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Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition)

Titel: Die Prophezeiung der Nonne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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Würde er sie missbilligen – oder vielleicht ärgerlich sein, dass ich nicht früher gehandelt hatte?
    Chapuys und Jacquard ritten Seite an Seite. Ich schnappte immer wieder die Wörter Gent , Bürger und Zünfte auf. Sie sahen unserer Ankunft in der Stadt mit Bedenken entgegen, jedoch nicht wegen des dritten Sehers. Es hatte mit der brodelnden Unruhe unter den Einwohnern von Gent zu tun.
    Am Abend des zweiten Reisetags bestand Jacquard darauf, dass Chapuys und ich mit den Bediensteten weiterreiten sollten, während er selbst zurückblieb. Niemand erklärte mir den Grund dafür. Insgeheim hoffte ich, Jacquard würde unsere Gruppe endgültig verlassen und ich würde mit dem Botschafter allein weiterreisen.
    Ich hatte mich nach einem späten Mahl gerade in mein Zimmer in unserem Gasthof zurückgezogen, als ein Bediensteter Chapuys’ klopfte und mich bat, ihn zum Botschafter zu begleiten.
    Gleich beim Eintreten sah ich, dass Jacquard zurück war, und mir fiel auf, wie erregt Chapuys war.
    »Wir sind von England aus verfolgt worden«, sagte er.
    »O nein«, rief ich. »Nein.«
    »Ich hatte schon auf dem Schiff das Gefühl, beobachtet zu werden«, erklärte Jacquard. »Doch in Antwerpen ist mir nichts aufgefallen. Erst als wir nach Gent unterwegs waren, stellte sich das Gefühl wieder ein. Deshalb bin ich zurückgeblieben. Ich wollte dem Verfolger eine Falle stellen. Und ich habe ihn ertappt.«
    »Aber wer ist es?«, fragte ich.
    »Derselbe Mann, den Gardiner zu Eurer Beobachtung nach Dartford geschickt hatte«, antwortete Jacquard. »Der Dünne mit den schmalen Augen. Er wurde hierher gesandt, weil er Euch in Dartford gesehen hatte und Euch hätte erkennen können. Gardiner hatte in der Tat den Verdacht, dass Ihr die Frau seid, die mit mir zusammen das Land verlassen hat, und er ist diesem Verdacht nachgegangen.«
    »Wir können diese Mission nicht fortsetzen«, sagte ich. »Gardiner weiß zu viel – wie soll ich je wieder heimkehren?«
    »Wir müssen sie fortsetzen«, widersprach Chapuys erregt. »Wir werden einen Weg finden, um Eure Rückkehr nach England zu sichern.«
    »Gardiners Spitzel hat noch nicht nach England berichtet. Er konnte noch nicht mit Sicherheit sagen, ob Ihr wirklich Joanna Stafford seid. Und er hatte keine Zeit, eine Botschaft nach England zu senden, bevor er unsere Verfolgung nach Gent aufnahm. So viel konnte ich immerhin aus ihm herausbekommen.«
    Mir wurde kalt bei Jacquards Worten. »Ist der Mann tot?«, fragte ich.
    Jacquard sah mich an, ohne ein Wort zu sagen. Es war Antwort genug. Nun hatte ich ein drittes Menschenleben auf dem Gewissen.
    Als ich mich nach einer Nacht unruhigen Schlafs ankleidete, war es trotz der frühen Morgenstunde schon drückend heiß, und wir hatten einen anstrengenden Ritt vor uns. Wir mussten uns sputen, um Gent vor Abend zu erreichen, denn dies war der Tag, an dem ich die Prophezeiung hören sollte.
    Doch die Hitze war, wie ich bald erfuhr, das geringste Problem. Als ich mit den anderen zusammentraf, eröffnete mir Chapuys, dass er uns nicht weiter begleiten würde.
    »Niemand darf von meiner Beteiligung an dieser Sache erfahren, Juana«, erklärte er mir. »So lautet der Befehl des Kaisers.«
    »Aber Ihr habt versprochen, mich nicht allein zu lassen«, entgegnete ich.
    Chapuys packte mich bei den Schultern und schüttelte mich. »Vertraut mir«, sagte er. »Vertraut Ihr mir?«
    Ich nickte.
    »Alles wird sich finden«, versprach Chapuys. »Ihr werdet in Euer Heimatland zurückkehren. Wenn Ihr nach vollbrachter Tat in England um Eure Sicherheit fürchten müsst, werden wir dafür sorgen, dass Ihr auf dem Kontinent leben könnt. Ihr könntet in die Obhut der Dominikaner zurückkehren – ein Platz in einem Kloster in den Niederlanden oder in Spanien wird sich ohne Mühe finden lassen. Wir lassen Euch nicht im Stich, Juana.«
    Ich wusste, das Chapuys recht hatte. Für eine Umkehr war es zu spät. Jacquard und ich setzten, von zwei Männern begleitet, den Ritt nach Gent in scharfem Tempo fort. Ich war schweißgebadet und taumelte beinahe vor Erschöpfung, als wir kurz vor Sonnenuntergang den Ort erreichten, wo Schelde und Leie zusammenfließen. Wo mir die dritte und letzte Prophezeiung offenbart werden sollte.
    Die Stadt schien mir so groß wie Antwerpen. Wir kamen an einer imposanten grauen Kathedrale vorüber, an vornehmen Häusern, an Klöstern und Zunfthäusern. Doch die Stimmung war eine merklich andere als die in Antwerpen, dieser großzügigen, weltoffenen

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