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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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neben sich und konzentrierte sich darauf, nicht abzurutschen, während sie einen Schritt vor den anderen setzte.
    Robert stützte unterdessen David, der versuchte, sein Bein aus dem Loch zu befreien. Doch es steckte bis zum Knie fest. Und je heftiger er daran zerrte, desto schmerzhafter schien es zu sein.
    »Was ist mit dem Bein, David?« Robert sah seinen Freund besorgt an.
    »Ist noch dran.« Wieder versuchte David ein Grinsen, das wieder gründlich misslang.
    »Warum bist du auch einfach losgerannt?«, fragte Katie und vermied eine lose Holzplanke. »Ich hätte dir sagen können, in welchem beschissenen Zustand die Brücke ist.«
    »Halb so schlimm.«
    »Halb so schlimm? Wenn wir hier nicht so schnell wie möglich runterkommen, bricht das ganze Ding zusammen.«
    »Wird es nicht«, war Roberts entschiedene Stimme zu vernehmen.
    »Woher weißt du das? Hast du die Brücke in dein Gehirn gescannt und die Statik berechnet?«
    »Nein. Aber der Hauptbalken liegt auf einem Felsenband auf. Es ist unwahrscheinlich, dass die komplette Brücke nachgibt.«
    »Darauf würde ich nicht wetten.«
    »Dann hilf mir. Wir müssen Davids Bein befreien.«
    »Geh mal auf die andere Seite, Robert.« Julias Bruder bückte sich unter dem Felsvorsprung hindurch und kroch durch den schmalen Spalt zwischen Wand und Davids Rücken nach vorne.
    Katie hörte die Bretter knirschen. Davids Gesicht war nun nicht mehr länger blass, sondern rot vor Anstrengung. Und jetzt erst verstand Katie, warum. Er krallte sich am Felsen fest, damit sein volles Gewicht nicht auf dem Holz zu liegen kam.
    »Wir müssen uns beeilen«, sagte sie.
    »Natürlich müssen wir das«, stieß David hervor. »Schließlich zählt für Benjamin jede Minute. Vielleicht ist er schon tot.«
    »Ist er nicht. Oder, Robert?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Aber du könntest wenigstens so tun, als ob, damit David sich erst einmal beruhigt. Wichtig ist jetzt nämlich vor allem, dass er hier herauskommt, bevor er an unseren Junkie vom Dienst denkt. Der hat sein Unglück nämlich selbst verursacht.«
    »Woher willst du das wissen?«, keuchte David.
    »Wer sich im Sperrbezirk herumtreibt, in der Prüfungszeit die Kurse versäumt und in einem derartigen Zustand zurückkommt, wurde entweder entführt oder ist freiwillig abgehauen. Von einer Entführung hat er nichts erzählt. Obwohl«, Katie stockte, »so wie er sich benommen hat, würde ich ein Kidnapping durch Außerirdische nicht ausschließen.«
    »Dein Zynismus ist wirklich …« Davids Satz ging in ein Stöhnen über. Sein rechter Arm knickte ab und er landete mit der Schulter auf dem Boden. Die Holzbohlen knarrten unter ihm und knirschten.
    »Bleib einfach liegen und überlass uns das hier«, sagte Katie. Sie packte Davids Knie, während Robert nach dem Oberschenkel griff. »Du meldest dich nur, falls es zu schmerzhaft wird.«
    David nickte.
    »Dann los. Eins … zwei … drei«, gab Katie das Kommando und begann, mit aller Kraft zu ziehen.
    Es gelang ihnen, das Bein bis zum Gelenk zu befreien, aber der Fuß blieb stecken. Davids Gesicht zeigte keine Regung, wenn sie ihm auch nicht glaubte, dass er keine Schmerzen hatte. Andererseits, wenn er unbedingt den Helden spielen wollte, konnte es niemand besser verstehen als sie.
    »Ich fürchte, du musst auf deinen Schuh verzichten.« Sie ließ das Bein los.
    »Dann muss ich umdrehen. Was wird dann aus Benjamin?«
    »Robert und ich gehen allein weiter.«
    »Kommt nicht infrage.« In Davids Gesicht standen die Schweißtropfen, als er versuchte, das Bein nach oben zu ziehen. »Wenn du mit der Hand an die Schnürsenkel kommst, dann kann ich den Schuh ausziehen …«
    Ein durchdringendes Knacken unterbrach Robert. Das Geräusch kam von oben, nicht von der Brücke.
    Katie sah etwas auf sich zukommen, doch konnte nicht erkennen, was es war. Die Sonne brach durch den Nebel und das unerwartet grelle Licht blendete sie. Instinktiv hob sie die Hände, spürte, wie jemand sie zur Seite riss, ihren Kopf nach unten drückte, und dann legte sich etwas Schweres auf sie.
    »Was soll das?«, rief sie und versuchte, den Kopf zu heben.
    »Unten bleiben, es ist noch nicht vorbei«, hörte sie Robert.
    »Was«, wollte sie fragen, doch das Wort blieb ihr im Hals stecken. Etwas traf sie im Nacken, etwas Spitzes, dessen Wucht gedämpft wurde durch … ihre Hand tastete sich nach oben und sie fühlte Nylonstoff. Roberts Rucksack.
    Erneut ein Schlag – der sie diesmal am Schulterblatt getroffen hätte, wenn – ja,

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