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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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sich die Kruste noch weiter ausgebreitet. »Viel Wasser. Wir müssen den Belag entfernen und die Wunde säubern. Ich hoffe, dein Blut hat nicht allzu viele Gesteinspartikel aufgenommen.«
    Oh Gott, die Vorstellung, Davids Körper würde irgendwann aussehen wie der von Grace, verursachte Katie Übelkeit.
    So etwas war gar nicht möglich.
    »Katie?«
    Erschrocken blickte sie auf.
    »Ich brauche das Wasser! Jetzt!«
    Sie nickte und beeilte sich, seinen Rucksack zu öffnen. »Es ist nicht mehr viel.«
    »Besser als gar nichts. Ich denke, Feuchtigkeit verhindert, dass die Materie hart wird. Die Kruste muss weg. Und dann müssen wir tatsächlich sehen, dass David hier rauskommt. Sehr viel Zeit haben wir nach meinen Berechnungen nicht mehr. Tut mir leid.«
    Robert begann vorsichtig, Wasser auf die Wunde zu tropfen und sie mit den Fingern zu verreiben. »Es ist noch nicht völlig hart, siehst du, David? Vermutlich hat es geholfen, dass du vorhin die Verletzung gesäubert hast. Auf jeden Fall sollten wir die Haut feucht halten, damit sich die Kruste nicht mit ihr verbindet.«
    Katie starrte auf David und Robert. Die Vorstellung, sie würde bei lebendigem Leib versteinern – und nichts anderes war es doch, was Robert meinte –, würde sie wahnsinnig machen. Aber David war plötzlich völlig ruhig. Fast, als ob er sich damit abgefunden hatte, was mit ihm passierte.
    Er machte eine Kopfbewegung hinüber zu dem Tisch. »Katie, pack die Aktenordner ein. Sie sind wichtig.«
    Katie zögerte. Das hier war ein geheimer Raum. Jemand hatte die Ordner hier unten aufbewahrt – und er war vermutlich nicht gerade angetan davon, wenn sie seine Schätze nun einfach mitgehen ließen, oder?
    »Jemand hat sie für uns deponiert.« Wieder hatte Robert ihre Gedanken gelesen. »Jemand wollte, dass wir sie finden.«
    Katie zögerte noch immer.
    »Wenn wir mehr über das Tal erfahren wollen, müssen wir sie mitnehmen, Katie. Es gibt keine Wahrheit, die man fürchten muss.«
    Doch, wollte Katie entgegnen, wenn sie das ganze Leben auf den Kopf stellt. Wenn man über Menschen etwas erfährt, was alles verändert. Wenn man anfängt, sie zu verstehen, und sich nicht dagegen wehren kann.
    »Pack sie ein, Katie.« Roberts Tonfall war weniger befehlend als bittend. Er sah auf seine Uhr. »Und du, David, zieh den Schuh wieder an. Wir haben nur noch fünf Minuten, dann kommen wir hier raus.«
    Er erhob sich. »Ich weiß nur nicht, durch welche Wand.«

Grace Dossier
    Songtext »Prophezeiung« von Frank Carter
    Nacht vom 09. September auf den 10. September 1974

    Keiner kennt keinen
    Doch sie wählen den einen
    Den sie nicht sehen
    Weil sie nicht verstehen

    Sie wollen nicht bleiben
    Doch sie können nicht schweigen
    Und können nicht fliehen
    Sie wissen zu viel

    Es wird uns suchen
    Es wird uns finden
    Wir können nicht sterben
    Wir sind die Erben

    Wir sehen das Ende
    Hält die Zeit für uns still
    Und es wird uns finden
    Wenn es uns will

Kapitel 23
    »Noch drei Minuten.« Roberts Stimme klang merkwürdig hohl und abwesend.
    Katie stürzte die Stufen hinunter und auf den Tisch zu, raffte die Papierstapel zusammen und stopfte sie in ihren Rucksack, genau wie den obersten der Ordner.
    »Mehr schaff ich nicht«, rief sie. »Was ist mit den beiden anderen Ordnern?«
    »Egal, komm wieder her«, rief Robert. Er und David standen Rücken an Rücken oberhalb der Stufen und versuchten, die Wände im Auge zu behalten. »Noch eine Minute, fünfundvierzig Sekunden! Katie, wir brauchen dich hier! Ihr müsst sofort durchstarten, wenn etwas sich verändert.«
    Die folgenden Sekunden erschienen Katie unendlich lange. Sie glaubte, den Sekundenzeiger ticken zu hören.
    »Katie, du stützt David, okay?« Robert blickte wieder auf die Uhr. »Und David, du nimmst die Lampe. Ihr müsst zusammenbleiben, wenn etwas passiert.«
    Katie sah ihn an. »Wie meinst du das?«
    Robert blickte starr geradeaus. »Die Wände, Katie«, beschwor er. »Konzentrier dich nur darauf!«
    Sie tat, was er sagte. Schließlich wollte sie dasselbe wie er – einfach nur raus hier.
    Doch je länger sie auf denselben Punkt starrte, desto weniger konnte sie etwas erkennen. Der ganze Raum war in dieses graublaue Licht gehüllt, das sich in immer neuen Schattierungen zeigte. Als gäbe es diese Glaskuppel über ihr nicht. Nein, sie schwebte unter dem Wasser und gleich würden sich ihre Füße vom Boden heben und …
    Sie riss die Augen auf. Sie durfte jetzt nicht durchdrehen.
    Die Nischen! In einer von ihnen

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