Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
Vom Netzwerk:
einfach. Vielleicht hatten sie nur die Schwelle zu einem Paralleluniversum überschritten. Das wäre zumindest eine Erklärung, die Katie verstanden hätte.
    David war ihr hinterhergehinkt und machte nun Anstalten, die Stufen in Angriff zu nehmen, doch Katie hielt ihn auf. »Ich helfe dir«, sagte sie energisch. »Wir können uns jetzt nicht leisten, dass du hier auf die Schnauze fällst.«
    Sie konnte die Anstrengung und Mühe geradezu spüren, mit der er sich die Stufen nach unten schleppte. Sie hoffte nur, er behielte recht und es handelte sich tatsächlich einfach nur um eine ganz gewöhnliche Gerinnungsstörung seines Blutes.
    »Und bitte, David, kneif mich mal, damit ich kapiere, dass mein Gehirn nicht gerade dabei ist, sich zu verabschieden.« Etwas ungeschickt versuchte sie, den harten Ton von eben wiedergutzumachen.
    »Sorry, bin damit beschäftig, das Gleichgewicht zu halten«, kam die prompte Antwort. Fast klang aus Davids Stimme so etwas wie Heiterkeit, vielleicht weil er sich mit dem Gedanken beruhigte, das alles sei nur ein Albtraum – wenn auch ein besonders irrer.
    Sie sah, wie Robert zwischen den Stufen und dem Holztisch stehen blieb, als würde ihn irgendetwas zurückhalten. Er ging auch nicht weiter, als David und sie neben ihn traten.
    Robert prüfte wieder einmal die Uhr an seinem Handgelenk.
    »Sag es uns schon«, forderte sie ihn auf.
    »Die Temperatur ist wieder gefallen, aber das habt ihr sicher schon bemerkt. Sie beträgt jetzt acht Grad. Und die Luftfeuchtigkeit liegt nur noch bei dreißig Prozent.«
    »Kein Wunder, dass ich den Staub nicht mehr aus der Kehle bekomme. Hoffentlich ist das Zeug nicht giftig.«
    »Was meinst du, wie groß ist dieser Raum?«, mischte sich David ein.
    Statt einer Antwort bewegte sich Robert mit gleichmäßig großen Schritten in die Mitte des Rondells, wo er am Tisch stoppte. »Ich muss den Raum oben noch vermessen«, sagte er mit Blick auf seine Uhr. »Aber wenn ich es hochrechne, komme ich auf vierundsechzig Meter Durchmesser.«
    »Wie kann man so etwas wie das hier unten geheim halten?«, fragte Katie.
    Robert hatte sich unterdessen darangemacht, die Blätter vom Fußboden aufzuheben, zu sortieren und auf dem Tisch zu stapeln.
    »Man muss es nicht verheimlichen«, erwiderte David. »Denn niemand würde auf die Idee kommen, dass es existiert. Es ist einfach zu wahnsinnig.«
    »Ob Benjamin das wohl auch gedacht hat?«, fragte Katie leise. Sie zeigte auf ein völlig verdrecktes Stück Stoff, das zusammengeknüllt in der Nähe eines der Tischbeine lag.
    »Was ist das?« David kniff die Augen zusammen und bückte sich. Doch Robert hielt ihn zurück.
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich weiß nicht … ich habe ein ungutes Gefühl.« Er zog seine Handschuhe aus der Tasche.
    »Übertreibst du jetzt nicht?«
    Robert ignorierte ihn, griff nach dem Stoffklumpen zu seinen Füßen und breitete ihn dann auf dem Boden aus.
    Unter all dem Schmutz war die ursprüngliche Farbe kaum zu erkennen, aber hier und da blitzte es leuchtend blau auf und Katie konnte einen silbernen Streifen erkennen. Jeder von ihnen wusste, was das zu bedeuten hatte. Es war Benjamins Jacke.
    »Er liebt diese Jacke«, murmelte David. »Er würde sie nicht einfach irgendwo liegen lassen, oder?«
    Robert sagte lange kein Wort, aber David und Katie warteten. Julias Bruder hatte die Führung, er würde entscheiden, was zu tun war. Und in diesem Fall, dachte Katie, würde ich mir wünschen, er könnte wirklich die Zukunft vorhersehen. Zumindest würde es nicht schaden.
    »Es spielt keine Rolle«, sagte Robert schließlich. »Es ist völlig egal, ob er sie vergessen hat oder nicht. Aber sie ist der Beweis. Er ist hier unten gewesen. Wir haben uns nicht getäuscht und richtig entschieden, dass wir hierher gekommen sind.«
    David starrte die Jacke einige Sekunden an, bückte sich, seine Finger griffen in die rechte Tasche, dann in die linke. Er zog etwas heraus und streckte ihnen die Handfläche entgegen.
    In seinem Gesicht war Erleichterung zu lesen – und Erkenntnis.
    »Hier«, sagte er und erhob sich.
    »Was ist das denn?«, fragte Katie angewidert. »Das Zeug sieht ja aus wie Ikes Hundekacke.«
    »Es sind getrocknete Pilze«, erklärte Robert. »Und jetzt ist, glaube ich, einiges klar.«
    Stille.
    »Die Erklärung für Benjamins Ausraster«, stellte David fest.
    »Pilze?«, rief Katie. »Er hat Pilze gegessen? Und deshalb renne ich hier unten herum und werde danach vermutlich Asthma bekommen oder an einer

Weitere Kostenlose Bücher