezwungen, alles zu leugnen, um mich davon zu überzeugen, daß ein Mensch wie ich, der keinen Glauben mehr hat, unmöglich dem Göttlichen begegnen kann.
    »Haben Sie hier in Aachen etwas gefunden?« fragte er beiläufig, als spüre er ihren Widerstand. Er wäre ein guter Psychologe, dachte sie erleichtert. »In Hinblick auf Sabina, meine ich«,

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