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Die Prophetin

Die Prophetin

Titel: Die Prophetin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wood
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sturmgepeitschten Meer entlang, dann erreichten sie den Highway 154. In letzter Sekunde bog Catherine bei der Ausfahrt San Marcos Road ab und erntete dafür prompt ärgerliches Hupen.

    Im Rückspiegel sah sie, daß ihr zwei Wagen folgten.
    »Sagen Sie mir endlich«, begann Garibaldi noch einmal, »was für Männer das waren.«
    »Ich habe sie noch nie im Leben gesehen.«
    »Warum haben sie Ihren Freund umgebracht?«
    Die Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie biß sich auf die Lippen. Sie durfte nicht weinen. Sie mußte die Ruhe bewahren und nachdenken.
    »Ich habe etwas, das diese Männer wollten.«
    »Haben sie es bekommen?«
    »Nein.«
    Er musterte sie einen Augenblick und sagte dann: »In der Sackgasse haben Sie die Polizisten im Streifenwagen nicht um Hilfe gebeten. Warum nicht?«
    Sie nahm den Fuß vom Gaspedal. Der erste Wagen setzte sofort zum Überholen an, brauste vorbei und verschwand in der Regennacht. Der zweite Wagen verlangsamte ebenfalls das Tempo. »Ich kann nicht…«
    Sie umklammerte das Steuer fester. »Ich kann nicht zur Polizei gehen.«
    »Warum nicht?«
    Sie sah ihn an. »Wie kommen Sie eigentlich hierher… Ich meine nach Santa Barbara. Wieso standen Sie plötzlich vor Daniels Apartmenthaus?«
    »Ich habe Sie gesucht…« Er verzog das Gesicht. Eindeutig hatte er Schmerzen.
    »Wir müssen uns so schnell wie möglich die Wunde ansehen.«
    »Zuerst bringen wir noch ein paar Meilen zwischen uns und die Männer.« Er seufzte und sah sie an. »Wie geht es Ihnen?«
    »Ich weiß nicht… ich bin… Daniel…« Sie begann wieder zu zittern. Ihre Zähne schlugen aufeinander, und beinahe hätte sie die Kontrolle über den Wagen verloren.
    »He!« rief er und griff schnell ans Lenkrad. »Nehmen Sie den beiden nicht die Arbeit ab.«
    Catherine biß die Zähne zusammen und starrte auf die Straße. Sie fuhren in die Berge. Die Straße wurde enger und wand sich in Kurven nach oben. Im Regen sah sie Kiefern und felsige Canyons. Der Verkehr ließ sichtbar nach. Jetzt würden sie schnell feststellen, ob ihnen jemand folgte. Im Rückspiegel hatte sie gesehen, daß der Wagen hinter ihnen in eine kleine Straße abgebogen war. Also schien es sich um jemanden gehandelt zu haben, der hier wohnte. Seitdem blieb hinter ihnen alles dunkel.
    Sie fuhren schweigend weiter. Garibaldi drückte eine Hand auf die Wunde und stöhnte manchmal leise.
    Catherine zwang sich, nicht an das zu denken, was mit Daniel geschehen war – das viele Blut, die zerbrochene Brille…
    Halb unbewußt nahm sie die Hinweisschilder am Straßenrand wahr: Chumash Painted Caves State Histori-cal Park; Rancho San Marcos; Stagecoach Road. Auf großen Tafeln warb ein Weingut für den Besuch seiner Kellerei, und nach zwanzig Meilen würden sie Anderson’s Pea Soup Restaurant erreichen. »Wissen Sie eigentlich, wohin wir fahren?« fragte Garibaldi schließlich.
    Sie sah ihn von der Seite an. Die Armaturenbeleuchtung ließ sein Gesicht grünlich schimmern. Er schien aber nicht mehr so blaß zu sein.
    »Nein«, antwortete sie. »Haben Sie eine Ahnung?«
    »Ich kenne mich in dieser Gegend nicht aus.« Er drehte sich leise stöhnend um und blickte auf die dunkle Straße hinter ihnen. »Ich sehe keinen Wagen. Wir haben sie bestimmt abgehängt.« Catherine warf einen Blick auf die Digitaluhr. Es war inzwischen beinahe elf Uhr abends. Dann sah sie zu ihrem Entsetzen, daß das Benzin zur Neige ging.
    Garibaldi bemerkte es ebenfalls. »Wir müssen wohl oder übel bald anhalten.«
    »Ich weiß nicht, ob es hier überhaupt Tankstellen gibt, und wenn, dann sind sie bestimmt geschlossen.«
    »Was ist das vor uns? Ich glaube, da kommen Lichter.«
    »Ein Motel! Vielleicht können wir dort einen Kanister Benzin kaufen.«
    Aber als Catherine den Wagen verlangsamte und in den unbeleuchteten Parkplatz einbog, sahen sie nur dunkle Fenster und ein Büro mit Notbeleuchtung. Die ›Zimmer frei‹-Tafel war abgeschaltet. Vor den Zimmern standen keine Wagen. »An der Bürotür hängt ein Schild«, sagte Catherine und sprang aus dem Wagen. Sie rannte durch den Regen, kam aber schnell zurück.
    »Was steht dort?«
    »›Zur Zeit geschlossen!‹«
    Langsam fuhr sie durch den Regen weiter, ohne die Benzinanzeige aus dem Auge zu lassen. »Da vorn links ist ein Motel!« rief Garibaldi. Beim Näherkommen sahen sie enttäuscht das rote Leuchtschild ›Kein Zimmer frei‹. Das Motel war ebenfalls geschlossen. »Dieser Regen und dann kein Motel«, sagte Garibaldi. »Ich wette, wir

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