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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Geschehens nicht schlechter gefühlt zu haben. Es war, als hätte sie vorher den Tod in seiner Endgültigkeit gar nicht richtig begriffen, seine Ewigkeit nie begriffen. Kummer und Schuld kämpften in ihr um Raum und setzten sich beide durch.
    Sie brauchte … irgendetwas. Nicht bloß wieder auf Wanderschaft gehen. Nicht bloß der Angst vor diesem leeren Raum in ihr entgegentreten. Sie brauchte etwas anderes. Sie brauchte Vergebung. Aber von wem? Die beiden, die sie verletzt hatte, waren tot. Dann fielen ihr die Pilger ein, denen sie in Sandalwood begegnet war.
    Sie würde zur Quelle der Geheimnisse gehen. Eine wahre Pilgerschaft dieses Mal, eine Pilgerschaft, um Vergebung und Absolution zu bekommen. Kaum hatte sie ihre Entscheidung gefällt, fühlte sie sich besser. Zwar immer noch kummervoll, immer noch schuldbewusst, aber doch besser. Erneut weinte sie leise um den Rotschimmel. Dann schlief sie ein.
    Sie brach am nächsten Tag auf, nachdem sie eine lange Stunde bei Acton im Stall verbracht hatte. Auch er wurde älter, hatte jetzt seine volle Kraft erreicht. Seine Söhne trugen mittlerweile zum Einkommen des Gestüts bei. Gorham hatte drei seiner Nachkommen behalten, von unterschiedlichen, jedoch gleichermaßen aus guter Zucht stammenden Stuten, dazu einen weiteren Hengst aus dem Golden Valley. Der für Hengste bestimmte Stalltrakt war nun endlich voll belegt.

    Gorham befand sich in Pless bei einer Ratstagung. Bramble nahm sich vor, ihre Sachen zu packen und dann in die Stadt zu reiten, um sich von ihm zu verabschieden. Sie nahm ihr Silber mit - hauptsächlich stammte es von ihren Siegen bei Rennen - sowie die drei Pferde, mit denen sie gerade arbeitete, Mud, Campanile und Trine.
    Mud war ein kastanienbraunes Pony, das schon früh herausgefunden hatte, dass es stärker war als jeder, der versuchte, es herumzukommandieren. Es biss oder trat nicht, sondern weigerte sich einfach, beim Satteln und Absatteln mitzuarbeiten, indem es sich mit vollem Gewicht gegen einen lehnte oder sich auf die Hinterbacken setzte. Sein ehemaliger Besitzer hatte es kastrieren lassen, aber das hatte dem Temperament des Tieres keinen Abbruch getan. Nach einem Monat bei Bramble ließ es sich widerwillig von ihr den Bauchgurt umlegen und folgte ihr, wenn sie auf einem anderen Pferd ritt. Sie benutzte es als Packpferd.
    Campanile (blöder Name, dachte Bramble und nannte sie stattdessen Cam) war eine kapriziöse Fuchsstute, die ehemals Rennen geritten und als Fohlen misshandelt worden war und daher nun in Panik geriet vor der Peitsche und sogar vor den Zügeln, wenn sie diese auch nur aus den Augenwinkeln heraus sah. Bramble besaß nicht einmal eine Peitsche und ritt sie ohne Zügel, wie sie es auch bei dem Rotschimmel getan hatte. Sechs Wochen, nachdem sie sie übernommen hatte, war Cam fügsam und sogar begierig darauf, geritten zu werden, solange der Reiter Bramble war. Hätte man ihr noch einmal sechs Wochen gegeben, wäre sie sogar für Zügel und einen anderen Reiter bereit gewesen, aber Bramble glaubte, sie unterwegs schulen und dann verkaufen zu können, falls sie zusätzliches Silber benötigte.
    Trine war eine ebenso übellaunige wie intelligente
Schwarze, die Bramble günstig bekommen hatte, weil ihr Reiter während einer Hirschjagd von ihr gestürzt und dabei zu Tode gekommen war. Das Pferd war zum Mörder abgestempelt worden. Und möglicherweise war es das auch, denn es bestand kein Zweifel daran, dass es Menschen hasste. Es nutzte jede Gelegenheit zum Zwicken und Beißen, woraufhin ihr Bramble jedes Mal eins auf die Nase gab, wohl wissend, wie Gorham sie gelehrt hatte, dass Pferde Herdentiere waren und sie, Bramble, unter Beweis stellen musste, dass sie eine der älteren Stuten war, die in freier Wildbahn die Strafen verteilt hätte.
    Um ihr Interesse am Reiten wieder zu wecken, hatte Gorham Trine erst vor zwei Wochen für sie aufgetrieben. Brambles Mischung aus Disziplin und liebevoller Pflege zeigte nun gerade Wirkung. Von all den Pferden, die sie geschult hatte, war Trine das widerspenstigste und nahm am meisten Zeit in Anspruch, um gezähmt zu werden. Bramble mochte sie.
    Gorham kam an, als sie gerade auf Mud die Packtaschen festzurrte. Er stand einen Moment nur da, um die Situation zu erfassen. Dann half er ihr stumm dabei, fertig zu packen.
    »Wohin gehst du?«, fragte Gorham.
    »Weißt du, wo die Quelle der Geheimnisse zurzeit ist?«
    »Oben im Norden, habe ich gehört, in der Letzten Domäne. Dann ist sie also dein

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