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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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und versuchte nicht wie sonst, durch sein affektiertes Getue auf sich aufmerksam zu machen. Sie konnte es ihm nicht verdenken. Sie wusste, wie er sich fühlen musste – sie hatte es bei Sebastien selbst erlebt.
    Hinter ihnen klappte die Tür und dann erklang Mr Waldens Stimme durch das Mikrofon. »Darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten?«
    Katie hatte keine besonders hohe Meinung von Professor Walden. Mit Männern, die kleiner waren als sie, hatte sie schon immer ein Autoritätsproblem gehabt. Außerdem hatte er etwas Unsportliches an sich und das lag nicht nur am Übergewicht, sondern an seiner Körperhaltung. Auch jetzt stand er leicht gebeugt vor dem Mikro, gleichzeitig reckte er das breite weichliche Kinn in die Höhe. Vermutlich sollte das eine Art Einschüchterungsgeste sein. Katie konnte nicht behaupten, dass sie davon beeindruckt war.
    »Nun, Sie alle wissen, weshalb wir hier sind. Benjamin Fox aus dem ersten Jahrgang hatte heute einen Zusammenbruch.«
    Okay, jetzt kam vermutlich der übliche Vortrag über Drogen. Das College warb bei den Eltern damit, dass sie viermal jährlich eine professionelle Suchtberatung anboten und regelmäßige Drogenkontrollen durchführten. Als ob das jemals etwas bewirken würde. Die Raucher rauchten weiter. Wer den Alkohol bevorzugte, hatte seine Quellen, die es hier im Tal zur Genüge gab. Und was die anderen Drogen betraf: Benjamin hatte nie Probleme gehabt, an seinen Stoff zu kommen. Nur diesmal hatte er es übertrieben.
    »Ich hatte eben einen Anruf aus dem Krankenhaus.«
    Eine pädagogische Pause folgte. Niemand reagierte, nur Tom hob die Schultern, als wolle er sich in sich selbst zurückziehen wie eine Schildkröte in ihren Panzer.
    »Mr Fox befindet sich einem äußerst schlechten Zustand.«
    Erneutes Schweigen.
    Katie lehnte sich, so weit es ging, zurück, streckte die Beine aus und verschränkte die Arme.
    »Er liegt im Koma.«
    David hatte also doch recht gehabt. Aber Mann, Benjamin hatte sich das wirklich selbst zuzuschreiben. Er war so ein Idiot!
    Mr Walden beugte sich noch weiter nach vorne. Um sich von den düsteren Gedanken abzulenken, versuchte Katie, sich vorzustellen, wie er das Gleichgewicht verlor und vornüberkippte. Aber das passierte nicht, stattdessen sagte er ungewohnt eindringlich: »Ihr Freund braucht jetzt Ihre Hilfe. Die Ärzte tappen im Dunkeln. Sie können nicht herausfinden, welche Substanz ihn in diesen Zustand versetzt hat. Wenn jemand von Ihnen weiß, was genau er genommen hat und vor allem, wann, dann bitte ich Sie, es mir zu sagen.« Er räusperte sich. »Mir ist durchaus klar, dass es hier auf dem College einen Ehrenkodex unter Studenten gibt. Keiner verrät den anderen. Aber das hier ist etwas anderes. Hier geht es darum, ein Leben zu retten. Ich bitte Sie, genau das zu tun.«
    Ein Leben retten.
    Wenn Katie die Macht dazu hätte, dann wäre sie heute schon in Washington und würde Sebastien dazu bringen aufzuwachen. Und wenn sie das nicht vermochte, wie sollte sie dann Benjamin helfen?
    David, der in der ersten Reihe saß, meldete sich. »Was sagt denn das Drogenscreening?«
    »Negativ.«
    Jetzt war Katie völlig verdutzt. Wie, negativ? Benjamin war eindeutig high gewesen, als sie ihn am See getroffen hatte – das hatte man allein schon an den Pupillen sehen können.
    »Der Test auf die üblichen Drogen war negativ«, wiederholte der Dean. »Deswegen sind wir ja auf Ihre Berichte angewiesen.«
    »Meinen Sie, wir führen Buch über das Zeug, das er einwirft?« Das kam von einem dunkelhaarigen Hünen aus dem dritten Jahrgang. O’Connor, einem der collegebekannten Dealer. »Wenn die Wirkung nachlässt, wird er schon wieder aufwachen.«
    O’Connor sprach zwar nur aus, was Katie am Nachmittag ebenfalls gedacht hatte, dennoch hätte sie ihm am liebsten eine gescheuert. Gedanken unterlagen keiner Zensur, aber man brauchte sie nicht jedem gleich mitzuteilen.
    »Ich glaube, Sie verstehen nicht wirklich, was ich Ihnen sagen will.« Dean Walden blieb ganz ruhig. »Wenn wir nicht schnell herausfinden, was Ihr Freund genommen hat, wird er sterben. Er braucht Ihre Hilfe. Ohne einen Hinweis sind die Ärzte machtlos.«
    Zum ersten Mal blickte Robert auf. Katies Blick traf die vollgeschriebene Seite seines Notizbuches. Alles, was sie erkennen konnte, waren Zahlen – und Fragezeichen.
    Die Studenten sammelten sich in Grüppchen in der Haupthalle, um die Geschehnisse zu diskutieren, aber Katie hatte das dringende Bedürfnis, allein zu sein. Sie gab Rose

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