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Die Prophezeiung der Schwestern - 1

Die Prophezeiung der Schwestern - 1

Titel: Die Prophezeiung der Schwestern - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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kann.
    »Ja.« Ich rucke mit dem Kopf zur Tür. »Kommst du mit?«
    Ein strahlendes Lächeln breitet sich über ihrem Gesicht
aus. Sie nickt und springt zur Tür, als hätte sie jahrelang auf diese Einladung gewartet. Sie ist mutiger als ich, hat den Laden schon verlassen und hüpft leichtfüßig über den Gehsteig, während ich noch leise die Tür hinter mir schließe. Auf halbem Weg zur Ecke bleibt sie stehen und wartet auf mich.
    Gemeinsam gehen wir weiter. Luisas Augen liegen auf dem Rücken meiner Schwester, die mit Victoria vor uns hergeht. »Ich vermute, wir folgen ihnen, oder?«
    Ich nicke, während mir langsam die volle Tragweite unseres Handelns bewusst wird.
    Luisa scheint unbekümmert. »Wohin wollen sie?«
    Ich schaue zu ihr und zucke mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung.«
    Ihr Lachen ist melodisch und klingt glockenhell durch die Luft, sodass ein vorbeikommender Herr sich zu uns umwendet. »Wundervoll. Ein richtiges Abenteuer also.«
    Ich muss mit einem Lächeln kämpfen. Luisa ist ganz anders, als ich erwartet habe. »Ja, und eins, das uns ziemlich viel Ärger einbringt, wenn wir uns erwischen lassen.«
    Ihr Mund verzieht sich zu einem koboldhaften Grinsen. »Nun, wenigstens muss Victoria Alcott die Sache dann mit uns ausbaden.«
    Alice und Victoria bleiben auf dem Gehsteig vor einem Gebäude stehen, das sich kaum von dem Haus unterscheidet, in dem die Schule untergebracht ist. Sie reden miteinander und werfen gelegentliche Blicke in Richtung der Haustür, zu der ein paar Treppenstufen hinaufführen. Ich
habe nicht darüber nachgedacht, wie Alice reagieren wird, wenn sie herausfindet, dass wir ihr gefolgt sind, aber das lässt sich nun nicht mehr ändern. Hier gibt es keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Ihr Mund klappt auf, als sie Luisa und mich entdeckt.
    »Lia! Was … Was machst du hier?«
    Stummer Zorn beschattet Victorias Gesicht.
    Ich hebe mein Kinn, um deutlich zu machen, dass ich mich nicht einschüchtern lasse. »Ich habe gesehen, wie ihr den Buchladen verlassen habt. Ich wollte wissen, wohin ihr geht.«
    »Wenn du etwas verrätst«, zischte Victoria, »dann wirst du es bereuen. Du …«
    Alice wirft Victoria einen funkelnden Blick zu, der sie zum Schweigen bringt, dann betrachtet sie mich mit kühler Anerkennung. »Sie wird nichts verraten, Victoria. Nicht wahr, Lia?« Es ist keine Frage, die einer Antwort bedarf, und deshalb fährt sie fort: »Also gut. Komm mit. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Sie würdigen Luisa keines Blickes. Es ist, als wäre sie gar nicht hier. Als wir ihnen die Stufen hinauf zur Eingangstür folgen, wird mir klar, dass Alice meine Frage nicht beantwortet hat. Ohne zu zögern, geht sie hinauf, bis wir den Treppenabsatz erreichen. Dann streckt sie die Hand nach dem riesigen Türklopfer in Form eines Löwenkopfs aus, der auf der mit Schnitzereien verzierten Holztür ruht. Nervös scharren wir mit den Füßen, bis wir den Klang sich nähernder Schritte hören.

    Luisa zupft Alice am Ärmel. »Es kommt jemand!«
    Victoria verdreht die Augen. »Wir hören es, Luisa.«
    Luisas Onyxaugen blitzen verärgert auf, aber noch ehe sie zu einer Erwiderung ansetzen kann, wird die Tür geöffnet. Und fast im selben Moment sehen wir uns dem düsteren, stechenden Blick der Frau ausgesetzt, die auf der Schwelle steht.
    »Ja?« Sie misst jede von uns mit prüfenden Augen, als ob sie ergründen wollte, wer von uns es wagte, ihre Ruhe zu stören. Ich würde gerne auf Victoria deuten, aber dazu fehlt mir der Mut und auch die Gelegenheit.
    Denn Alice richtet sich auf und nimmt eine hochmütige Haltung an. »Guten Morgen. Wir möchten mit Sonia Sorrensen sprechen.«
    »Und wer, wenn ich fragen darf, sind Sie? Und in welcher Angelegenheit kommen Sie?« Die Haut der Frau hat die Farbe von dunklem Karamell. Ihre Augen sind etwas heller, fast bernsteinfarben. Sie erinnern mich an eine Katze.
    »Wir möchten, dass sie mit uns eine Sitzung durchführt, wenn es recht ist.« Alice gibt sich empört, als ob sich die Frau mit ihren Fragen irgendwelche Unverschämtheiten herausnehmen würde. Dabei ist Alice in den Augen der Frau nur ein junges Mädchen, noch dazu eins, das ohne Anstandsdame unterwegs ist.
    Die Augenbrauen der Frau zucken leicht in die Höhe. »Sehr wohl. Bitte treten Sie ein. Ich werde nachsehen, ob Miss Sorrensen Zeit hat, Sie zu empfangen.« Sie hält die
Tür auf, während wir im Gänsemarsch ins Haus gehen. Unsere Röcke rascheln und drängen sich in der Enge des

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