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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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Bildersprache begreift für das, was der Name Dave Yellad eigentlich bedeutet: Dead Valley. Totes Tal.«
    Roberts Stimme verschwamm.
    Warum fühlte sie sich mit einem Mal nur so hundemüde?
    »Die Formel enthält nicht die Lösung, warum es hier oben keine Tiere gibt oder ob wir alle zum Sterben verurteilt sind … aber sie zeigt uns die Zukunft. Wir müssen es nur wollen.«
    Nur wollen.
    Aber wollte sie wirklich in die Zukunft sehen?
    Ein Krachen riss Katie aus dem Dämmerschlaf, in den sie für einige Minuten gefallen war. Sie schlug die Augen auf und beobachtete, wie die Wand sich vor ihnen drehte.
    Der Boden unter ihnen bebte und knirschte, genau wie beim letzten Mal. Feiner Schutt rieselte auf sie herab, stellenweise vermischt mit größeren Brocken. Von dem Staub fingen ihre Augen an zu brennen. Sie zog sich ein paar Schritte zurück, hin und her gerissen zwischen Neugier und der vagen Ahnung, dass sie sich womöglich einer unbestimmten Gefahr aussetzte.
    Der blasse Lichtkegel der Taschenlampe zeigte ihr, dass Robert, den Blick auf die Uhr gerichtet, aufgesprungen und an die Mauer vor ihnen getreten war. »Die Wand öffnet sich exakt zum richtigen Zeitpunkt«, stellte er fest.
    Katie half David und stand dann auch auf. Sie konnte kaum atmen, und das nicht nur, weil die Luft voller Staub war. Sie spürte, wie es in ihrem Hals kratzte, und musste lange husten.
    »Scheiße, ist das stickig«, brachte sie gerade noch heraus. Sie hielt sich die Jacke vor den Mund und atmete durch die Nase weiter.
    Robert schwenkte die Lampe von oben nach unten und beleuchtete den schmalen Spalt, der eine Öffnung zur anderen Seite hin bot. Doch diesmal war etwas anders als zuvor. Hinter der Wand war es nicht dunkel.
    In Katie keimte Hoffnung auf. Vielleicht hatten sie jetzt das geheimnisvolle Zentrum erreicht, von dem Robert dachte, es würde existieren? Oder – und das war eine Option, die Katie entschieden bevorzugte –, sie gelangten wieder ins Freie.
    Robert schaltete die Taschenlampe aus. Das Licht, das ihnen entgegenschimmerte, war blau und kalt.
    »Beeilen wir uns«, rief Katie.
    Diesmal zwängte sich David als Erster durch den Spalt, dann Robert und zuletzt Katie.
    Als sie auf der anderen Seite war, traf sie ein greller Schein von oben. Es war, als hätte jemand Scheinwerfer angeschaltet. Katie kniff die Augen zusammen, öffnete sie wieder und hob den Blick. Um sie herum schwirrten unzählige Staubkörner und erinnerten an Flugameisen, die zu Tausenden durch die Luft schwärmten.
    Keiner von ihnen sagte etwas. Aber jeder von ihnen wusste, dass es nicht einfach ein Tor war, das sie durchschritten hatten.
    Nein, sie übertraten eine Schwelle.
    »Nichts anfassen.« Robert hatte die Hände in den Taschen seiner Jacke vergraben und seine Stimme klang seltsam gedämpft. »Bevor wir nicht wissen, wo wir sind, gilt absolute Vorsicht.«
    Manchmal wirkte Julias Bruder wie ein Zehnjähriger und dann wieder schien er älter zu sein als sie alle zusammen.
    Katie schützte mit der Hand ihre Augen vor dem Staub und der Helligkeit, bevor sie sich erneut umblickte.
    Sie waren nicht länger in einem Gang, sondern in einer Art riesigen Halle gelandet. Alles um sie herum wirkte merkwürdig verschwommen, irreal, ja geradezu geisterhaft. Das bläuliche Licht kam von allen Seiten, wurde schwächer, dann wieder stärker. Immer wieder zeichneten sich lang gestreckte Schattenrisse an den Mauern um sie herum ab. Sie bewegten sich langsam im Licht, das einer ständigen Veränderung unterlag. Geistergestalten, schoss Katie durch den Kopf. Geistergestalten hinter dünnen Wänden aus Papier.
    Erst dann begriff sie, dass es ihre eigenen Schatten waren.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, sagte David tonlos. Seine Gesichtsfarbe wirkte in dem seltsamen bläulichen Licht fahl und kalt, obwohl Schweißperlen auf seiner Haut standen.
    »Das ist verrückt«, murmelte sie.
    »Absolut wahnwitzig«, pflichtete Robert ihr bei und trat aufgeregt von einem Bein auf das andere.
    David stützte sich an die Wand neben dem Spalt und starrte nach oben.
    Die Decke, an der der diffuse bläuliche Schimmer in ein tiefes Blau überging, mochte gut zehn Meter über ihnen liegen. Und – Katie konnte es nicht anders beschreiben – sie schien zu schwanken. Zudem lag ein verhaltenes Dröhnen in der Luft. Alles vibrierte, als stünde der Raum unter einer gefährlichen Spannung und drohe jeden Moment auseinanderzubrechen.
    Erst als die Wand hinter ihnen sich mit einem letzten

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