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Die Prophezeiung

Die Prophezeiung

Titel: Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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sie das nur vergessen, wie an ihm zweifeln können? Er hatte es mehr als einmal gesagt.
    »Ich könnte nie einen anderen Menschen zu etwas zwingen«, hatte er gesagt und sie in seine Arme gezogen. »Vor allem nicht jemanden, den ich liebe.«
    »Und warum überredest du mich dann immer wieder, Dinge zu tun, die gefährlich sind?«
    »Ich zeige dir nur eine Möglichkeit. Am Ende bist du es, die springt, oder?«
    »Du sagst nur, dass du mir meine Freiheit lässt, weil du sicher bist, mich nie zu verlieren.«
    »Nein«, er hatte den Kopf geschüttelt. »Freiheit ist das Gegenteil von Verlust, Katie. Freiheit heißt, einen klaren Verstand und eine …« Er hatte sie losgelassen, war auf das Brückengeländer gestiegen und hatte die Arme ausgebreitet. »… eine große Seele zu besitzen.«
    »Komm sofort da runter, Sebastien.«
    »Hast du etwa Angst um mich?«
    »Ja, du verdammter Idiot, habe ich. Denn offenbar habe ich etwas zu verlieren, im Gegensatz zu dir.«
    Er hatte einfach nur gelacht.
    »Katie?«, hörte sie David flüstern. »Ich glaube, da vorn ist der nächste Durchgang.«
    »Okay.« Katie warf nur einen müden Blick auf die geschlossene Mauer vor sich. Sie ließ sich erschöpft zu Boden sinken. »Warten wir. Irgendwann wird die Wand sich schon für uns öffnen.«
    Sie dachte an die Müsliriegel und die Schokolade in Roberts Rucksack. Nun, er würde die Vorräte nötiger brauchen als sie.
    Sie schwiegen einige Minuten, bis David, den Kopf an die Mauer gelehnt, sagte: »Ich kann es noch immer nicht fassen. Der künstliche Wasserfall. Das Gangsystem. Der Raum unter dem Lake Mirror, die Aktenordner und …«
    »… die versteinerte Leiche«, beendete Katie seine Aufzählung.
    »Sie ist nicht wirklich versteinert.«
    »Was spielt das schon für eine Rolle? Sie ist damals gestorben. Ich hoffe nur, sie war schon tot, als der Staub sie eingehüllt hat.«
    Katie dachte wieder an Paul Forsters Leiche dort oben in der Gletscherhöhle.
    »Wir wissen nicht einmal, wer sie war.«
    »Grace Morgan.«
    »Ich meine, wer von den Mädchen auf dem Foto sie war. Es waren vier Mädchen in der Gruppe dort oben auf dem Ghost. Welche von ihnen war Grace?«
    Mi Su konnte man zumindest ausschließen, dachte sie und überlegte wieder, ob sie sich David anvertrauen konnte … sich endlich alles von der Seele reden sollte. Aber du weißt nichts über ihn, wisperte eine Stimme in ihr. Er hat noch nie etwas über sich erzählt.
    »Was denkst du, Katie? Wurde das Tal nach ihr benannt? Nach Grace?«
    Grace Valley.
    Seltsamerweise fiel Katie dieser Zusammenhang erst jetzt auf. »Ich habe keine Ahnung und das ist ehrlich gesagt meine geringste Sorge.« Ihre Hände krampften sich zusammen. »Meinst du, die Gänge führen wirklich zu einem Ausgang?«, fragte sie und hasste sich dafür, dass ihre Stimme zitterte.
    David nickte und deutete auf die Kreise über der Tür. »Es werden wieder weniger«, sagte er. »Wir entfernen uns vom Zentrum, wie Robert vermutet hat.«
    »Was aber nicht heißt, dass wir hier herauskommen«, entgegnete Katie nervös.
    David leuchtete ihr mit der Taschenlampe ins Gesicht. »Du hast mir vorhin gesagt, ich soll Robert vertrauen. Und was ist mit dir?«
    Katie musste wider Willen grinsen. »Mir bleibt wohl nichts anderes übrig.«
    In diesem Moment ertönte das Knirschen.

Kapitel 24
    Auch diese Wand öffnete sich problemlos, doch Katie jagte es einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Ihr kam es immer mehr vor, als ob sie beobachtet würde. Jemand jagte sie durch diese Gänge, stellte ihnen eine Aufgabe nach der anderen, führte sie womöglich in die Irre.
    War dieser Weg der richtige?
    Welche Fehler hatten sie bereits begangen, von denen sie nichts ahnte. Katie hasste es, sich so hilflos zu fühlen. Eine Figur in einem Spiel zu sein, nichts als eine Marionette. Dieser Verlust von Kontrolle war das Letzte. Der totale Horror.
    Wieder zog sich die Strecke endlos. David und sie waren wieder in ein Schweigen verfallen und sie sprachen auch nicht, als sie am nächsten Durchgang warten mussten, den sie an den konzentrischen Kreisen erkannten.
    Doch diesmal gab es eine Veränderung. Als der Durchgang sich öffnete und sie hindurchschlüpften, landeten sie nicht in einem weiteren Gang. Der schwache Lichtschein der Taschenlampe zeigte etwas, womit Katie nicht gerechnet hatte.
    »Stairway to Heaven«, sagte David bitter und klammerte sich an das Geländer der Eisentreppe fest, die im Licht der Taschenlampe metallisch

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