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Die Prophezeiung der Steine

Die Prophezeiung der Steine

Titel: Die Prophezeiung der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Dorfsprecher geredet. Der Steuereinnehmer wird
uns im Austausch dafür ein Jahr lang die Steuern erlassen … Bloß ein Jahr, Faina …«
    Er entschuldigte sich dermaßen, dass ich einen Moment benötigte, bis ich begriff, dass ich in Leibeigenschaft gehen sollte. Erst war ich schockiert, aber dann war ich aufgeregt. An den Hof gehen! Bei den Hochzeitsvorbereitungen helfen! Und Leibeigenschaft war durchaus ehrenhaft. Selbst die Männer des Kriegsherrn rührten die Fronpflichtigen nicht an. Ich würde mir keine Sorgen wegen einer Vergewaltigung machen müssen, na ja, nicht mehr jedenfalls als in meinem Dorf, wo ein Mädchen, das eine ruhige Gasse entlangging, immer die Ohren spitzte, um den Klang von Hufen rechtzeitig zu wahrzunehmen.
    »Natürlich gehe ich, Papa. Vielleicht macht es ja sogar Spaß«, sagte ich, und selbst wenn ich nicht hätte gehen wollen, wären die Worte es wert gewesen, ausgesprochen zu werden, so viel Erleichterung lösten sie in seiner Miene aus.
    Also ging ich an den Hof und schrubbte Zimmer, die seit achtzehn Jahren nicht mehr geschrubbt worden waren, seit dem Namenstag von Lady Sorn. Und ich wusch vergilbtes Leinen, karrte Wasser heran und leerte Nachttöpfe und verrichtete all die Arbeit, die ich zu Hause auch immer tat, au ßer Käsemachen und Kochen. Es machte wirklich Spaß. Es waren noch viele andere Mädchen wie ich da, eigens für das Jahr der Hochzeit gekommen, und nachts war unser Zimmer voller Gekicher und Gespräche darüber, welche der bewaffneten Kämpfer am besten aussahen. Wir arbeiteten hart, aßen aber auch gut, und einige von uns - wenn ich mir die dürren betrachtete - aßen besser als je zuvor.
    Das Einzige, was mir missfiel, war die Tatsache, dass die meisten anderen Mädchen Ungläubige waren. Sie fluchten, ohne sich Gedanken zu machen, und hatten keinen Respekt
vor den Göttern. Mich lachten sie aus, weil ich immer vor Sonnenaufgang aufstand, um zum Felsaltar zu gehen. Was wussten sie denn?
    In dem grauen Halblicht vor dem Felsaltar zu knien, den Wind in der Dämmerung zu spüren und in dem Wissen, dass die Götter wach wurden, meine Gebete zu verrichten, in der Gegenwart der Götter zu sein, und zu wissen, dass sie zuhörten, das alles war der Mittelpunkt meines Tages, der Mittelpunkt meines Lebens, der Ruhepol, der mich voller Freude arbeiten, lachen, essen und schlafen ließ, weil die Götter mich begleiteten.
    Am Felsaltar war immer die gleiche Handvoll Menschen, ein alter Mann aus den Ställen, eine Frau namens Aldie aus der Küche, ein Laufjunge des Schmieds, eine junge Frau vom Hof. Wir beteten in Stille und warteten auf die morgendliche Dämmerung, und mit einem Lächeln füreinander entfernten wir uns wieder.
    Erst am dritten Tag erkannte ich, dass die junge Frau Lady Sorn war, und das auch nur, weil der alte Mann »Morgen, also, ist der große Tag, meine Dame« sagte, woraufhin sie ihn anlächelte und nickte.
    »Der Sohn von Lord Thegan wird am Vormittag hier sein«, sagte sie.
    »Mögen alle Götter Euch segnen, meine Dame«, sagte er.
    »Danke, Sip«, sagte sie. Dann schaute sie mich neugierig an. »Bist du eine der neuen Zofen?«
    Ich machte einen tiefen Knicks. »Faina, meine Dame.«
    »Du bist sehr fromm, Faina.«
    Ich wurde rot. Mama war da immer anderer Ansicht gewesen. »Ich komme gern zum Felsaltar, meine Dame.«
    »Ich auch. Aber ich hatte noch nie eine Zofe, die mich dorthin begleitet hätte.« Sie lächelte schief, doch ihre wunderschönen
grünen Augen waren warm. »Man kann niemandem befehlen zu beten.«
    Ich erwiderte ihr Lächeln. »Nein, meine Dame. Das würde den Göttern nicht gefallen.«
    »Nein, das würde es nicht. Komm mit mir.«
    Ich folgte ihr in ihre Räume. Und von diesem Moment an war ich ihre eigene, ihre besondere Zofe. Ein Geschenk der Götter. Ganz gleich, was sonst noch geschehen ist, das war ein Segen. Heute glaube ich, sie könnte eine von denjenigen sein, die, ohne es zu wissen, ein Werkzeug der Götter sind.
    Wir unterhielten uns häufig und lang, sie und ich, allerdings an jenem ersten Tag nicht, denn es gab zu viel für die Hochzeit vorzubereiten. Aber im Verlauf der nächsten Wochen und Jahre lernte ich ihr Leben kennen.
    Sie war verärgert darüber gewesen, verheiratet zu werden, ohne dass ihr Vater sie überhaupt fragte, hatte damit aber schon lange gerechnet. Der alte Lord Wyman behandelte seine Frauen wie Hunde und Pferde - Zuchttiere waren ihren Unterhalt nur wert, wenn sie auch gebaren. Ha! Drei Frauen hatte er,

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