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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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morschen Holzbohlen einen tückischen Belag gebildet, der die Sohlen seiner Schuhe ins Rutschen brachte. Die Brücke schwankte leicht und knirschte bei jedem seiner Schritte. Als er zu nahe an das Geländer kam, bog es sich nach außen.
    Katie reckte den Kopf. »Pass auf, David«, sagte sie nervös. Schon im Sommer hatte sie bemerkt, dass viele der Holzbohlen locker waren. Und mit Sicherheit hatten die schwere Last des Schnees und die monatelange Feuchtigkeit dem morschen Holz noch weiter zugesetzt.
    Katie lag schon die nächste Warnung auf der Zunge, er solle sich links halten und damit möglichst nah an der Felswand, doch es war schon zu spät.
    Ein lautes Knacken zerriss die Stille. Eines der Bretter gab nach. Und mit einem Aufschrei brach David in die Holzbrücke ein.

Grace Dossier
    Aus Milton Jones’ Notizbuch
    23. August 1974
    Es ist acht Uhr früh, das heißt schon wieder Schlafenszeit. Mein Schlafrhythmus läuft gegen den Uhrzeigersinn. Ich gehe in den frühen Morgenstunden nach oben und meide jeden Strahl von Sonnenlicht.
    Paul ist zurück und redet die ganze Zeit.
    Kaum zu ertragen, wie sie an seinen Lippen hängt. Wie sie alles glaubt, was er an Fuck-Worten von sich gibt.
    Als sei er der neue Messias. Der Jesus Christ Superstar am Solomoncollege.
    WORTE nerven.
    WORTE sind nur Schall und Rauch, weshalb ich auch aufhören werde, mich an dem Projekt zu beteiligen. Ich habe sowieso nie daran geglaubt, dass wir es durchhalten würden.
    Ich meine, was kann es hier oben schon zu berichten geben? Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal eine wirklich geile Story erlebt habe. Und wir haben, seit wir angekommen sind, noch kein einziges wirklich interessantes Gespräch geführt.
    Warum? Weil wir uns voreinander fürchten. Denn wer sagt, dass jeder von uns die Wahrheit notieren wird?
    Man kann die negative Energie spüren. Sie nimmt von Tag zu Tag zu. Und sie ist schlimmer als im Tal.
    Frank nervt die ganze Zeit mit seiner Gitarre, egal, ob er stoned ist oder nicht. Aber im Grunde ist er das die ganze Zeit.
    Mark und Eliza ziehen sich immer mehr zurück und reden fast nur noch miteinander.
    Martha beobachtet uns die ganze Zeit, weshalb wir sie nur noch den Observer nennen.
    Kathleen spielt die Unbedarfte und geht uns mit ihrer Fürsorge auf die Nerven.
    Und Grace … sie spielt den Cheerleader. Kichert zu allem, was Paul von sich gibt. I hate it. Und er gibt nur Scheiße von sich.
    Ich halte das nicht länger aus.

Kapitel 10
    Davids Anblick war grotesk, wie er sich mit den Händen an die Felsen klammerte. Das linke Bein steckte bis zum Knie in den zersplitterten Holzplanken der Brücke, das rechte war bei dem Sturz abgeknickt. Sein ohnehin blasses Gesicht hatte jegliche Farbe verloren.
    »Bist du verletzt?«, rief Katie.
    Er schüttelte den Kopf und versuchte vergeblich, den Fuß herauszuziehen. »Ich dachte, du kannst in die Zukunft sehen, Robert. Hättest du mich nicht warnen können?«, rief er.
    Robert gab keine Antwort, sondern begann, auf dem äußersten Brückenbalken, an dem die einzelnen Bretter befestigt waren, in Richtung Unfallstelle zu balancieren. Katie wunderte sich über seinen Gleichgewichtssinn. Soweit sie wusste, trieb Julias Bruder nie Sport – außer dass er angelte. Was erstens kein Sport war und zweitens sinnlos. Die einzigen Fische, die Katie jemals im Tal gesehen hatte, waren die Kadaver im Sumpf, die am Gitter verendet waren. Aber Robert behauptete immer, wie bei der Jagd ginge es beim Angeln nicht darum, etwas zu fangen, sondern zu lernen, sich zu konzentrieren. Es sei im Grunde dasselbe wie Meditation oder Yoga.
    Erst als Robert sicher bei David angelangt war, setzte Katie den Fuß auf die Brücke und folgte Julias Bruder. Es war besser, das marode Holz nicht übermäßig zu belasten. Der Balken unter ihren Füßen gab nicht nach, dafür konnte sie nun die Risse und Löcher in den Brettern deutlich erkennen. Die meisten von ihnen lagen nur noch lose auf dem Unterbau.
    Katie spähte an den Holzplanken vorbei in die Tiefe. Ihr war nicht bewusst gewesen, wie weit es an dieser Stelle hinunterging. Normalerweise schäumte hier die Gischt, wenn der Wasserfall in den See stürzte.
    Jetzt sah sie direkt auf eine Rinne, die so vereist war, wie die Bobbahnen bei den Olympischen Spielen. Würde einer von ihnen hier durchbrechen, würden sie direkt auf der Zielgeraden in den Lake Mirror rasen.
    Angesichts dieser Vorstellung presste Katie sich mit der linken Schulter gegen die Felswand

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