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Die Prophezeiung der Schwestern - 1

Die Prophezeiung der Schwestern - 1

Titel: Die Prophezeiung der Schwestern - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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Prophezeiung und alldem sind die Schwestern, du und Alice, Lia. Ihr seid Zwillinge. Das kann kein bloßer Zufall sein.« Sie bleibt stehen und lässt die Schultern hängen. »Also gut, vielleicht ist es wirklich nur Zufall, aber nehmen wir einmal an, es wäre anders. Wohin führt uns diese Annahme?«
    Ich nicke, erleichtert darüber, dass jemand anderer gewillt ist, die Last der Prophezeiung für den Moment auf seine eigenen Schultern zu laden.
    »Also«, sagt sie und geht wieder auf und ab. »Du bist der Wächter, deine Schwester das Tor. So weit ergibt das einen Sinn. Dein Zeichen ist anders, und du hast uns ja erzählt, dass Alice gar keins hat. Außerdem - seien wir mal ehrlich: Es ist schwer vorstellbar, dass sie über etwas wacht, außer über ihre eigenen Interessen.« Sie wirft mir ein verlegenes Lächeln zu. »Nichts für ungut.«
    Früher wäre ich gekränkt gewesen. Ich hätte mich auf die Seite meiner Schwester geschlagen. Aber ich kann Luisa ihre Meinung über Alice nicht übel nehmen und die Entschlüsselung der Prophezeiung und meine Aufgabe ist mir mit einem Mal wichtiger als die Loyalität meiner Schwester
gegenüber. Zumal ich mehr und mehr davon überzeugt bin, diese Schwester überhaupt nicht zu kennen.
    Ich lächle sie an. »Schon gut.«
    Luisa erwidert mein Lächeln liebevoll. »Gut. Also musst du es sein. Du bist der Wächter. Und wenn du der Wächter bist, ist Alice das Tor.«
    Ich nicke, froh und überrascht, dass aus ihrem Mund alles so einfach klingt. Dass Luisa so bereitwillig an alles glaubt, was meine Logik immer und immer wieder verworfen hat. »Ja. Das glaube ich wenigstens. Aber wie sollen wir den Rest herausfinden?«
    » Ausgestoßen aus dem Himmel, gingen ihre Seelen verloren. Doch die Schwestern fahren fort mit ihrer Schlacht, bis die Pforten ihre Rückkehr einfordern oder der Engel die Schlüssel zum Abgrund bringt. « Sonias Stimme weht durch den dunkler werdenden Stall. »Das ist der nächste Teil der Prophezeiung. Der Teil nach den Worten über die Schwestern. Vielleicht ist das unser nächster Hinweis.«
    Luisa lehnt sich zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. »Du hast vermutlich recht, Sonia. Wir müssen den Engel identifizieren und die Schlüssel finden. Vielleicht können wir dann den Rest verstehen.«
    »Ja, nur …« Sonias Stimme verstummt und sie beißt sich auf die Lippe.
    »Nur was?«, fragt Luisa.
    Sonias Augen zucken zu den Schatten in den Ecken des Stalls. »Was, wenn Alice die Schlüssel zuerst findet? Mal angenommen, die Schlüssel erklären das Rätsel der Prophezeiung
- wird sie dann nicht genauso fieberhaft danach suchen wie wir?«
    Sonias Erwähnung meiner Schwester lässt mir die Brust eng werden. Ich kann nicht aussprechen, was ich fühle - dass Alices merkwürdiges Verhalten mir Angst einjagt. Dass ich nicht nur Furcht davor habe, sie könnte die Schlüssel vor uns finden, sondern auch vor dem, was sie in der Zwischenzeit tun könnte.
    Ich schiebe meine Ängste beiseite. »Ich habe das Buch. Vielleicht kennt Alice gar nicht das ganze Ausmaß der Prophezeiung. Möglicherweise ist sie über ihre Rolle genauso verwirrt wie ich. Wenn ich das Buch vor ihr verborgen halten kann, verschafft uns das vielleicht genug Zeit, um die Schlüssel zu finden und zu überlegen, wie wir sie benutzen müssen.«
    Sonia nickt nachdenklich. »Vielleicht …«
    Die Schwere unseres Geheimnisses legt sich still über uns. Ich denke an die zahllosen Fragen, die vor uns liegen, und an die schiere Unmöglichkeit, die Antworten zu ergründen - und das bringt mich auf eine ganz andere Idee.
    »Luisa?«
    Sie lehnt an der Stallwand und kaut auf dem Strohhalm herum, mit dem sie gespielt hat. »Hmm?«
    »Kannst du auch reisen? In der Nacht, meine ich. Hast du seltsame Träume, in denen du fliegst?«
    Sie zögert und scharrt nervös mit den Füßen, ehe sie antwortet: »Nun, jeder hat doch Träume, Lia …«
    Sonia steht auf und betrachtet wie beiläufig das Zaumzeug
und die Sättel, die an der Wand aufgereiht sind. »Du musst keine Angst haben, Luisa. Ich reise seit Jahren mit den Schwingen. Lia hat erst vor Kurzem damit angefangen. Ich vermute, du hast ebenfalls diese Gabe, gemessen an der Tatsache, dass auch du das Zeichen trägst.«
    Luisa schüttelt den Kopf. »Aber das sind bloß Träume! Nur merkwürdige Träume, in denen ich fliegen kann. Es gibt doch bestimmt noch andere Leute, die im Traum fliegen!« Ihre Worte sprudeln aus ihr hervor, als ob sie sich schon lange danach

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