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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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ein.
    »Robert Frost, ich rede übrigens auch mit dir.« Katie rollte mit den Augen. »Schließlich hast du mich hierher gebracht. Willst du nun wissen, was auf den Filmaufnahmen zu sehen war oder nicht?«
    Robert nahm sie überhaupt nicht wahr. Er schien tatsächlich durch sie hindurchzublicken.
    Er runzelte die Stirn. »Ja«, sagte er. »Das könnte stimmen.«
    »Was könnte stimmen?« Katie hätte ihn am liebsten geschüttelt.
    Robert steckte das Notizbuch zurück und zog den Reißverschluss der Anorakjacke zu.
    »Nichts.« Er schien sich wieder im Griff zu haben. »Okay, erzähl uns von Bens Film.«
    »Erst hab ich geglaubt, er hätte diesen Wasserfall in der Nähe des Solomonfelsens gefilmt«, sagte sie. »Aber ich kenne die Gegend dort wie meine Westentasche. Da gibt es keinen Wasserfall.«
    »Uns rennt die Zeit davon«, mischte sich David ein. »Der Wasserfall ist völlig unwichtig. Wir müssen weiter. Benjamin braucht unsere Hilfe.«
    »Die Zeit rennt nicht davon, David.« Robert sah noch einmal auf die Uhr. »Wir sind es, die denken, wir könnten schneller sein als sie. Aber eine Minute Nachdenken kann bedeuten, dass wir Stunden gewinnen.«
    »Verschon uns mit deinen Weisheiten«, gab David zurück. »Du bist auf dem besten Weg, einer dieser zerstreuten Professoren zu werden, für die das Gehirn eines Studenten nichts anderes ist als eine Festplatte, auf denen sie Daten, Zahlen und Formeln speichern können.«
    »Ich werde nie Professor«, entgegnete Robert ruhig.
    »Klar wirst du das«, gab David zurück.
    Doch Robert schüttelte den Kopf und Katie bemerkte einen Ausdruck in seinen Augen, der ihr Angst einjagte.
    Dann war es vorbei und sie wusste nicht, ob sie es sich nicht eingebildet hatte. Denn nun erklärte Robert lebhaft: »Okay, ich zeig es euch.« Er zog wieder das Notizbuch heraus, blätterte darin herum und gab es ihr.
    Wo Katie live und in Farbe Bäume, Moos, Felswände und Wasser sah, spannte sich ein Netz aus Geraden, Kreisen, Dreiecken und Zahlen.
    Und das war nur das eine Blatt. Als Katie vor- und zurückblätterte, entdeckte sie weitere Skizzen. Robert schien Teile des Tals kartografiert zu haben – zumindest die Nordseite, auf der sie unterwegs waren. Und so viel konnte sie immerhin erkennen: Dem Ganzen lag ein regelmäßiges Muster zugrunde, das aus unzähligen Kreisen und Linien bestand.
    »Was bedeutet das?« Sie legte den Finger auf die Zeichnung. »Das wirkt ja wie auf dem Reißbrett entstanden.«
    »Es ist eine Art Streckennetz für das Tal«, erwiderte Robert. »Die Punkte sind die Orte, die du auf dem Film gesehen hast.«
    Katie versuchte, sich zu orientieren. Ihr Zeigefinger fuhr mehrere Bögen entlang, die so ebenmäßig wirkten, wie mit einem Zirkel gezeichnet. »Von der Brücke aus ist Benjamin auf dem direkten Weg durch das Sperrgebiet zum Bootshaus gegangen und von dort aus zum Solomonfelsen und … irgendwie ist er dann an diesem Wasserfall gelandet.«
    Robert nickte und steckte in aller Seelenruhe sein Notizbuch zurück in die Tasche. »Ich hätte zu gern einen Blick auf diese Karte geworfen, die dieser Typ, den ihr Duke nennt, auf dem Ghost mithatte«, murmelte er. »Du nicht, Katie?«
    Sie schnappte nach Luft. Was war das nun wieder? Robert konnte nicht ahnen, dass sie mit ihm Kontakt hatte, ja, er war damals noch nicht einmal mit auf dem Ghost gewesen.
    »Wusste er eigentlich genau, was er da in den Händen hielt?« Robert sah Katie fragend an.
    Sie hob die Achseln.
    »Er war ein Lügner«, sagte David.
    »Aber er hat Ana und mich dort oben in der Gletscherspalte nicht im Stich gelassen«, widersprach Katie. »Im Gegensatz zu Benjamin und Chris.«
    »Das ist schließlich nichts Neues. Chris denkt sowieso nur an sich.« Es kam so gut wie nie vor, dass David seine Abneigung gegen Chris aussprach.
    »Nein, er denkt an Julia«, Robert seufzte. »Und das ist gut.«
    »Tut er nicht«, gab David bitter zurück. Er zog seinen Schal fester und betrat entschlossen die Brücke. Die Anspannung und Sorge um Benjamin war in seinem Gesicht abzulesen. »Ich weiß nicht, was mit euch ist, aber ich gehe jetzt weiter«, sagte er.
    Katie betrachtete die Brücke ebenso misstrauisch wie den Wasserfall, der drohend über ihnen hing, oder besser gesagt die Kaskade von Eiszapfen, die in die Luft ragten und von denen das Wasser tropfte. Die Luft war erfüllt von einem leisen Rieseln und einem sanften Plätschern.
    Sie hörte David fluchen. Das vom Wasserfall kommende Schmelzwasser hatte auf den

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